Suppen und Saucen Polarisierung im Markt

Die Warengruppe braucht neue Impulse. Von der Handelsmarke kommen diese nicht. Clean Labeling heißt das aktuelle Thema. Die Light Welle verebbt.

Dienstag, 14. September 2010 - Sortimente
Dieter Druck

Die Deutschen lieben Suppen. Die Marktentwicklung der vergangenen Jahre belegt dies. Jetzt haben sie aber offensichtlich ein Haar in selbiger gefunden. In den ersten sechs Monaten des Jahres ging der Gesamtmarkt gegenüber dem Vorjahreszeitraum wertmäßig um 5,5 Prozent auf rund 282 Mio. Euro zurück. Auch der Absatzrückgang passt mit minus 4,6 Prozent weitgehend zu dieser Entwicklung (Nielsen LEH, DM und Aldi). Keines der Marktsegmente (Trocken-, Nass-Suppen etc.) blieb davon unbehelligt. Aber kein Grund zur Krisenstimmung die hohe Zeit der Suppen steht in diesem Jahr erst an. Dabei fungieren sie nicht mehr allein als klassische Vorspeise, sondern auch als kleine Hauptmahlzeit.

Der Rückgang bei den Nass-Suppen kommt im ersten Halbjahr laut Nielsen in erster Linie aus dem Bereich Handelsmarken und betrifft vor allem die so genannten kooperierenden Discounter (Netto, Penny etc.). Aber auch in den übrigen Vertriebslinien blieben die Umsätze in diesem Segment hinter den Vorjahreserlösen zurück. Im Vorjahr kam das Wachstum noch aus dem Harddiscount. Anders als die Private Labels erweist sich das Markengeschäft über alles gesehen als relativ stabil.

In der Sektion Trockensuppen setzt sich mit minus 6,6 Prozent der negative Markttrend seit drei Jahren fort. Betroffen sind laut Mafo sowohl Marken als auch Handelsmarken. Nielsen erklärt dies mit einem generellen Konsumrückgang. Noch vergleichsweise bescheiden fällt das Minus mit 3,9 Prozent bei Brühen/Boullion (trocken und flüssig) aus. Aber alle Hauptanbieter verlieren. „Neuprodukte haben bislang den Markttrend nicht umkehren können“, sagen die Marktbeobachter. Für eine gewisse Bewegung sorgen kleinere Anbieter, die mit Konzepten wie Bio oder Clean Label in diesem Umfeld wachsen. Allerdings sind deren Marktanteile vergleichweise gering und bringen letztlich auch kein allgemeines Wachstum in diesem Teilmarkt.

Maggi entwickelt sich dagegen im rückläufigen Trockensegment nach eigenen Angaben mit einem Plus von 1,8 Prozent deutlich positiver. Dabei erkennen die Frankfurter eine Polarisierung im Markt. Gefragt seien einerseits die Premiumrange wie Maggi Meisterklasse und andererseits Basissuppen wie Maggi Guten Appetit!. Weiterhin Bestand hat auch der Trend zu Suppen mit nutritionellem Mehrwerten wie fettarm, mild gesalzen (insbesondere bei Kinderprodukten) oder mit viel Gemüse. Ebenso erfahren „reichhaltige“ Suppen eine verstärkte Nachfrage. Ein weiteres Wachstumssegment sind Suppen für Kinder. Da auch Kinder Abwechslung und Vielfalt schätzen neben den Klassikern wie der Buchstaben-Suppe das Angebot im Segment der 5-Minuten-Terrinen sowie mit der Märchen-Suppe ausgebaut. Sie kam im Juli in den Handel, zeitgleich mit der Familien-Suppe sowie der Cremigen Tortellini-Suppe. Weitere Neuheiten kündigt Maggi für die kommenden Monate an.

Die H.J. Heinz GmbH gewinnt nach eigenen Angaben mit Sonnen Bassermann in diesem Umfeld Marktanteile und das Sortiment unter der Lizenzmarke Weight Watchers zeige sich stabil in einem „momentan schwierigen Light-Segment“. Unter Sonnen Bassermann wurden im vergangenen Jahr Premiumsuppen eingeführt, „die mit Abverkäufen über dem Wettbewerbsniveau und mit 13 Prozent neuen Kategorieverwendern für Impulse sorgen“, heißt es in Düsseldorf. Zum September kommen unter der Marke neue 1-Teller-Eintöpfe auf den Markt. Auch unter Weight Watchers werden 1-Portions-Konzepte bei Nasssuppen umgesetzt und künftig ausgebaut. Zusätzlich werden zwei Varianten unter den Tafelfertigen Suppen sowie bei den Instant Cups noch in diesem Jahr im Handel eingeführt.

Der Feinkostanbieter Rila?  (? Jürgen Langbein) meldet ebenfalls eine positive Entwicklung im Segment der Nass-Suppen. Forciert werden derzeit, basierend auf einer steigendenden Konsumentennachfrage, die internationalen Geschmacksrichtungen. Dabei werden die Ansprüche Authentizität und Convenience bedient.

Kein neues, aber ein großes Thema im Markt der Suppen und Saucen ist der Verzicht auf Farb-, Konservierungs- und geschmacks- verstärkende Stoffe. Dem kann sich kein Anbieter entziehen. Jürgen Langbein arbeitet seit Jahren schon in diese Richtung. Aktuelles Beispiel ist der Bratenfonds im 500-ml-Glas. Auch bei Nestlé sind Produktentwicklung und Rezepturoptimierung unter diesem Gesichtspunkt ein kontinuierlicher Prozess. „Dies beinhaltet häufig aufwändige Forschungs- und Entwicklungsarbeit und ist deshalb in der Branche auch noch kein Standard“, argumentiert man in Frankfurt. Darüber hinaus setzten die über allem stehenden Geschmacksanforderungen der Konsumenten sowie Aspekte wie Haltbarkeit und Lebensmittelsicherheit den Ganzen auch Grenzen. H.J. Heinz sieht Sachen Clean Labeling auch als Wettbewerbs-Instrument „Da wir in Bezug auf die Reduktion von Zusatzstoffen richtungsweisend sind, erachten wir diesen Status und den weiteren Ausbau als wichtiges Differenzierungselement. Unsere Vorreiterrolle trägt nach unserer Auffassung dazu bei, dass wir mit unseren Marken überproportional beim Verbraucher gewinnen“, heißt es.

Abgesehen von der Bedienung aktueller Trends ist auch das Thema Promotions, themenspezifisch und saisonal, bei Suppen und Saucen aus Herstellersicht noch nicht ausgereizt. Herbst / Winter und im Speziellen die Weihnachtszeit bieten ein absatzträchtiges Umfeld. Darüber hinaus erwarten die Hersteller, dass der LEH vom anhaltend steigenden Außer-Haus-Suppenkonsum profitiert.

{tab=Saucen-Fakts}
Der Markt für Saucen ist im 1. Halbjahr 2010 leicht rückläufig bei nahezu gleichbleibendem Absatz (Basis: Nielsen; LEH, Drogeriemärkte und Aldi; ohne TK).


Die markantesten Veränderungen erfährt derzeit das Segment Trockensaucen mit einem Umsatzminus gegegenüber Vorjahr von knapp 7 Prozent. Laut Nielsen sind allgemeiner Konsumrückgang sowie ein Austausch mit Wettbewerbsprodukten aus den Kategorien Nass-Saucen und Fix-Produkte die Ursache. Fixprodukte verzeichnen bei stabiler Menge einen leichten Umsatzrückgang von 2 Prozent, sicherlich ein Effekt der Aktionspolitik. Positiv fallen die Nass-Saucen auf. Hier ist ein kleines Umsatzplus von 0,8 Prozent aufgelaufen (106 Mio. Euro, inklusive gekühlt). Das Plus rührt in erster Linie von den gewürzten Produkten auf Basis gestückelter Tomaten. Die gekühlte Fraktion wird von Nielsen aktuell nicht als eine der treibenden Kräfte im Markt erkannt.

{tab=Neue Produkte}



{tab=Diagramm, Negative Entwicklung}
Umsatz mit Suppen-Erzeugnissen (o. TK), in Mio. Euro, 1. Halbjahr 2010; (LEH, Drogeriemärkte, Aldi); in Klammern: Veränderungen gegenüber Vorjahr in Prozent