Bio Wachstum gebremst

Die Preisrunden der Discounter haben auch im Bio-Markt ihre Spuren hinterlassen. Vollsortimenter und Hersteller geben sich jedoch weiterhin optimistisch.

Dienstag, 07. September 2010 - Sortimente
Bettina Röttig

Wie gewonnen, so zerronnen. Ist der Bio-Boom der vergangenen Jahre vor allem auf den Einstieg der Discounter in die Vermarktung von Öko-Produkten zurückzuführen, haben nun die gezielten Preissenkungen der Billigheimer maßgeblich dazu beigetragen, dass der Umsatz des gesamten Bio-Marktes 2009 im Vergleich zum Vorjahr stagnierte oder sogar leicht rückläufig war, so die Einschätzungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Zum gewünschten Effekt eines höheren Mengenabsatzes führten die Preisaktionen im Discount nicht. „Das Verkaufsargument Preis bzw. der Versuch qualitativ hochwertige Bio-Produkte möglichst billig anzubieten, schadet Bio generell und wirkt sich langfristig auch ungünstig auf den Absatz und vor allem auf das Image von Bio aus“, warnt Michael Seiler, Vertriebs- und Marketingleiter der Molkerei Söbbeke.

Insgesamt geben sich Vollsortimenter und Markenhersteller mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr jedoch zufrieden. Bio-Vorreiter Tegut konnte in keinem Sortiments-Bereich einen Rückgang der Bio-Nachfrage erkennen. „Generell hat sich die Nachfrage nach Bio-Produkten im vergangenen Jahr auf hohem Niveau stabilisiert“, heißt es aus der Edeka-Zentrale in Hamburg. Die verschiedenen Bio-Ranges der Handelsmarken konnten bei den Kunden über alle Warengruppen hinweg punkten. Auch die Edeka Südwest ist mit der Entwicklung des Bio-Segments zufrieden. Sie konnte ihre Bio-Umsätze trotz des Preisverfalls halten. Dazu beigetragen habe vor allem die permanente Bewerbung von Bio-Artikeln über die wöchentlichen Faltblätter sowie die Einführung neuer Bio-Obst- und -Gemüse-Produkte unter der Eigenmarke „Unsere Heimat echt & gut“. Einen Rückgang der Nachfrage hat die Regionalgesellschaft zum Teil bei Bio-Premium festgestellt. Umgekehrt griffen Verbraucher in den vergangenen Monaten verstärkt zu Bio-Artikeln, die nur geringfügig teuerer sind als konventionelle Markenartikel. Rewe konnte nach eigenen Angaben die Umsätze mit Rewe Bio zweistellig steigern. Dabei liegt der Umsatzanteil der Eigenmarke am Bio-Umsatz von Rewe mittlerweile bei mehr als 95 Prozent.

„Der Bio-Kunde gleicht sich hinsichtlich seiner Kaufwünsche zunehmend dem konventionellen Käufer an. Dementsprechend konnten Convenience-Produkte ebenso zulegen wie Obst und Gemüse“, hat man bei Rewe beobachtet. Auch bei der Edeka gelten Bio-Obst und -Gemüse traditionell als starkes Zugpferd. Hier haben in den vergangenen Monaten auch Molkereiprodukte, darunter Spezialitäten wie Berg- und Feta-Käse, sowie Frucht- und Gemüsesäfte deutlich zugelegt. Generell achten die Verbraucher auch bei Bio verstärkt auf den Faktor „Genuss“, so die Beobachtung der Hamburger. Hochwertige Rohstoffe und Spezialitäten seien zunehmend gefragt. „Es wird immer mehr zu einer Frage der Beschaffung der richtigen Qualitäten kommen“, meint auch Tegut-Chef Thomas Gutberlet in Bezug auf die weitere Entwicklung des Bio-Marktes. „Nur wenn die Rohstoffsituation sich weiterentwickelt, kann auch der Gesamtmarkt wachsen.“ Verhalten positiv ist auch die Stimmung bei den Herstellern. „Der Bio-Hype der letzten Jahre ist vorbei“, so Bernd Schmitz-Lothmann, Geschäftsführer der Biozentrale Naturprodukte GmbH. Er rechnet jedoch mit einer weiterhin positiven Entwicklung des Bio-Marktes mit moderaten Zuwachsraten, während die Molkerei Söbbeke von Umsatzsteigerungen zwischen 5 und 10 Prozent ausgeht.

Für das Jahr 2010 halten die Markenartikler einige Neuheiten bereit, mit denen sie beim Verbraucher punkten wollen. Die Molkerei Söbbeke setzt vor allem auf das Thema Fußball-WM. Bereits zur letzten WM hatte der „Cheese Kick“ den Umsatz der Marke Söbbeke angekurbelt. Der Neu-Auflage „African Cheese Kick“ verleiht die afrikanische Gewürzmischung „Harissa Tuareg“ eine besondere Würze. Die Auslieferung erfolgt von Anfang März bis Anfang Juni. Dem Schnittkäse wird mit dem „African Choco Kick“, einem Vanillejoghurt mit Schokoballs im 500-g-Pfandglas, ein weiteres WM-Produkt an die Seite gestellt.


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Der Ausbau des Sortiments mit starker Fokussierung auf die sich verändernden Verbraucherwünsche, u.a. hin zu Nachhaltigkeit und Hochwertigkeit, stehen bei der Bio-Zentrale Naturprodukte GmbH für 2010 auf der Agenda. Das Unternehmen erweitert unter der Marke Biozentrale seine Cerealien-Range um hochwertige Produkte. Zudem werden ein Asia-Sortiment sowie eine Gebäck-Linie eingeführt.

„Fair, Bio und klimaneutral sind Themen, die auch in den kommenden Jahren auf dem Teller eine wichtige Rolle spielen, daher wird Differenzierung zum Wettbewerb anhand von Verbandsware immer wichtiger“, so Luis Löhle, Vertriebsleiter von BioGourmet. Die Marke hat gerade Sultaninen, Aprikosen und Feigen mit dem Naturland-Zeichen versehen. Die Produkte stammen aus dem eigenen Anbauprojekt in der Türkei und sind fair gehandelt.

Auch die SHB Stellisch Hanseatische Biomanufaktur setzt ab sofort auf die Kombination Bio plus fair. Ab Frühjahr 2010 erweitert das seit vergangenem Jahr zu Darboven gehörende Unternehmen sein Sortiment um getrocknete, entsteinte Datteln und Mango in Stücken aus Fairem Handel.

„Der konventionelle LEH kann den Absatz der Bio-Produkte durch die Fokussierung auf das Thema Genuss und weniger auf die Bio-Schiene weiter steigern“, ist man auch bei Rila Feinkost-Importe der Meinung. Das Unternehmen hat seine Bio-Linie rinatura einem Relaunch unterzogen. Der neue Markenauftritt wird auf der BioFach erstmals dem Fachpublikum vorgestellt.

Das Thema Premium-Genuss stellt auch Roggenkamp Organics in den Vordergrund. Das Unternehmen erweitert ab April/Mai sein Chilled-Food-Sortiment um frische Salatsaucen. Darüber hinaus wird es ab Sommer zwei Weine in Kooperation mit dem Weingut Dreissigacker geben, einen Riesling und einen Grauburgunder.

Nicht nur mit Innovationen wollen Bio-Markenartikler 2010 punkten. Vor allem Verkostungsaktionen im Handel sollen die Abverkäufe ankurbeln. Auf „witzige und interessante Aufklärungskampagnen“ setzt die Großbäckerei Mestemacher. Für die Monate März bis Juli hat das Unternehmen die Couponing-Aktion „Ernähr-Bär“ geplant. Per Aufkleber und Website-Information unterstützt Mestemacher so gemeinsam mit der Deutschen Adipositas-Gesellschaft die Aufklärung über die gesundheitlichen, psychischen und sozialen Folgen von Übergewicht und Diabetes von Kindern und Erwachsenen.

Sportsponsoring und eine Aktion für die Deutsche AIDS-Stiftung stehen bei dem Trockenfrüchte-Experten Richard Janssen im Fokus der Marketingaktivitäten rund um die Marke Della Natura. Von jedem verkauften Della-Natura-Produkt gehen 5 Cent an die Stiftung. Das Unternehmen Fish&More unterstützt den Absatz seiner Produkte unter der Marke followfish erstmals mit Radiospots. Noch Ende Februar wird die erste Funkspot-Serie mit mehr als 1 Mio. Kontakten im SWR starten. „Eine für unseren Bereich eher außergewöhnliche Maßnahme“, so Geschäftsführer Jürg Knoll. Höhepunkt der Aktion, die auch durch Flugblatt-Aktionen bei Edeka und Rewe unterstützt wird, ist die Woche vor Ostern. Im zweiten Halbjahr soll die Kampagne voraussichtlich national ausgeweitet werden.

Marktentwicklung

Distributionsaufbau und Neulistungen im Lebensmittelhandel hatten dem Bio-Markt in den vergangenen Jahren zweistellige jährliche Zuwachsraten beschert. Dieses dynamische Wachstum wurde 2009 vorerst gestoppt. Nach Angaben von Nielsen legte das Segment über alle Warengruppen hinweg in den ersten neun Monaten im LEH (inkl. Drogeriemärkte) um 1 Prozent zu. Zum Vergleich: der Food-Markt insgesamt war um 2,4 Prozent rückläufig. Nach einer vorläufigen Schätzung der AMI für das Gesamtjahr stagnierte der Bio-Markt auf dem Niveau von 2008 (5,8 Mrd. Euro) oder war sogar leicht rückläufig.

Neben dem Preisverfall waren auch Sortimentsreduzierungen bei den Discountern, beispielsweise durch die Fusion von Plus und Netto, eine Ursache für diese Entwicklung. Laut AMI zählten folgende Warengruppen in den ersten neun Monaten 2009 mit zweistelligen wertmäßige Zuwachsraten zu den Rennern im Bio-Segment: Babynahrung (16,5 Prozent), Alkoholhaltige Getränke (13,4 Prozent), Frischfleisch (13,1 Prozent) und Brotaufstriche (11,8 Prozent). Besonders deutlich gingen die Umsätze bei Kartoffeln (-13,5 Prozent), Milchrahmerzeugnissen (-12,2 Prozent), Obst (-9,8 Prozent) und Backwaren (-9,7 Prozent) zurück. Auch in den Kategorien Alkoholfreie Getränke, Käse und Süßwaren in Bio-Qualität waren die Umsätze rückläufig.

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