Biofach Strukturwandel

Während der konventionelle LEH zahlreich zur BioFach nach Nürnberg strömte, fehlten in diesem Jahr die Naturkostfachhändler.

Dienstag, 07. September 2010 - Sortimente
Bettina Röttig

Rund 7 Prozent weniger Aussteller (2.557 gegenüber 2.733 2009) und Fachbesucher (43.500) als im Vorjahr – auf den ersten Blick ein ernüchterndes Ergebnis für die Nürnberger Messe. Doch die Veranstalter gaben sich angesichts der weltweit angespannten wirtschaftlichen Lage durchweg zufrieden. Das galt im Großen und Ganzen auch für die Aussteller. Der konventionelle Lebensmittel-Einzelhandel war gut vertreten, die Qualität der Gespräche stimmte. Insbesondere der SEH sei zahlreicher erschienen als in den Vorjahren, hieß es.

„Die Selbstständigen nutzen die Messe insbesondere, um nach Besonderheiten zu suchen, mit denen sie sich vom Wettbewerb abgrenzen können“, so Michael Seiler, Vertriebs- und Marketing-Leiter bei der Molkerei Söbbeke. Enttäuschend hingegen fiel die Besucher-Frequenz an den Ständen in Bezug auf den Bio-Fachhandel aus. Grund hierfür nach Meinung der Aussteller: der veränderte Messerhythmus. Viele Ladner hatten im Vorfeld gar nicht mitbekommen, dass die Messelaufzeit um einen Tag nach vorne gezogen wurde, wusste ein Hersteller zu berichten.

Dass sich die Konsumenten nicht mehr mit dem Aspekt Bio alleine zufrieden geben, hat sich die Branche augenscheinlich mehr denn je zu Herzen genommen. Zusatznutzen wie Gesundheit, Convenience, Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung sind gefragt und werden immer stärker in die Produktkonzepte integriert. Mit dem Thema des Jahres Organic + Fair bot die Messe einem dieser Aspekte eine breite Plattform.

Mit „Knochenstark“ und „Immunstark“ stellte Haus Rabenhorst zwei neue Bio-Mehrfrucht-Säfte für Kinder unter der Traditionsmarke Rotbäckchen vor, die einer Unterversorgung von Zink, Calcium und Vitamin D gezielt entgegenwirken sollen. Die Produkte seien selbsterklärend und stießen beim Handel auf offene Ohren. Im vergangenen Jahr konnte die Marke um rund 45 Prozent zulegen. Insbesondere die national ausgestrahlten Radio-Spots steigerten die Markenbekanntheit.

Auch Verival Bio fokussiert sich auf den Aspekt Gesundheit/Wellness und präsentierte eine neue Müsli-Range unter dem Namen Active. Sogenannte Superfrüchte wie Acerola und Cranberries, aber auch Urkorngetreide versprechen mehr Vitalität und Energie. Auch für das Convenience-Segment haben die Tiroler einige Neuheiten in petto, beispielsweise fertige, nicht kühlbedürftige Gemüse-, Dinkel- und Grünkern-Bratlinge sowie Trockenfertiggerichte auf der Basis von Couscous und Bulgur.

Auf die Kombination Convenience und Regionalität setzen die Fleischwerke Zimmermann. Ab sofort wird das Biolance-Sortiment des Tannhausener Unternehmens um ein weiteres Frische-Convenience-Gericht für das Kühlregal ergänzt: Schwäbische Krautschupfnudeln in Bio-Qualität. Das Gericht ist in nur sieben Minuten servierfertig.

Das Thema Regionalität wird auch von der Andechser Molkerei Scheitz weiter forciert. Das Unternehmen stellte dem Fachpublikum u.a. Demeter Joghurt mit Herkunftsgarantie in den Sorten Natur, Schwarze Johannisbeere, Holunderbeere und Holunderblüte vor. Milch und Früchte stammen aus dem Alpenvorland.

Auf bewährten Inhalt in neuen Kleidern setzen in diesem Jahr Rila Feinkost-Importe mit ihrer Bio-Marke Rinatura, die Teutoburger Ölmühle und Golden Temple Products mit Yogi Tee. So wurde das Rinatura-Sortiment einem kompletten Relaunch unterzogen. Lifestyle, Genuss und gesunde Ernährung sind die Werte, die über den neuen Markenauftritt vermittelt werden sollen. Größte Veränderung: der Aspekt Bio wurde in das Logo integriert. Zudem werden die jeweiligen Hauptzutaten kulinarisch in Szene gesetzt.

Auch die Teutoburger Ölmühle hat ihr Markenbild überarbeitet. Verbraucherumfragen hatten ergeben, dass sich die Premiumqualität der Kernöle nicht stark genug im Markenauftritt widerspiegelte. So wurde die Gestaltung der Etiketten insgesamt edler, der stilisierte Rapskern im Unternehmenslogo wurde durch das Bild einer goldenen Mühle ersetzt, die als Symbol für deutsche Herkunft und traditionelles Handwerk steht. Angaben zu Geschmack und Herstellung sowie zur Verwendbarkeit in der Küche (kalt, warm oder hocherhitzbar) sollen dem Verbraucher dabei helfen, sich für das richtige Produkt zu entscheiden.


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