SB-Brot Sorgenkind Prebake

Geschäftsführer Frank Kleiner (Foto) spricht von schmerzlichen Verlusten im Bereich Backstationen mit Auswirkungen auf das Unternehmensergebnis. SB-Brot läuft bestens und in der Krise bewährte sich auch der eigene Frischdienst.

Mittwoch, 26. August 2020 - Sortimente
Susanne Klopsch
Artikelbild Sorgenkind Prebake
Bildquelle: Frederik Röh

Das Unternehmen Harry-Brot steht für ein tägliches Frischdienst-Geschäft mit Belieferung der einzelnen Märkte: Wie haben sich die Beschränkungen in der Pandemie darauf ausgewirkt?
Frank Kleiner: Glücklicherweise ist es nicht zu Abriegelungen von Bundesländern, Regionen oder Städten gekommen, sodass unsere Ware ungehindert in den Frischdienst ging und die Touren planmäßig gefahren werden konnten. Das Bestellverhalten unserer Handelspartner als Folge der unvorhersehbaren Verbraucherkäufe hat uns auf die Probe gestellt. Das war für Harry zwar eine Herausforderung, die wir am Ende aber gut gemeistert haben.

Toast, Sandwiches, Aufbackwaren waren der Renner gerade zu Beginn der Beschränkungen: Ist das immer noch so, oder hat sich das Kaufverhalten wieder etwas entspannt beziehungsweise verändert?
Den halbjährlichen Zuwächsen von sieben Prozent bei Toast/Sandwich und 20 Prozent bei Fertigbackware stehen gravierende Umsatzeinbußen an den Backstationen aufgrund von fehlender Kauffrequenz im Handel gegenüber. Zu der Vollauslastung auf unseren Anlagen für Produkte zum Fertigbacken sowie Schnitt- und Toast-/Sandwichbrot, die wir sonst nur kurzfristig zu Feiertagen kennen, gab es auch mangelnde Bestellungen bei Prebakeware, besonders Brötchen und Snacks. Mit der Lockerung der Kontaktbeschränkungen hat sich das Einkaufsverhalten im SB-Brotregal normalisiert. An der Backstation geht die Entwicklung in Richtung Vorjahr schleppender.

Ihr Unternehmen hatte im April sogar Lieferprobleme bei gewissen Sortimenten: Wie haben Sie das wieder in den Griff bekommen?
Das temporäre Weglassen von einigen wenigen Sorten beruhte nicht auf Lieferproblemen. Es diente allein dem Umstand, durch die Konzentration auf ein etwas gestrafftes Sortiment insgesamt mehr Menge bei Schnittbrot, Toast/Sandwich und Produkten zum Fertigbacken liefern zu können. Die Maßnahme ist beim Handel und bei den Verbrauchern auf viel Verständnis gestoßen. Nachdem sich das Kaufverhalten nach Ostern wieder normalisiert hat, haben wir wieder unser volles Sortimentsprogramm gebacken und geliefert.

Sorgenkinder sind derzeit aus Ihrer Sicht sicherlich die Bake-off-Stationen im Handel: Wann sehen Sie dort wieder ein nennenswertes Geschäft?
Das Geschäft in den Bake-off-Stationen ist ja nicht zum Erliegen gekommen, allerdings sind die Rückgänge auf Grund von fehlender Kauffrequenz schmerzlich. Den Verbrauchern steht nicht der Sinn nach Impulskäufen, die bekanntermaßen die Umsatztreiber an der Backstationen sind. Das wird sich auch im Unternehmensergebnis auswirken.

Wie wirkt sich die Pandemie auf Ihre Aktionsplanung aus?
Mit der Normalisierung der Kaufmengen finden im üblichen Umfang auch wieder Aktionen für unsere Sortimente statt. Besondere Bemühungen gibt es dabei für das Prebake-Geschäft, zum Beispiel mit einer Grillpromotion.

Wie findet Produktentwicklung in Zeiten von Corona statt?
Auch in Corona-Zeiten stehen unsere Produktentwickler nicht still. Selbst wenn sie nicht wie üblich in unseren Werken präsent waren, haben sie doch die Zeit genutzt, um sich mit neuen Ideen zu beschäftigen. So sind uns Produkteinführungen im März, beispielsweise mit „Schweizer Weckli“ und „Anno 1688“ gelungen, denen noch die Lineextention mit „Anno 1688 – traditionell“ im Juni gefolgt ist. Schließlich sind wir im August noch mit zwei neuen Sorten Bio-Sandwich unter unserer Top-Marke Sammy’s erfolgreich gestartet. Ab September werden wir noch mit zwei weiteren Sorten der stetigen Nachfrage nach proteinreichen Produkten im Segment Sandwich und Toastbrötchen nachkommen.

Wie läuft es mit der Integration des alten Kronenbrot-Standortes Witten?
Die Bäckerei in Witten ist in das Harry-Netzwerk mit Belieferung und Logistik innerhalb kürzester Zeit integriert worden. Wir sind froh, dass wir diesen Standort mit vielen motivierten Mitarbeitern haben.

Sind die Arbeiten am neuen Logistikstandort Oer-Erkenschwick durch Corona-Beschränkungen ins Stocken geraten oder bleibt es beim Zeitplan?
Die Planungen für die neue Vertriebsstelle sind nun konkret und die erforderlichen Genehmigungen erteilt. Am Freitag, 7. August, wurde der erste Spatenstich ausgeführt. Die Fertigstellung ist für Frühjahr nächsten Jahres geplant.

Wir leben ja in der „neuen Normalität“: Gilt das auch für den Export?
Unser Hauptmarkt ist Deutschland und der hiesige Lebensmitteleinzelhandel. Hier sehen wir auch in den nächsten Jahren weitere Wachstumspotenziale. Natürlich bietet auch der Export Wachstumschancen, vor allem bei länger haltbaren, beziehungsweise tiefgekühlten Produkten.

Wie hat sich das Export-Geschäft in den vergangenen Wochen denn verändert beziehungsweise entwickelt?
Das Exportgeschäft ist besonders im TK-Markt teils dramatisch zurückgegangen. In Ländern, wo das öffentliche Leben teils zum Erliegen gekommen ist, fand kaum noch Außer-Haus Geschäft statt. Und die Einkaufsfrequenz hat sich deutlich reduziert. Bei verpacktem Brot ist dagegen das Geschäft, besonders in der „Bevorratungswelle“, deutlich angestiegen, so wie ja auch im deutschen Markt.

Wie haben Sie reagiert?
Wir haben in unseren TK-Werken auf kleinere Gebinde umgestellt, um verpackte Brötchen als Alternative zu MAP-Ware anzubieten. Darüber hinaus konnten wir auch mehr geschnittenes, verpacktes Brot anbieten. Letztlich sucht der Verbraucher in diesen Zeiten vor allem nach verpackten Lebensmitteln.

Wie ist aktuell die Lage für Sie auf den ausländischen Märkten?
Da auch im Ausland die meisten Händler ihre Backstationen offen halten, beziehungsweise wieder geöffnet haben, ist aktuell ein Worst Case nicht eingetreten. Wir arbeiten weiter daran, partnerschaftlich mit unseren Kunden das Geschäft im Ausland voranzutreiben. Allerdings können wir bei Harry sagen, dass der deutsche Markt weiterhin für uns maßgeblich ist.

Das Jahr war bislang, gelinde gesagt, eine Herausforderung: Was steht für Sie bei der Zukunftsplanung jetzt an?
Unter den Vorzeichen der Pandemie ist es eine wirtschaftliche Herausforderung, die für das Geschäft mit Brot erforderlichen Prozesse präzise zu gestalten. Diese gilt es stetig weiter zu verbessern – im Sinne der Tagesfrische, der Nachhaltigkeit und vor allem der Kundenzufriedenheit.