Tee Qualität für zweites Halbjahr nicht sicher

Schwierige Rohwarenbeschaffung und Labore, die statt Teequalität auf das Corona-Virus testen: Frank Schübel übernimmt den Vorsitz des fusionierten Tee und Kräutertee Verbands in einer Zeit, in der Zusammenhalt besonders zählt.

Mittwoch, 27. Mai 2020 - Sortimente
Elena Kuss
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Bildquelle: Teeverband / Jan Rieckers

Frank Schübel ist Markenmacher. Bevor er 2017 als Geschäftsführer zu Teekanne wechselte, war er bei Nestlé, bei der bayerischen Molkerei Weihenstephan und dem Alkoholikaproduzenten Berenzen tätig. Als neuer Vorsitzender des ebenfalls neuen Deutschen Tee und Kräutertee Verbands, setzt er auf Austausch unter den Herstellern – in der Krise und darüber hinaus.

Herr Schübel, Sie lösen Jochen Spethmann als Vorsitzender des Teeverbands ab. Was verändert sich durch den Wechsel?
Frank Schübel: Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben. Herr Spethmann und ich haben in den letzten eineinhalb Jahren gemeinsam an der Fusion gearbeitet.

Welche Rolle spielt es, dass an der Spitze des Verbands nun der CEO von Teekanne sitzt und nicht mehr Herr Spethmann von der Ostfriesischen Teegesellschaft?
Keine. Durch die Wahl wurden wir beide legitimiert und letztendlich liegen wir, was die Branche angeht, auch sehr nah beieinander. Uns zeichnet beide aus, dass wir die Interessen der gesamten Branche im Blick haben.

Aber es war Ihnen schon wichtig, dass der Vorsitzende des Teeverbands noch operativ tätig ist.
Es geht darum, in der Tagesverantwortung zu stehen, weil man so eben doch noch näher dran an den Themen ist.

Verbraucher haben eigentlich nie zwischen Tee etwa aus Kräutern oder Camellia sinensis unterschieden. Warum kommt die Fusion der Teeverbände erst jetzt?
Die Verbände waren historisch gewachsen. Während der Teeverband lange höheres Ansehen genoss, weil Kräuter- und Früchtetee ja eigentlich ein Ersatz waren, hat sich das heute verschoben. Kräuter- und Früchtetees machen 70 Prozent des Umsatzes aus. Trotzdem durften die Spezifika nicht verloren gehen. Wir haben Mitglieder die sind eher auf Kräuter- und Früchtetee spezialisiert, andere eher auf Schwarz- und Grüntee. Und auch das Aufstellen eines neuen Vereinsrechts darf man nicht unterschätzen. Bei Kräutertees und Tee gibt es unterschiedliche Beschaffungsstrukturen sowie gesetzliche Ausgangslagen und Bedürfnisse.

Welche Ziele hat sich der gemeinsame Verband gesetzt?
Die Verbandsarbeit ist auch immer sehr regulatorisch geprägt. Als neuer Verband wollen wir gemeinsam mit den Behörden sicherstellen, dass der Rechtsrahmen auch in der Praxis auf unsere Produktkategorie anwendbar ist. Darüber hinaus wollen wir Tee – im weiteren Sinne- als vielseitiges und wertvolles Lebensmittel im Rahmen einer gesunden Ernährung und nachhaltiges Produkt positionieren.

Neue Regeln und Verordnungen gab in letzter Zeit durch die Corona-Pandemie viele! Welche Rolle spielt hier der Verband?
Der Verband ist hier Informationsgeber und Bindeglied für die Mitglieder und unterstützt wo möglich.

Wird es zu Lieferengpässen kommen?
Keiner hatte einen globalen Pandemieplan. Vor Corona galt immer, dass ein Ursprungsland mit Problemen einfach durch ein anderes ersetzt werden konnte. 

Was bedeutet das konkret?
Die Qualität fürs zweite Halbjahr ist noch nicht sichergestellt. Und das kann auch kein Hersteller zum jetzigen Zeitpunkt behaupten. Lokale Labore sind mit Coronatests beschäftigt. Das sind Branchenthemen, die wir im Verband besprechen.

Welcher Rohstoff wird problematisch?
Die Zusammensetzung der Teemischungen ist hochkomplex. Teils können Rohwaren zwar geerntet, aber erst in zwei, drei oder vier Monaten ausgeschifft werden. Das hat natürlich auch Effekte auf den Preis – und zwar dann, wenn die Krise für alle anderen längst vorbei ist.

Wie kann der Verband helfen?
In diesem Punkt gar nicht, da die Preishoheit alleine beim Handel liegt. Wir haben als Verband gesagt, wenn ihr Solidarität braucht, sind wir da. Das war aber bisher nicht notwendig. Die Teebrache hat es geschafft, über die ganze Krise hinweg lieferfähig zu bleiben.

Wieso ist das der Teebranche im Gegensatz zu vielen anderen so gut gelungen?
Es ist eine Branche, die generell sehr sorgfältig und sicher arbeitet. Unsere Mitglieder pflegen ein umfangreiches Qualitäts- und Kontrollsystem, das ständig weiterentwickelt wird. Bei global völlig unterschiedlichen Erntezyklen für 400 Rohwaren ist in der Teewirtschaft eine umsichtige Lagerhaltung existentiell.

Wie hoch ist das Plus?
Im März ist der Umsatz im LEH um 20 Prozent gewachsen. Im April rechnen wir ebenfalls mit einem zweistelligen Anstieg. Wir gehen davon aus, dass es keine, oder nur wenige, Hamsterkäufe bei Tee gab. Der Verbrauch ist wahrscheinlich angestiegen, weil die Leute sehr viel zuhause waren.

Konnten also Einbußen aus dem fehlenden Gastronomiebetrieb ausgeglichen werden?
Übergreifend in Deutschland: ja. Aber natürlich gibt es auch Teeunternehmen, die ihr Geschäft stärker auf Gastronomie ausgerichtet haben als andere.

Wie geht es weiter?
Der Verbraucher wird sich durch die Corona-Pandemie nachhaltig verändern, bewusster werden. Das Lebensmittel Tee ist hier erst mal gut positioniert, da man relativ einfach durch mehr Teekonsum, sich und seinem Körper etwas Gutes tun kann.