Verpackung Runde Sache

Geschlossene Wertstoff-Kreisläufe sind das Ziel derer, die sich mit dem Thema Verpackung befassen.

Donnerstag, 05. Mai 2011 - Sortimente
Susanne Klopsch
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Bildquelle: fotolia

Grün ist nicht nur politisch angesagt. Grün ist auch ein wichtiges Stichwort beim Thema Verpackung. Denn Grün bedeutet Nachhaltigkeit. Grün steht für Recycling. Grün steht für biologisch abbaubar. Attribute, die für Verpackungen immer wichtiger werden. Immer wichtiger werden auch geschlossene Wertstoff-Kreisläufe: Wertstoffe werden gesammelt, ressourcenschonend wieder aufbereitet und für die Herstellung eines neuen Produktes verwendet. Bei biologisch-abbaubaren Stoffen rückt derweil die Kompostierbarkeit in den Hintergrund: Angestrebt werden auch hier geschlossene Kreisläufe.

Ende März kündigte Danone an, für die Joghurts der Activia-Range auf eine Verpackung auf Basis des Biokunststoffes PLA (Polymilchsäure) umzustellen. Die Umstellung betrifft 80 Prozent des Gesamtvolumens des Activia-Sortiments. Das schone fossile Ressourcen (Erdöl) und der Becher habe eine um 25 Prozent bessere Klimabilanz als sein Vorgänger. Dieser wurde gemeinsam mit Partner World Wide Fund for Nature (WWF) entwickelt und trägt neben dem WWF-Logo den Zusatz „Partner für umweltfreundlichere Verpackung". Der für die PLA-Herstellung verwendete Mais soll aus nachhaltigem Anbau stammen. Dafür lassen ihn die Franzosen nach dem vom WWF unterstützten ISCC-Standard (International Sustainability and Carbon Certification) zertifizieren. Das Siegel garantiert die Einhaltung sozialer und ökologischer Kriterien bei der Produktion. Der Becherdeckel wird aus Papier-PET gefertigt, Banderole und Papierummantelung aus Recycling-Papier bzw. FSC-zertifiziertem Material.

Doch das wirklich Neue ist die Absicht des Mopro-Multis, mittelfristig einen neuen, geschlossenen Wertstoffkreislauf zu initiieren: „Unser Ziel ist, für PLA mittelfristig entweder auf landwirtschaftliche Reststoffe zurückzugreifen oder PLA-Verpackungen wieder zu PLA zu recyceln", sagt Andreas Ostermayr, Geschäftsführer Danone Deutschland und Schweiz. Galt die Kompostierbarkeit des biologisch-abbaubaren Wertstoffes bislang als ein wesentlicher Beitrag zur Umweltfreundlichkeit, ist die Schaffung eines Wertstoffkreislaufes sehr viel komplexer, würde aber auch die Tank-oder-Teller-Diskussion entscheidend entschärfen: Für die Herstellung von PLA würde dann idealerweise keine zur Produktion von Lebensmitteln dienende Ackerfläche verbraucht bzw. nur pflanzliche Reststoffe genutzt werden, die für den menschlichen Verzehr nicht geeignet sind.

Rutenhirse, Pinienrinde, Maishülsen, aber auch Orangen-, Kartoffelschalen oder Haferspelzen als „Abfallprodukte" der verarbeitenden Industrie: Sie sind bzw. werden künftig die Basis sein für die recycelbare, zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen bestehende PET-Flasche von PepsiCo. 2012 wollen die US-Amerikaner mit der Produktion der Flasche beginnen, die nicht nur so aussehe wie eine herkömmliche PET-Flasche, sondern sich auch so anfühle und auch den Inhalt genauso gut schütze. Das allerdings mit einem erheblich niedrigeren CO2-Fußabdruck. Konkurrent Coca-Cola ist bereits seit 2009 mit der Plant Bottle (bis zu 30 Prozent aus Zuckerrohr) auf neun Märkten vertreten. Im Februar 2011 verkündeten Coca-Cola und Ketchup-Hersteller Heinz eine strategische Partnerschaft: In den USA will Heinz ab Sommer 120 Mio. Ketchup-Flaschen (20 ounce, 600 g) als Plant Bottles anbieten.

„Grünes" Polyethylen (PE) aus Zuckerrohr setzt Ecover, Hersteller ökologischer Wasch- und Reinigungsmittel, seit diesem Frühjahr als nach eigenen Angaben erster WPR-Hersteller weltweit für Verpackungen der flüssigen Wasch- und Reinigungsmittel ein. Diese bestehen zu 100 Prozent aus dem nachwachsenden Rohstoff. Laut Ecover werden pro t grünen Polyethylen 2,5 t CO2 gespart. Hersteller ist das brasilianische Unternehmen Braskem, von wo auch beispielsweise Procter & Gamble den Rohstoff für die neuen Verpackungen für Produkte der Marken Max Factor und Covergirl bezieht. Umgestellt auf Zuckerrohr-PE werden aktuell die Flaschen für die Range Pantene Pro-V Nature Fusion.

Aus Brasilien, sprich von Braskem, bezieht auch Tetra Pak „grünes" PE. Dieses wird zu HDPE verarbeitet, laut Tetra Pak ein Kunststoff mit hoher Dichte, den die Schweden für die Verschlüsse der Getränkekartons einsetzen wollen: „Die ersten Lieferungen für die Herstellung von Kunststoffverschlüssen sind für 2011 vorgesehen." Gleichzeitig wird das Recycling der Getränkekartons verfeinert. Dabei steht bei Tetra Pak die wirtschaftliche und umweltschonende Verwertung der Nichtpapier-Anteile Aluminium und Kunststoff im Fokus der Forschung. In Merseburg in Sachsen-Anhalt ging vor Kurzem eine Anlage in Betrieb, die mithilfe organischer Lösungsmittel Aluminium und Kunststoff sortenrein zurückgewinnt. „Die Kunststofffraktion ist nach Angaben der Firma sogar für einen Einsatz mit Lebensmittelkontakt geeignet", heißt es bei Tetra Pak.

Geschlossene Kreisläufe sind für die Weißblechindustrie schon seit Längerem gelebte Praxis: Mit einer Verwertungsquote von 92,5 Prozent im Jahr 2009 liegt diese weit über den gesetzlich vorgeschriebenen 70 Prozent. Dank der magnetischen Eigenschaften des Materials sei eine saubere Sortierung möglich, die eine qualitativ hochwertige Wiederaufbereitung erlaube, so der Verband Metallverpackungen (VMV). Entsprechend hoch sei der Anteil an recyceltem Material in Metallverpackungen: Stahlprodukte bestehen laut VMV zu 56 Prozent aus wiederverwertetem Material, Aluminium für Verpackungen zu etwa 50 Prozent. Auf hohe Recyclingquoten verweisen auch die im Verband BCME organisierten Hersteller von Getränkedosen: Immerhin liege sie bei 95 Prozent.

Nach dem Pfand-bedingten Absatzeinbruch ab 2003 verzeichnen Hersteller wie Ball Packaging Europe seit 2009 stetig steigende Absatzzahlen von in Dosen abgefüllten Getränken – 2010 plus 46 Prozent gegenüber 2009, in den ersten Monaten 2011 42 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei hat sich der LEH als Vertriebskanal noch vor den Tankstellen etabliert. In Kooperation mit dem Handel startet Ball Packaging Europe im Mai eine Print-Anzeigenkampagne, über die per Smartphone ein Videoclip aktiviert werden kann. Geplant sind zudem der Kreativblog „Dosionair" und Aktivitäten bei Facebook. „Augmented Reality" nennt sich das Konzept, bei dem die Alltagsrealität durch ergänzende Bilder und Videos emotionaler und erlebbarer gestaltet werden soll, wie es bei den Düsseldorfern heißt. Am 4. Juni gibt es zudem in Zusammenarbeit mit Kaiser's Tengelmann beim 2. A & P Berlin Summer Rave einen Dosendesign Wettbewerb.