Damenhygiene Neues Nischen-Angebot

Aus ökologischen Gründen greifen immer mehr Frauen zu Alternativen zu Tampons und Monatsbinden. Anbieter von Menstruationstassen streben auch in den Lebensmittelhandel.

Mittwoch, 04. Oktober 2017 - Sortimente
Bettina Röttig
Artikelbild Neues Nischen-Angebot
Bildquelle: Martin Hangen

In dekorative Stoffsäckchen verhüllt, liegen sie bereits in den Unverpackt-Läden, etwas nüchterner und „klinischer“ verpackt in den Regalen der großen Drogeriemarktketten: Menstruationstassen (oder -cups) aus medizinischem Silikon haben sich ganz leise einen Platz im Markt für Monatshygiene erkämpft. Auch erste Supermärkte haben die Artikel entdeckt.

Kurz erklärt

Menstruationstassen werden mithilfe einer Falttechnik in die Scheide eingeführt, um die Regelblutung aufzufangen. Nach dem Entnehmen wird der Cup nicht entsorgt, sondern entleert, ausgewaschen bzw. sterilisiert und wiederverwendet. Er hält bis zu 15 Jahre.

Die Alternativen zu klassischen Monatshygieneprodukten sind aus verschiedenen Gründen für Kundinnen interessant. Vor allem argumentieren die Verwenderinnen mit Müll- und Kosteneinsparungen. So produziert eine Frau im Laufe ihres Lebens Statistiken zufolge bis zu 140 kg Abfall mit Wegwerfartikeln wie Tampons und Binden. Eine Tasse hingegen kann bis zu zehn, nach Versprechen einiger Hersteller sogar bis zu 15 Jahre lang wiederverwendet werden. Der Preis liegt zwischen 7 und 30 Euro. Weiteres Argument der Hersteller: Entgegen Tampons trocknen die Cups die Intimflora nicht aus.

Argumente, die die Nachfrage in Supermärkten und Drogerien steigen lassen. „Wir haben die Menstruationstasse im Januar 2016 in unser Sortiment aufgenommen und im August 2017 eine zweite Marke hinzugefügt. Der Artikel weckt bei vielen Kunden Interesse und wird immer wieder nachgefragt“, berichtet Sebastian Bayer, als Geschäftsführer verantwortlich für das Ressort Marketing und Beschaffung bei dm-Drogeriemarkt. Auch Globus hat positive Erfahrungen gesammelt. Seit Anfang 2017 bieten die Saarländer die Cups an. „Dadurch differenzieren wir uns von unseren Wettbewerbern, denn bei vielen Vollsortimentern im Lebensmittel-Einzelhandel finden diese Produkte noch kaum Beachtung. Wir sind uns bewusst, dass es sich bei den Menstruationscups um ein Randsortiment handelt, mit den Verkaufszahlen des ersten Halbjahres sind wir aber durchweg zufrieden“, sagt Tom Staller, Sortimentsmanager für den Bereich Food-Drogerie bei Globus.

Einer der Hersteller ist Me Luna. Seit 2015 ist die Marke in allen großen Drogeriemarktketten, bei Globus, Veganz und einigen Unverpackt-Läden gelistet. Wurden 2015 allein über die Drogisten knapp 15.000 Cups verkauft, wird die Abverkaufsmenge 2017 auf rund 336.000 (ca. 28.000 pro Monat) steigen, so die Prognose. „Wir wissen, dass das Produkt bei den Käuferinnen von Damenhygieneprodukten derzeit einen Bekanntheitsgrad von ca. 3 bis 4 Prozent hat. Es ist also durchaus noch viel ,Luft nach oben‘ vorhanden“, erklärt Inhaber Frank Krüger.

Die bunten Cups unterschiedlicher Größen – meist gibt es sie in S, M, L – sind allerdings beratungsintensiv. Dabei geht es primär um die Frage nach der richtigen Größe: Kleine Cups werden empfohlen für leichte Tage und junge Frauen, die noch kein Kind zur Welt gebracht haben; größere für stärkere Tage und Frauen, die bereits ein Kind geboren haben. Auch das Handling ist ein Thema: „Erklärungsbedürftig ist das Produkt für unerfahrene Händler und Endkunden gleichermaßen“, betont Kristy Stahlberg, Head of Corporate Communications bei der Fun Factory, die gerade eigene Menstruationstassen unter dem Namen Fun Cups auf den Markt gebracht hat. Zur Unterstützung stellt das Unternehmen umfangreiches Informations-Material zur Verfügung und bietet Schulungen für Händler an.

Auch Me Luna stellt die Kauf- und Anwendungsberatung für Konsumentinnen sicher. Bei der Markteinführung in den jeweiligen Drogeriemärkten stand der Hersteller z. B. mit am Regal angebrachten Produkttestern in den drei Größen zum Anfassen helfend zur Seite. Aktuell werden die Größen S und M zu ca. je 40 Prozent gekauft, L zu ca. 20 Prozent.

Nach Erfahrung von dm-Geschäftsführer Bayer sind die Kundinnen jedoch keineswegs unwissend: „Häufig sind Kunden bereits im Vorfeld über den Artikel informiert, sodass keine ausführliche Beratung notwendig ist.“ Bei offenen Fragen stehen die Mitarbeiter in den dm-Märkten jedoch zur Verfügung. Ähnliche Erfahrungen hat Globus gemacht. „In diversen Online-Portalen und Foren findet ein intensiver Austausch zu diesem Thema statt, wodurch bereits viel Aufklärungsarbeit geleistet wird“, weiß Staller. Dennoch sind die Mitarbeiter genau über die Produkte informiert.