Sirup Verschenktes Potenzial

Durch den Hugo-Trend und das Angebot an hochwertigen Wassersprudlern können Sirupe eine beachtliche Entwicklung vorweisen. Der Handel unterschätzt die Kategorie allerdings nach wie vor.

Montag, 26. Juni 2017 - Sortimente
Tobias Dünnebacke
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In den vergangenen vier Jahren wuchsen die Absätze von Sirup zweistellig. Obwohl der Hype im Zuge des Hugo-Trends seine Spitze überschritten hat, erfreut sich das vermeintliche Nischen-Segment großer Zustimmung. Der Jahresumsatz im klassischen LEH liegt bereits bei knapp über 100 Mio. Euro (Nielsen Deutschland, LEH ohne Discount, MAT 2016 von KW 40/15 bis KW 39/16). Die Gründe für die Beliebtheit von Sirup sind vielfältig. Einer ist der Trend hin zu mehr Individualisierung. „Mit Sirupen kann der Verbraucher die Lieblings-Limonade ganz nach seinem Geschmack, genau wie er will, mischen und die Intensität bzw. die Süße selbst bestimmen – von wässrig bis superintensiv“, sagt Roland Bittermann, Geschäftsführer von Drinkstar.

Eine Beobachtung, man bei der Bernard-Massard Sektkellerei in Trier (Marke: Monin) teilt: „Homemade Lemonade liegt derzeit im Trend. Für die Herstellung greift der Verbraucher gerne auf Premiummarken zurück. Was in Frankreich schon lange üblich ist, sehen wir in zunehmendem Maße auch in Deutschland: die Verwendung von Sirup in alkoholfreien Getränken“, heißt es aus dem Unternehmen.

Technisch hochwertige Wassersprudler steigern aktuell die Nachfrage nach diesen Haushaltsgeräten und damit auch die Nachfrage nach Sirup. So wuchs beispielsweise die zu Drinkstar gehörende Marke Tri Top seit 2013 um 40 Prozent (IRI Handelspanel, Absatz in Tsd. Liter, 2013 bis 2016). Auf zwei weitere wichtige Aspekte, die den Verbraucher zum Sirup greifen lässt, weist der österreichische Hersteller Darbo hin: „Unsere Sirupe sind frei von Farb- und Konservierungsstoffen, sodass wir einen Teil der aktuellen Ernährungstrends wie ‚Frei von‘ perfekt erfüllen. Wesentlich stärker beeinflussen könnte aber der Nachhaltigkeitsgedanke: Sirupe sind Konzentrate, wodurch im Vergleich zu herkömmlichen Fruchtsäften deutlich an Verpackungsmaterial gespart wird“, erklärt der Darbo Vorstandsvorsitzende Martin Darbo. Außerdem seien Sirupe daheim platzsparend zu lagern und die Schlepperei von schweren Getränkegebinden entfällt.

Nicht alle Händler nutzen die Kategorie optimal
Unzufrieden zeigen sich die Hersteller mitunter bei der Präsentation am PoS. Zwar seien laut Darbo Regalanteil und Platzierungen im Lebensmittel-Einzelhandel „grundsätzlich zufriedenstellend“. Allerdings würden noch nicht alle Händler der wachsenden Segmentbedeutung Rechnung tragen. Themenplatzierungen mit Sirup werden ebenso vernachlässigt wie zusätzliche Platzierungen bei ergänzenden Warengruppen wie z. B. Mineralwasser. Neben der traditionellen Verwendung als Fruchtsaft-Ersatz eignet sich Sirup außerdem für alkoholische Mischgetränke. Darbo setzt dabei auf Kooperationen mit passenden und ergänzenden Marken, wie aktuell mit Absolut Vodka unter dem Motto „Midsommar“.

Im traditionellen Anwendungsbereich sorgen saisonale Angebote mit sommertypischen Sirupsorten in limitierter Auflage oder Wintersirupsorten für wichtige Impulse.

Die Bernard-Massard Sektkellerei setzt für die Marke Monin auf urbane Milieus. „Als Premiummarke erzielen wir die besten Ergebnisse in den einkommensstärkeren Regionen“, heißt es dazu von der Sektkellerei. Bei der Präsenz am PoS nutzt das Unternehmen aufmerksamkeitsstarke Zweitplatzierungen.

Als wichtiger Baustein der Arbeit werden die Workshopangebote der Markenbotschafter gesehen, die den Kunden im Handel mit neuen Trends und Konzepten die Sirupwelt näher bringen.

Tri Top will durch TV-Werbung und Verpackungsrelaunch punkten
Auch Drinkstar ist an einer starken Präsenz am PoS interessiert. „Wichtig für Tri Top ist, einerseits durch die aktuell lancierte TV-Werbung auf die Verfügbarkeit der Marke hinzuweisen und andererseits die Sichtbarkeit am PoS durch Distributionsausbau sowie Aktions- und Displayplatzierungen zu erhöhen“, erklärt Bittermann.

Dabei dürfte auch ein Verpackungsrelaunch helfen: Seit 2017 erhalten die Tri-Top-Flaschen einen neuen Deckel. Statt geschraubt wird nun geklappt. Der Klippverschluss mit der unverwechselbaren Rillenform wurde eigens für die Marke entwickelt. Damit ließe sich die Flasche bequemer öffnen und schließen und der Sirup ohne zu tropfen leicht und sauber dosieren. Im Handel machen 1 Mio. Flaschenanhänger auf den neuen praktischen Klippverschluss aufmerken.

Auf den Werbe-Leporellos finden die Verbraucher eine kurze Bedienungsanleitung zur neuen Verschlusskappe sowie Rezeptempfehlungen zu den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten. Bittermann ist optimistisch, dass diese Maßnahmen die Marke weiter voranbringen werden: „Seit der Akquisition der Marke Ende 2009, haben sich die Umsätze nahezu verdoppelt. Wir ruhen uns auf den bisherigen Erfolgen aber nicht aus und arbeiten ständig an Verbesserungen. Der neue Verschluss und die aktuelle TV Werbekampagne werden hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.“