Tiefkühlkost Mehr Snacker

Der Snack-Boom zeigt: TK-Kost ist praktisch. Nischen werden zeitnah belegt, z. B. mit gluten- und laktosefreien Produkten.

Donnerstag, 30. März 2017 - Sortimente
Susanne Klopsch
Artikelbild Mehr Snacker
Bildquelle: Carsten Hoppen

Snacks, Kartoffelprodukte , Früchte, Fertiggerichte und Backwaren: Sie sind die tiefgekühlten Top-Umsatz-Bringer im Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) und Drogeriemärkten (Nielsen, Market Track, 2016 ohne KW 53). Rein absatzmäßig änderte sich die Liste etwas: Snacks, Bratfleisch, Backwaren und Pizzen verzeichneten ein prozentuales Plus. Andere Vorzeichen beim Fisch, von dem mehr als 5 Prozent weniger Einheiten verkauft wurden.

Der Erfolg der Snacks ist beachtlich und zeigt, dass die tiefgekühlte Kost mit convenienten Konzepten punkten kann gegen die (gekühlte) Frische. Ein gutes Beispiel liefert das Ofenbrot Rustipani von Nestlé Wagner. Der Brot-Snack verkaufte sich nach seinem Launch 2015 schon richtig gut – für 2016 sehen die Saarländer ebenfalls ein deutliches Umsatzplus. Frostkrone setzt auf eine flotte Taktung, was Neuheiten für seine Fingerfood-Ranges angeht: 2016 gab es 20 neue Produkte für die TK-Truhen. „Unsere Erfahrung ist, dass die Fingerfood-Fans eher Abwechslung wünschen, als dass sie einem speziellen Ernährungstrend folgen“, sagt Frédéric Dervieux, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Auch TK-Pizzen werden als praktisch, eben convenient, wahrgenommen, wie man bei Dr. Oetker laut einer Forsa-Studie weiß: „65 Prozent derjenigen, die TK-Pizza essen, tun dies, wenn wenig Zeit zur Speisenzubereitung gegeben ist.“ Zum Sommer soll ein vegetarischer „Pizzaburger“ eingeführt werden. Und dass Pizza auch süß kann, das zeigt die Ristorante Pizza Dolce al Cioccolato mit Schokolade und Schokosauce.

Zahlen bitte

5,72 Mrd. Euro setzten LEH und Drogeriemärkte 2016 mit TK-Kost um (plus 1,1 Prozent). In den Verbrauchermärkten legte der Umsatz um 2,5 Prozent zu, der Discount erwirtschaftete 0,7 Prozent mehr. „Verlierer“ sind mit einem Minus von 6,8 bzw. 1,6 Prozent kleine bzw. große Supermärkte. Um 12,5 Prozent wuchs der Umsatz bei Drogeriemärkten – auf sehr viel niedrigeren Basis. Der Absatz mit TK-Produkten blieb insgesamt konstant. Discountersetzten 0,2 Prozent mehr ab, Verbrauchermärkte 1,4 Prozent. Quelle: Nielsen Markt Track (2016 ohne KW 53)

Convenience par excellence bietet McCain mit den „Minuten Frites für die Mikrowelle“. Die Bundle-Packung enthält zwei Boxen à 140 g. „Aktuell sind wir sehr zufrieden mit der Entwicklung des Produkts. Es stößt auf eine hohe Akzeptanz bei den Verbrauchern“, heißt es bei McCain. Als gelingsicheres Produkt aus der TK-Truhe sehen die Eschborner für die kommenden Osterfeiertage Produkte wie Kroketten

Das bei Verbrauchern hoch im Kurs stehende Thema Regionalität bietet vor allem den Herstellern von TK-Gemüse Chancen zur Differenzierung. Sowohl Frosta als auch Iglo spielen auf dieser Klaviatur und bieten Gerichte mit Kohlrabi, Möhren oder Spinat an. Aus der Kindheit bekannte Klassiker, aber modernisiert. Iglo hat in den vergangenen Monaten die Designs der Gemüse- und Kräuterverpackungen einem Relaunch unterzogen: Erdigkeit und Natürlichkeit stehen im Fokus. Vier neue „Gemüse-Ideen“ drehen sich um die regionale Küche, das Traditionelle wird mal etwas anders kombiniert: Kürbis mit Süßkartoffeln und Limetten-Butter, Kohlrabi und Pastinaken mit einem Drei-Pfeffer-Mix. Im März starteten die Hamburger zudem zwei Imagekampagnen: eine für den Spinat-Klassiker mit Blubb, die andere für Gemüse aus regionalem Anbau.


Mitunter spielt auch das Wetter eine Rolle. Im Januar zerstörten im südlichen Europa Hagel- und Schneestürme Gewächshäuser bzw. verzögerten die Aussaat. Die Folge waren und sind Versorgungsengpässe mit frischem Ost und Gemüse. „In einem solchen Fall greifen die Konsumenten zu Tiefkühlkost“, stellten die Marktforscher der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Consumer Index fest. Die Folge: 11 Prozent mehr Umsatz im LEH mit TK-Gemüse, TK insgesamt legte um 3,4 Prozent zu. An zweiter Stelle standen die TK-Fertiggerichte mit einer positiven Umsatz- und Absatzentwicklung von je 10 Prozent über alle Vertriebsschienen.

Ganz auf Gemüse als nahrhafte und gesunde Alternative für Vegetarier bzw. Flexitarier, die z. B. unter der Woche auf Fleisch verzichten wollen, setzt Schne-frost mit der Marke Avita. Im vergangenen Jahr wurden fünf Produkte für diese Zielgruppe gelauncht. „Die Verkaufszahlen stützen unsere Entscheidung, die Rezepturen rein auf Gemüse aufzubauen und ohne Fleischimitate zu agieren“, sagt Vertriebsleiter Torsten Neumann.

Berliner zahlen am meisten fürs Eis

Ein erfrischendes Eis im Sommer – köstlich. Statistisch gesehen müssen die Menschen in derRegion Berlin dafür am tiefsten in die Tasche Das erste Stieleis von Häagen-Dazs gibt es in den Sorten Salted Caramel und Macadamia Nut Brittle im Multipack (3 x 80 ml; UVP: 3,49 Euro) oder als Impulseis (80 ml; UVP 2,20 Euro). HÄAGEN-DAZS NUN AUCH AM STIEL greifen (Quelle: Nielsen). Auch in den Regionen Hamburg und Oberbayern ist das Eis teurer als im Rest der Republik. Am günstigsten können sich Eisfans in Sachsen-Anhalt und in der Oberpfalz mit Eis versorgen. Und was kaufen sie sich? In den Metropolregionen Deutschlands gehen Cups am besten. In der Region Köln und im Saarland sind die Eisriegel gefragt. Sandwiches  werden am häufigsten im Osten Deutschlands verkauft und in der Region Berlin. Und die Münsteraner kaufen am liebsten Rolls & Cakes, wie die Marktforscher herausfanden.

Beim Kartoffelspezialisten Agrarfrost freut sich Geschäftsführer Manfred Wulf über ein dreiprozentiges Wachstum der Markenprodukte 2016. Die Wildeshausener sind nach seinen Angaben nun zweitstärkste Marke bei TK-Kartoffelprodukten, bei „Pommes Frites für die Fritteuse“ sogar der Marktführer. „Sehr viel Freude“, sagt Geschäftsführer Wulf, bereiten die Griddies und die Crazy Frites: Beide Produkte zählen zu den erfolgreichsten Neueinführungen seit Jahren mit einem Absatzplus von mehr als 82 Prozent 2016. Richtig lag Agrarfrost auch mit der Entscheidung, Kartoffelpuffer in drei Grammaturen anzubieten: 1.500, 900 und 600 g. „Wir verzeichnen hier ein überproportionales Wachstum von 6,4 Prozent“, freut sich Wulf. Auch wenn viele Produkte per se vegetarisch, vegan oder glutenfrei sind, wird dies wegen der Klarheit am PoS auf der Verpackung kommuniziert. Bei vielen Rezepturen wurde der Salzgehalt reduziert.

Immer breiter wird das Angebot an laktose- und glutenfreier TK-Kost. Auch wenn rein statistisch gar nicht so viele Menschen mit Milcheiweiß oder bestimmten Getreidesorten Probleme haben: Hier kann der Handel zum einen Kunden erreichen, die auf diesem Wege gefühlt etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Zum anderen aber auch diejenigen – vor allem bei Glutenallergikern –, die bislang in den TK-Truhen nicht nach Produkten gesucht haben. Im Februar 2016 brachte Nestlé Wagner zwei glutenfreie Pizza-Varianten in den LEH – mit großem Erfolg bei der Zielgruppe, wie es in Nonnweiler heißt. Ende 2016 launchte Dr. Oetker zwei glutenfreie Ristorante-Sorten, „die sich hervorragend behaupteten im Wettbewerbsumfeld“, wie man in Bielefeld hervorhebt. In diesem Februar launchte Iglo zwei seiner Klassiker in einer Variante ohne Gluten: „Fischstäbchen“ und das „Schlemmerfilet à la Bordelaise“. Veganes und Laktosefreies im Sortiment führt auch Coppenrath & Wiese (etwa den Apfelstrudel). Doch das wird auf den Packungen nicht kommuniziert: „Unser Ziel ist es nicht, kleine Nischen zu besetzen“, sagt Marketingleiterin Dorothee Reiering-Böggemann.