Frauen-Fussball-WM Heimvorteil nutzen

Trotz beachtlicher Erfolge auf dem Rasen hinkt die Frauen-Nationalelf ihren männlichen Fußball-Kollegen in Sachen medialer Beachtung hinterher. Wird sie bei der WM in Deutschland dennoch für ein Sommermärchen sorgen?

Donnerstag, 24. Februar 2011 - Sortimente
Bettina Röttig
Artikelbild Heimvorteil nutzen
Lionel Souque, Rewe, Final-Tipp: Deutschland-Frankreich (3:1)

Siebenfache Europameister, zweifache und amtierende Weltmeister. Unsere Frauenfußball-Nationalmannschaft hat in den vergangenen Jahren Erfolge gefeiert, von denen die Männer-Elf seit 1996 träumt. Dennoch lockte Frauenfußball in Deutschland bisher bei Weitem nicht so viele Zuschauer in die Stadien oder vor den Fernseher, wie das männliche Pendant. Mit der Weltmeisterschaft in diesem Sommer wird sich dies hoffentlich ändern. „Auch wenn der Frauenfußball noch nicht so populär ist, glauben wir, dass die deutschen Fußball-Frauen eine große Anhängerschaft haben und die WM im eigenen Land gebührend gefeiert wird", ist man sich bei der Metro-Tochter Real sicher. Dass das Ereignis in Deutschland große Beachtung erfahren wird, davon sind Lebensmittelhandel und -hersteller überzeugt. Schließlich steht in diesem Jahr kein weiteres Fußball-Highlight an.

Ob die Damen rund um Birgit Prinz der Branche in diesem Jahr jedoch ein Sommermärchen bescheren werden, wie es Jogis Jungs 2006 und 2010 geschafft haben, hängt vor allem davon ab, wie weit sie es im Turnier schaffen, heißt es unisono. Den zweiten Erfolgs-Faktor haben unsere Fußballerinnen nicht in der Hand: das Wetter.

Die gute Leistung von Schweinsteiger, Müller, Klose, Poldi und Co. in Kombination mit strahlendem Sonnenschein ließ laut GfK die Bier- und Sekt-Erlöse im Juni 2010 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12 bzw. 15 Prozent zulegen. Der Absatz von salzigen Snacks stieg Nielsen zufolge allein in den WM-Wochen 2010 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14 Prozent. Der Umsatz kletterte um 12 Prozent. Konsum Leipzig realisierte an den Spieltagen der Nationalelf einen Umsatzanstieg von bis zu 30 Prozent. Der umsatzstärkste Tag der WM-Wochen war der des Deutschland-Argentinien-Spiels, verrät Vorstandssprecherin Petra Schumann. In Bezug auf den kommenden Sommer sind ihre Erwartungen jedoch eher „verhalten optimistisch".

Verkaufsfördernde Aktionen zur WM kündigen die Händler allesamt im Food- und Nonfoodbereich an. Genaues wird jedoch nicht verraten. Man werde jedoch moderat an das Thema herangehen, sagt Schumann. Euphorisch zeigt sich indes die Rewe – als Premium-Partner der Frauenfußball-Nationalmannschaft natürlich auch in der Vorreiterrolle. „Das Thema Fußball und gesunde Ernährung wird in und an den Märkten – aber auch im TV in allen Variationen gespielt werden. Mit Details halten wir es allerdings wie die jeweiligen Nationalmannschaftstrainer, die geben die Aufstellung auch erst kurz vor Anpfiff bekannt", sagt Lionel Souque, Geschäftsführer der Rewe Supermärkte. Grundsätzlich würden von dem medialen Großereignis sämtliche TV-kompatiblen Lebensmittel wie Knabbersachen, Snacks, Süßigkeiten und Getränke profitieren. Bei gutem Wetter sei zudem mit einem Mehrabsatz von Grillgut und Convenience-Artikeln zu rechnen.

Ein Feuerwerk der Produktneuheiten zum heimischen Fußballturnier ist von Seiten der Markenartikler bisher nicht in Sicht. So suchte man im Januar auf der ISM in Köln, normalerweise erster Indikator für das Engagement der Branche rund um mediale Großereignisse, WM-Produkte nahezu vergeblich. Aus der Knabber-Fraktion plant Ültje mit den Crispers Wasabi, Paprika und Chakalaka eine Mengenaktion. Die Produkte werden von Mai bis Juli als Limitierte Edition im 320-g-Party-Pack erhältlich sein. Wie bereits im vergangenen Jahr, setzt auch Wiesenhof auf die Kombination Fußball und Grillwetter und bringt unter dem Namen „Bruzzzler Ladykracher" Würstchen mit getrockneten Tomaten und Chili in den Handel. Sebamed startet im Mai eine bundesweite Promotion-Aktion rund um die Produkte „Frische Dusche" und „Sport Dusche". Geplant sind Instore-Verlosungen mit 500 Handelspartnern. Der Hauptgewinn: ein Tischkicker pro Outlet – die Spielfiguren sind natürlich Frauen. Auch die Getränkebranche verspricht sich Zusatzimpulse durch die WM. Bitburger werde das Thema aufgreifen und am PoS kommunizieren, kündigt der Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe an, Dr. Werner Wolf. Von März bis Juni verlost Reh Kendermann mit Pures Traubencuvée elf Meet-and-Greets für zwei Personen mit Fußball-Weltmeisterin Nia Künzer sowie 55 Original-WM-Bälle.

Alle Tipps der befragten Vertreter aus Handel und Industrie

{tab=L. Souque}
Final-Tipp: Deutschland - Frankreich 3:1
(Lionel Souque, Rewe)
{tab=P. Schumann}
Final-Tipp: Deutschland - Brasilien 3:2
(Petra Schumann, Konsum Leipzig)
{tab=M. Jablonski}
Final-Tipp: Deutschland - Brasilien; Deutschland gewinnt
(Markus Jablonski, Real)


{tab=W. Wolf}
Final-Tipp: Deutschland - Brasilien 3:1
(Dr. Werner Wolf, Bitburger Braugruppe)
{tab=I. Stryck}
Final-Tipp: Deutschland - Brasilien 2:1
(Dr. Ingo Stryck, Wiesenhof)
{tab=U. Klüwer}
Final-Tipp: Deutschland - Brasilien 3:1
(Udo Klüwer, Sebamed)
{tab=A. Rittlinger}
Final-Tipp: Deutschland - Brasilien; Deutschland gewinnt
(Alexander Rittlinger, Reh Kendermann)



6 Fakten über Frauenfußball
1. Publikumsmagnet Frauenfußball – 53.000 Zuschauer verfolgten das Spiel zwischen den Dick Kerr's Ladies und den St. Helen Ladies, und zwar im Jahr 1920. Anfang des 20. Jahrhunderts waren fünfstellige Zuschauerzahlen beim Frauenfußball in Großbritannien keine Seltenheit.

2. Unter Männern
– „Frauen können nicht Fußballspielen", heißt es gern. Der Männer-Erstligaverein AC Perugia bewertete das Leistungsvermögen von mindestens einer Frau anders. 2003 buhlte der Verein um die fußballerischen Dienste von Birgit Prinz. Vergebene Liebesmüh, die dreifache Weltfußballerin blieb den Frauen treu.

3. Prohibition
– Polizeiaufmarsch auf einem Fußballfeld in Westdeutschland. Nicht etwa gewaltbereite Fans waren der Grund, sondern die Tatsache, dass Frauen Fußball spielten. Von 1955 bis 1970 war es vom DFB verboten, Frauen organisiert Fußballspielen zu lassen. Dieses Verbot wurde zur Not auch durch die Polizei umgesetzt.

4. Spitzenklasse
– Unter den ersten fünf Teams der europäischen Klubrangliste finden sich momentan gleich drei Vereine aus Deutschland. Turbine Potsdam führt die Liste an. Dritter ist Duisburg. Auf Rang fünf steht der 1. FFC Frankfurt.

5. Die beste der Welt
– Die brasilianische Fußballerin Marta wurde im Januar zum fünften Mal zur Weltfußballerin des Jahres gewählt. So oft wurde noch kein Mann geehrt. Das nächste Ziel der 24-Jährigen ist der Weltmeistertitel.

6. Zielsicher
– Inka Grings ist Deutschlands beste Stürmerin. In der Bundesliga traf sie 352 Mal und jagt nun Gerd Müller, der mit 365 Toren der Rekordtorschütze ist.

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Bilder zum Artikel

Bild öffnen Am 26. Juni findet das Eröffnungsspiel der Frauen-Fußball-WM 2011 in Berlin statt: Deutschland empfängt die Damen aus Kanada. (Bildquelle: Fotolia)
Bild öffnen Lionel Souque, Rewe, Final-Tipp: Deutschland-Frankreich (3:1)
Bild öffnen Petra Schumann, Konsum Leipzig; Final-Tipp: Deutschland-Brasilien (3:2)
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