Bewusste Ernährung Die Plus-Minus-Liste - Interview mit Anne-Kathrin Haubert

Immer mehr Verbraucher wählen Lebensmittel danach aus, was nicht drin stecken soll. Auf der anderen Seite sind alternative Werte gefragt. Die Vielzahl an Ernährungsgewohnheiten ist zu einer Herausforderung für Handel und Hersteller geworden. Welche Trends den Markt bestimmen.

Donnerstag, 26. Januar 2017 - Sortimente
Bettina Röttig
Artikelbild Die Plus-Minus-Liste - Interview mit Anne-Kathrin Haubert
Bildquelle: Soulfood Low-Carberia
Interview mit Anne-Kathrin Haubert: Bewusste Esser?

Warum wollen sich immer mehr Menschen „anders“ Food-Studieernähren? Eine Studie sucht Antworten.

Die Nielsen-Company untersucht in ihrer  „Bewusste Esser“ gezielt die Motive der Verbraucher. Fragen an Nielsen-Beraterin Anne-Kathrin Haubert.

Konsumenten sind aktuell sehr kritisch gegenüber Lebensmitteln. Woher kommt das?
Anne-Kathrin Haubert: Vom Konsumenten wird in Bezug auf seinen Konsum Eigenverantwortung und vorausschauendes Handeln erwartet. Die Skepsis resultiert aus der Sorge, die falschen Entscheidungen zu treffen. Aus gemeinschaftlichen Kategorien sind individuelle Überzeugungen geworden. Die vermeintlichen Risiken rund um den Konsum sind dabei heute nicht mehr nur persönlicher Natur.

Da kommt schnell die Moral ins Spiel.
Für die meisten Konsumenten müssen Lebensmittel heute nicht nur gut schmecken, sondern sie müssen auch Werten Stand halten – ethisch und moralisch korrekt sein. Wie tief die Eigenverantwortung in der Gesellschaft verwurzelt ist, sieht man daran, dass gerade einmal nur 10 Prozent alles essen und bei der Auswahl ihrer Lebensmittel auf gar nichts achten.

Was folgt daraus?
Permanent alle Risiken für mögliche Fehltritte zu überschauen ist unmöglich. Im Stimmgewirr aus immer neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen oder Lebensmittelskandalen und der schnellen Abfolge ihrer Verbreitung fokussieren sich die Verbraucher darauf, die für sie persönlich am höchsten eingestuften Risiken zu minimieren. Das Ergebnis der individuellen Auseinandersetzung sieht man in der Vielzahl an verschiedensten Ernährungsstilen.

Welche Risiken sehen Verbraucher aktuell?
Eine der größten Sorgen der Deutschen und der Hauptgrund, sich für eine alternative Ernährungsweise zu entscheiden, ist die eigene Gesundheit. Ausschlaggebend ist das steigende Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Ernährung. In diesem Kontext sehen die Deutschen in der industriellen Lebensmittelproduktion ein Risiko – jeder Dritte hält sie für sehr ungesund. Nur 6 Prozent der Konsumenten halten die deutschen Lebensmittelhersteller für absolut vertrauenswürdig. Der Handel schneidet mit 18 Prozent Zustimmung etwas besser ab.

Was ist dem Handel und der Lebensmittelindustrie zu raten?
Die Konsumenten wollen authentische Konzepte und Produkte. Für Produkte gilt, je näher am ursprünglichen Rohstoff, desto ehrlicher. Jeder Zweite verlässt sich dabei auf die Länge der Inhaltsstoffliste, nach dem Motto, je kürzer die Zutatenliste, desto gesünder das Produkt. 37 Prozent der Konsumenten halten regionale Produkte für absolut glaubwürdig – bei „Bio“ sind es 16. Saisonalitäten rücken in den Fokus und sind ein wichtiger Indikator.

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