Bewusste Ernährung Die Plus-Minus-Liste - Die Plus-Minus-Liste: Teil 2

Immer mehr Verbraucher wählen Lebensmittel danach aus, was nicht drin stecken soll. Auf der anderen Seite sind alternative Werte gefragt. Die Vielzahl an Ernährungsgewohnheiten ist zu einer Herausforderung für Handel und Hersteller geworden. Welche Trends den Markt bestimmen.

Donnerstag, 26. Januar 2017 - Sortimente
Bettina Röttig
Artikelbild Die Plus-Minus-Liste - Die Plus-Minus-Liste: Teil 2
Bildquelle: Soulfood Low-Carberia

Alternativen für Pizza und Pasta
Low-Carb-Alternativen zu klassischen Nudeln aus Hartweizen sind ein neu entdecktes Feld für Handel und Industrie. Pasta aus Hülsenfrüchten beispielsweise bietet die Rewe seit Kurzem unter der Eigenmarke Rewe Bio. Die Nudeln aus Erbsen- und Linsenmehl sind kohlenhydratarm, glutenfrei und noch dazu vegan. Sie benötigen nur die Hälfte der Kochzeit herkömmlicher Pasta. Vegafit, Hersteller von veganen Fleisch-Alternativen, hat verschiedene Sorten Soja-Nudeln in den Handel gebracht. Hergestellt aus 100 Prozent Bio-Soja, enthalten die vier Sorten (Spaghetti, Spätzle, Bandnudeln, grüne Bandnudeln) 43 Prozent Sojaprotein, und rund 80 Prozent weniger Kohlenhydrate als herkömmliche Nudeln aus Weizen.

Großbäcker Mestemacher will beim Verbraucher mit einem größeren Angebot an Eiweißbroten punkten. Dem bereits etablierten Eiweißbrot, das mit rund 82 Prozent weniger Kohlenhydraten als ein herkömmliches Vollkornbrot auskommt, haben die Gütersloher zwei neue Varianten an die Seite gestellt, die über die Verpackung aufmerksamkeitsstark mit dem Argument „Low Carb“ werben: Das Eiweißbrot mit 5 Prozent Karotten bringt 65 Prozent weniger Kohlenhydrate mit, die Variante „mit 5 Prozent Walnüssen“ 61 Prozent weniger als ein herkömmliches Vollkornbrot.

Eine neue Lösung für Pizza-Liebhaber, die weniger Kohlenhydrate zu sich nehmen wollen, ist Lizza. Bekannt wurde das Start-up durch die Vox-Sendung Höhle der Löwen. Lizza ist ein neuartiger Teig aus Leinsamen und Chiasamen: Low Carb, glutenfrei, vegan und bio. Er eignet sich für Pizza, Flammkuchen, mit Aufstrich zum Frühstück oder herzhaft als Snack. Seit September 2016 hat es das Unternehmen mit seinen Investoren geschafft, Lizza in rund 2.000 Märkten in die Regale zu bringen, u. a. bei Globus, Real, Edeka und Rewe.

Bedeutender als Low Carb ist für Rewe-Kaufmann Alexander Kersten aktuell nur noch der anhaltende Regional-Trend. Rund drei Viertel der Bundesbürger greifen zu regionaler Ware, zeigt auch der aktuelle Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums. „Regional ist für meine Kunden wichtiger als Bio, da sie einen engeren Bezug zu den Waren haben“, sagt Kersten. Insbesondere frisches Gemüse aus der Region wird von den Kunden verlangt. In diesem Jahr will Kersten das Angebot von lokalen Herstellern erweitern und ist aktiv auf der Suche nach Lieferanten aus dem Landkreis, die noch nicht im Lebensmittelhandel zu finden sind.

Diesen Weg geht auch Kollege Kneuer: „In Nürnberg sind Produkte z. B. aus München in der Kundenwahrnehmung nicht mehr ,regional‘. Wir versuchen, das Bedürfnis nach heimischen Angeboten mit Produkten von möglichst vielen kleinen bis mittelständischen Unternehmen zu erfüllen, die in unmittelbarer Umgebung des Marktes produzieren.“ Darüber hinaus setzt Kneuer auf den Trend zu Fleischfreiem. „Vegetarisch wird aktuell vom Trend vegan überflügelt“, beobachtet er. Viele Kunden, die sich vegetarisch ernähren, suchten gezielt nach veganen Produkten. Nach Einschätzung von Rewe-Kollege Kersten werden die dynamischen Wachstumsraten der vergangenen Jahre im vegetarisch-veganen Sortiment jedoch nicht mehr zu toppen sein. „Die Produkte werden sich meiner Meinung nach weiter etablieren, aber nicht in der Masse.“

Umsatz mit Veggie

Die Hamburger geben laut Nielsen am meisten für vegetarische Produkte aus (pro Kopf in einem Jahr 9,91 Euro; MAT KW 48/2016). In Chemnitz waren die Pro-Kopf-Ausgaben mit 4,59 Euro zwar gering, steigerten sich aber im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent.

Vegan im Fokus
Dennoch können Händler auf ein wachsendes Angebot der Markenartikelindustrie zugreifen. So hat beispielsweise Veganz, Spezialist für vegane Lebensmittel, angekündigt, sein Produkt-Portfolio bis Ende 2017 von 150 auf 300 Artikel zu verdoppeln. Mit neuen Snacks, Eiscreme und Milchersatz z. B. auf Basis von Reis, will die Marke weitere Regalflächen erobern. Große Chancen für das vegane Sortiment sieht Veganz-Chef Jan Bredack insbesondere im TK-Bereich, für Convenience to go sowie in der Verbindung mit dem Clean-Eating-Trend. Pflanzlich ohne Zusatzstoffe sei auch künftig der Weg von Veganz, zudem erhalten Kriterien wie palmölfrei und sojafrei mehr Gewicht bei der Produktentwicklung.

Beim Mopro-Ersatz tut sich einiges. Unter der Marke Allos, bekannt für Müslis und Fruchtaufstriche, gibt es sechs neue Sorten pflanzlich basierter Drinks in Bio-Qualität in den Sorten Hafer, Reis, Reis-Kokos, Mandel, Soja und Dinkel-Drink. Die Hochland-Tochter E.V.A. hat angekündigt, im Frühjahr einen veganen Schmelzgenuss, eine Reibekäse-Alternative auf Mandelbasis, auf den Markt zu bringen. Dr. Oetker erweitert mit einer veganen Variante der Crème Fraîche auf Soja-Basis sein vegetarisch-veganes Sortiment. Creme Vega von Dr. Oetker eignet sich zum Kochen und Verfeinern veganer Gerichte und gerinnt auch bei hohen Temperaturen nicht.

Rila Feinkost Importe setzt ebenfalls verstärkt auf Käufer vegetarisch-veganer Produkte. Aktuell sind rund 75 Prozent des Sortiments der Marke Rinatura Bio bereits vegan. Zur Biofach präsentiert die Marke weitere vegane Neuheiten, darunter Porridge, Veggie-Bratlinge mit Lupinen und Quinoa, Risotto, Smoothies und neue Brotaufstriche. Die vier Sorten Veggie-Cremes beispielsweise sind nicht nur vegan, sondern auch frei von Laktose, Gluten, Hefe und Palmöl.

Neue Produkte

Viel gelesen in Hersteller

HIT Produkte 2023

Im Gespräch - Hersteller