Molkereiprodukte Gelbe Linie Sorgenkind Käsetheke? - Sorgenkind Käsetheke? Teil 2

Die Anzahl der Käsetheken in Deutschland sinkt deutlich. Allerdings sind sich die Hersteller einig: Diese Entwicklung ist kein langfristiger Trend. Die Theke wird im LEH angesichts des Wettbewerbs durch Discounter und Online-Handel sogar noch wichtiger werden.

Montag, 07. November 2016 - Molkereiprodukte
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Sorgenkind Käsetheke? - Sorgenkind Käsetheke? Teil 2
Bildquelle: Mirco Moskopp, Carsten Hoppen, Beemster, Nielsen, Milram

Auch für die Schweizer Käseproduzenten ist das Thekengeschäft von eminent Bedeutung: Drei der von Switzerland Cheese Marketing (SCM) in Deutschland vertriebenen Sorten können sich in der Top-10-Liste des Umsatzrankings an der Theke halten: Appenzeller, Gruyère und Emmentaler. Besonders der Le Gruyère AOP musste im ersten Halbjahr 2016 jedoch Federn lassen und verlor 3,19 Prozent an Absatz. Im Gegensatz zum Appenzeller, der Schweizer Nummer Eins auf dem Markt, konnte sich diese Sorte noch nicht vollständig erholen. Grund sind die Wechselkursschwankungen, die einige Sorten im Januar 2015 auf einen Schlag um bis zu 20 Prozent verteuert haben. So stieg der Kilopreis für den Emmentaler beispielsweise auf 21,78 Euro (2011: 17,04 Euro). „Hier ist die Preisschwelle selbst für höherwertigen Käse aus Sicht der Konsumenten erreicht“, sagt SCM-Geschäftsführer Andreas Müller-Henze.

Stabieles Halbjahr

Nach mehreren Jahren mit rückläufiger Thekenentwicklung hat sich die Anzahl im 1. HJ 2016 in etwa stabilisiert.

Für die auf die Theke angewiesenen Unternehmen wie Beemster oder SCM ist das Geschäft derzeit umkämpft. Das gilt insbesondere für die höherpreisigen Produkte. „Der Wettbewerb auf unserem Preisniveau wird härter“, sagt Müller-Henze, der darauf verweist, dass der durchschnittliche Kilopreis von SB-Käse im Discount bei 5,82 Euro liegt. Dennoch bekennen sich die Schweizer klar zum Thekengeschäft. Aktuell bietet SCM Promotions für mehr als 10.000 Theken an. Dazu zählen diverse Gewinnspiele (traditionell auch für das Thekenpersonal) genauso wie das neue Rezeptbuch „Street Food“, mit dem man eine jüngere Zielgruppe ansprechen möchte. Auch auf der Produktebene sind die Schweizer nicht untätig und bieten den Theken mit beispielsweise dem „Swizzrocker“ oder ganz aktuell dem mindestens neun Monate gereiften Appenzeller Edel-Würzig (mit auffallender Etikette in der Farbe Purpur) Abwechslung.

Den hohen Stellenwert des Absatzkanals Theke bestätigt auch Sibylle Fulbrecht, Marketing Managerin Milram Käse: „Käse ist eine unserer wichtigsten Fokus-Kategorien in der Marke, und rund 50 Prozent unseres Volumens erzielen wir an der Käsetheke.“ Milram sei die nationale Nummer 2 an der Käsebedientheke und Marktführer im Heimatgebiet Nielsen 1. Impulse setzt das Unternehmen derzeit mit dem neuen Milram Drei-Pfeffer-Käse (schwarzer, grüner und rosa Pfeffer in ganzen und gestoßenen Körnern). Der Schnittkäse bedient mit der Geschmacksrichtung laut Unternehmen einen deutlichen Trend. Der Schnittkäse im handlichen 1,5-kg-Format ist seit September auf dem Markt und wird durch Verkostungspromotion und aufmerksamkeitsstarke Werbemittel für die Theke unterstützt.

Gutes Personal bleibt die grosse Baustelle im Handel
Profilieren können sich Käsetheken laut Fulbrecht insbesondere über eine fundierte fachkundige Beratung, eine hohe Sortimentsbreite und -tiefe sowie eine ansprechende Optik. Allerdings nennt Fulbrecht gleichzeitig die Beratungsintensität als die vielleicht größte Baustelle im Handel. Um den Handel bei Thema Fachkräftemangel zu unterstützen, bietet Milram in Kooperation mit dem Milchland Niedersachsen ein kostenloses Onlineschulungsprogramm an (CheesE-Learning). Hier können die Kenntnisse rund um das Thema Käse vertieft und für den besseren Verkauf genutzt werden.

Ein Kunde, der lohnt

Auch für den Händler müsste sich eine gut bewirtschaftete Theke in jedem Fall lohnen, denn Käse-Bedientheken- Käufer sind laut GfK wertige Kunden und weisen neben deutlich höheren Haushaltsausgaben auch eine höhere Einkaufshäufigkeit als SB-Käse- Käufer auf.

Roelofs vom Wettbewerber Beemster bestätigt die Einschätzung, dass das gut geschulte Personal nicht immer vorhanden ist. Ein Problem, das seiner Ansicht nach hausgemacht ist. „Die Käsetheke wurde lange wie das langweiligere Stiefkind gegenüber der Fleischabteilung behandelt“, sagt Roelofs. Eine Chance sieht er in der Digitalisierung. So könne man an Screens denken, die direkt an der Theke Zubereitungstipps geben. Nichtsdestotrotz braucht man für das Thekengeschäft Ausdauer. Das weiß keiner besser als Roelofs: „Die Theke ist für uns hier in Deutschland unsere Existenz. Wir sind während der rund 15 Jahre andauernden Talfahrt den Käsetheken immer treu geblieben, während die meisten anderen sich anderweitig umgeschaut haben“, sagt der Beemster-Chef.

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