Interview Bio-Waschgang für Obst und Gemüse?

Wie stehen Dole und Bonduelle zu dem Innoway-"Bio-Waschgang, der den Verderb von Frischware hinauszögern soll.

Donnerstag, 27. Januar 2011 - Sortimente
Heidrun Mittler

Das Unternehmen Innoway mit Sitz in Willich bietet seit Kurzem einen "Bio-Waschgang" an, der den Verderb der Frischware hinauszögern soll. Laut Pressesprecher Götz Wange werden die Produkte direkt nach der Ernte mit einem Desinfektionsmittel gewaschen, was Keime tötet.

Im Interview:


Fragen an Götz Wange, Innoway

Wird die Ware, die gewaschen wurde, speziell gekennzeichnet?

Eine große Schweizer Agrarprodukte-Handelskette hat das Verfahren gründlich getestet und für gut befunden. Um den Produktionsprozess zu optimieren läuft derzeit noch eine abschließende Testreihe. Labortest belegen, dass alle messbaren Rückstände der eingesetzten Mittel massiv unter den zulässigen Grenzwerten liegen.

Für welche Produkte eignet sich das Verfahren besonders? Sie sprachen schon von: Äpfeln, Bananen, Aprikosen, Möhren.
Im Prinzip eignet sich das Verfahren für alle Obst- und Gemüsesorten, aber auch für andere Lebensmittel. Obst mit einer natürlichen Schutzschicht benötigt ein spezielles Verfahren. Bei Wiederholung der Entkeimung für einzelne Produkte in festzulegenden Abständen ist ein erneuter Befall praktisch ausgeschlossen. Die Produkte trocknen jedoch schneller aus, was die Verkaufbarkeit natürlich beeinträchtigen würde. Vor dem Einsatz muss die Dosierung in Versuchsreihen jeder Sorte angepasst werden. So müsste beispielsweise bei den Karotten ein anderes Reinigungsverfahren angewendet werden, um die schützende Haut zu schonen. Daraufhin muss das Bio-Desinfektionsmittel angepasst werden.

Eignet sich das auch für Schnittsalate?
Bei abgepacktem Schnittsalat eignet sich das Produkt sehr gut. Bei offenen Obst- und Gemüsesorten müssen die Auslagen eventuell befeuchtet werden, damit die Qualität erhalten bleibt. Dies wird bei vielen Großhändlern ohnehin angewendet. Die Entkeimung schützt vor Fäulnis und verlängert die Haltbarkeit.

Ist der Bio-Waschgang in Deutschland ohne weiteres zulässig?
Es werden nur Inhaltsstoffe eingesetzt, die unter den gesetzlichen Bestimmungen und EU-Richtlinien sowie der Trinkwasserverordnung als Lebensmittel-Zusatzstoffe zugelassen sind. Derzeit wird noch geprüft, welche Schritte für eine endgültige Zulassung auf der Basis der verschärften EU-Normen notwendig sind.

Hat der Händler von einem solchen Verfahren Vorteile?
Ein großer Vorteil ist, dass das sogenannte Shelf-life um etwa eine Woche verlängert wird. Beispielsweise können so Produkte, die wegen ihrer hohen Anfälligkeit bei längeren Strecken bisher mit dem Flugzeug transportiert werden müssen, dadurch mit Bahn oder LKW zum Kunden gebracht werden. Das spart schon mal Transportkosten. Außerdem ist der Anteil verkaufbarer Ware je Lieferung höher. Bananen haben beispielsweise durchschnittlich einen Transportschwund von ca. 20 bis 30 Prozent. Wird die Fäulnis durch Bio-Entkeimung gebremst, wird dieser Ausfall erheblich minimiert. Das gilt in ähnlicher Größenordnung auch für andere Obst- und Gemüsesorten.

Was kostet die Anwendung von einem Bio-Waschgang?
Die Anwendungskosten sind bei jedem Hersteller unterschiedlich. Das liegt weniger an den Kosten für das Bio-Entkeimungsmittel selbst, sondern an dem jeweiligen technischen Aufwand für das Besprühen bzw. das Wasserbad. Sind die Vorrichtungen aus anderen Gründen (Reinigung der Früchte, Klimaanlage) schon vorhanden, fallen die Kosten für das Entkeimungsmittel kaum ins Gewicht.

////www.innoway.eu

Fragen an Thies Claußen, Dole

Es gibt Technologien, bei denen Obst und Gemüse nach der Ernte mit keimtötenden Substanzen gewaschen wird. Das soll die Haltbarkeit der Produkte verlängern.

Sind solche Technologien in Ihrem Unternehmen ein Thema?
Bei dem Einsatz von Desinfektionsmitteln hält Dole sich grundsätzlich an alle relevanten Verordnungen und Gesetze, inclusive der Kennzeichnung an der Ware. Dementsprechend werden auch nur Mittel eingesetzt, die zugelassen sind und dem Verbraucher ein gesundes und sauberes Produkt garantieren. So zum Beispiel die Reinigung des ggfs. eingesetzten Waschwassers, um Keim- und Sporenbelastungen vorzubeugen, oder die Behandlung einiger Produkte nach der Ernte (z.B. Thiabendazole bei Bananen). Die konzerneigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung sucht außerdem fortlaufend nach innovativen Lösungen, um solche Verfahren weiter zu verbessern bzw. neue Mittel einzusetzen.

Angenommen, solche Technologien würden eingesetzt, hätte der Lebensmittelhandel davon einen Vorteil?
Frisches Obst und Gemüse legt auf dem Weg zum Verbraucher teilweise einen langen Weg zurück. Parallel zur bestmöglichen Einhaltung der Kühlkette ist eine Kontrolle von Schadorganismen entscheidend, um dem Verbraucher gesunde Produkte anbieten zu können. Auch dem Lebensmittelhandel muss frische und einwandfreie Ware zur Verfügung stehen, um den Absatz zu erhöhen und Verluste zu vermeiden.

Im LEH sind Abschriften ein großes Thema. Wie kann der Handel Ihrer Meinung nach seine Abschriften wirkungsvoll verringern?
Es gibt drei klassische Ansätze für Verbesserungen:
  1. Die Einhaltung der Kühlkette gilt nicht nur für den Transport vom Produzenten zum LEH, sondern muss unbedingt bis zum Abverkauf an den Konsumenten sichergestellt sein.
  2. Jegliches zusätzliche Bewegen der Ware sollte vermieden bzw. minimiert werden.
  3. Im Markt ist eine Kontrolle der Luftfeuchtigkeit vorteilhaft, um die Frische der Ware zu verlängern.

Fragen an Andreas Kuhnle, Bonduelle

Es gibt Technologien, bei denen Obst und Gemüse nach der Ernte mit keimtötenden Substanzen gewaschen wird. Das soll die Haltbarkeit der Produkte verlängern.

Setzen Sie Ihren Schnittsalaten derzeit solche keimtötenden Substanzen zu?
Nein, Bonduelle Deutschland setzt ausschließlich gekühltes Trinkwasser für das Waschen der Salate ein.

Dürfte man bei Schnittsalaten derzeit überhaupt keimtötende Substanzen einsetzen?
Es sind unterschiedliche Waschverfahren in Deutschland/Europa im Einsatz. Wir setzen in unseren Werken in Straelen und Reutlingen aber wie gesagt ausschließlich auf gekühltes Trinkwasser.

Angenommen, solche Technologien würden eingesetzt, hätte der Lebensmittelhandel davon einen Vorteil?
Freshcut-Salate sind frische Produkte, die innerhalb weniger Tage zu verzehren sind. Das akzeptiert auch der Verbraucher. Wir wissen aus zahlreichen Befragungen, dass ein Verbrauchsdatum für Salat von mehr als einer Woche sehr kritisch gesehen und die Frische eines solchen Produkts angezweifelt wird. Daher kann der vermeintliche Vorteil einer größeren Planungsspanne leicht ins Gegenteil umschlagen, weil die Zielgruppe nicht mehr mitspielt.

Wie kann der Handel Ihrer Meinung nach seine Abschriften wirkungsvoll verringern?
Der Schlüssel zu weniger Abschriften ist eine bedarfsgerechte Planung, orientiert an den Konsumgewohnheiten der Verbraucher. Wir wissen z.B., dass an den Wochenenden (Freitag/Samstag) sehr viele Freshcut-Produkte nachgefragt werden. Wenn dann, wie oft zu beobachten, keine oder nur wenig Ware im Kühlregal liegt, ist das verlorener Umsatz. Zumal auch der Montag ein überdurchschnittlicher Einkaufstag ist und die Ware dann wieder abfließen könnte. Auch das Umfeld jedes Marktes ist dabei zu berücksichtigen. Ein weiterer Faktor ist zudem die Art der Warenpräsentation im Markt. Je attraktiver diese ist und je stärker sie im Fokus steht, desto höher ist auch die Umschlagsgeschwindigkeit.