Gerissene Lieferketten, steigende Logistikkosten, CO2-Emissionen: Regionale Wertschöpfungsketten können eine Antwort auf verschiedene Herausforderungen sein. Kurze Transportwege garantieren Frische und senken oft den ökologischen Fußabdruck. Außerdem wird mit dem Kauf regionaler Produkte die Landwirtschaft unmittelbar gestärkt. So gaben im Ernährungsreport 2021 des Bundeslandwirtschaftsministeriums rund 82 Prozent der Befragten an, auf regionale Herkunft ihrer Lebensmittel Wert zu legen. Doch nicht nur aus rationalen Gründen stehen Lebensmittel aus der Nachbarschaft hoch im Kurs. Genüsse und Düfte, die wir mit unserer Kindheit und Heimat verbinden, lösen Emotionen aus.
Landauf, landab wurde viel in den Aufbau regionaler Strukturen investiert. Die enorme Leistung der Händler und Erzeuger ist jedoch durch die aktuelle wirtschaftliche Situation bedroht. Es gilt, in der Vermarktung der Produkte heimischer Landwirte und Erzeuger noch eine Schippe draufzulegen, um die Absätze auch in Zeiten der Kaufzurückhaltung zu stabilisieren. „Das, was in den letzten 30 Jahren aufgebaut wurde, droht jetzt ein Stück weit zu zerbröckeln“, mahnt der Geschäftsführer des Verbands zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Berlin-Brandenburg Pro Agro, Kai Rückewold. Die Produzenten regionaler Produkte in Brandenburg kämpfen mit einer sinkenden Nachfrage infolge der aktuellen Krise. Ende des Jahres startete die vierwöchige Kampagne „Regionale Lebensmittel einkaufen – jetzt erst recht!“, die unter anderem mit Radiospots Verbraucher erreichen sollte. Im Weihnachtsgeschäft sei die Nachfrage „ein Stück weit gestiegen“, berichtet Rückewold.
Inspiration für Vermarktungskonzepte sowie innovative Ideen für die Entwicklung von Produktneuheiten und lokale Kooperationen bietet der Branchen-Wettbewerb Regional-Star, ausgerichtet von der Lebensmittel Praxis und der Internationalen Grünen Woche Berlin (IGW). Zum achten Mal wurden die überzeugendsten Konzepte gesucht, die unter nachhaltigen Aspekten (ökologisch sinnvoll, sozial verantwortlich und ökonomisch erfolgreich) die Vermarktung regionaler Produkte voranbringen – und anderen Unternehmen als Inspirationsquelle dienen können.
Inspirierende Konzepte für Ihr Geschäft
Aus einer Vielzahl an Bewerbungen von Lebensmittelhändlern und -produzenten sowie Marketingorganisationen hat die Experten-Jury die jeweils drei überzeugendsten Konzepte in vier Kategorien (Kooperation, Innovation, Präsentation, Organisation) ausgewählt, die wir auf den nächsten Seiten vorstellen. Im Rahmen der IGW stellen sich die Vertreter der nominierten Unternehmen den finalen Fragen des Gremiums, bevor dieses die Erstplatzierten kürt. Die Preisverleihung findet am 26. Januar ab 14.30 Uhr im Marshallhaus auf dem Gelände der Messe Berlin statt. Seien Sie dabei!
„Krieg, Klimawandel, Krise – Die Zukunft der Regionalität“: Zu diesem Thema diskutieren zunächst Dr. Michael Marahrens (Staatssekretär im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Niedersachsen), Susanne Schulze Bockeloh (Vizepräsidentin Deutscher Bauernverband), Volker Krause (Geschäftsführender Gesellschafter Bohlsener Mühle und Vorstand Herstellung BÖLW), Franz-Martin Rausch (Hauptgeschäftsführer Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V.) und Sulaf Ahmed, selbstständiger Rewe-Händler aus Berlin und Präsidiumsmitglied des Handelsverbands Berlin-Brandenburg. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion werden die Preisträger geehrt.
Experten-Jury 2023:
- Stefanie Brehm, Inhaberin Edeka Brehm, Berlin
- Johannes Esslinger, Inhaber Edeka Esslinger, Weißensberg
- Lars Jaeger, Projektleiter, Internationale Grüne Woche/Messe Berlin
- Axel Kölle, Leitung ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung, Uni Witten/Herdecke
- Fritz Konz, Leitung Qualität und Umwelt, Tegut
- Michaela Meyer, Leitung Geschäftsbereich Nachhaltigkeit, Edeka Südwest
- Michael Raß, Geschäfts-führer Fjol
- Franz-Martin Rausch, Hauptgeschäftsführer BVLH
- Lutz Richrath, Inhaber Rewe Richrath Supermärkte, Bergheim
- Bettina Röttig, Redaktion Lebensmittel Praxis
- Nicola Tanaskovic, Bereichsleitung Nachhaltigkeit, Rewe Group
- Alexandra Weber, Leitung QM, Hochland