Molkereiprodukte Notstand an der Theke

Gerade Nachwuchskräfte sind mit den Arbeitsbedingungen an der Bedienungstheke nicht zufrieden. Eine Studie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg zeigt Probleme und Lösungen auf.

Montag, 30. März 2020 - Molkereiprodukte
Heidrun Mittler
Artikelbild Notstand an der Theke
Bildquelle: Privat

Welche Lösungen gibt es gegen den Personalnotstand an der Bedienungstheke? Dieser Fragen haben sich fünf Studentinnen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in einem Projekt angenommen.

Herausgekommen ist eine qualitative Studie. In dieser kommen vor allem junge Menschen zu Wort, die im Handel arbeiten. Im Speziellen handelt es sich um Vertreter der Generation Z, also von Mitarbeitern, die ab dem Jahr 1995 geboren wurden. Darüber hinaus haben zahlreiche Personalexperten aus dem Lebensmittelhandel bei der Befragung mitgewirkt. Die Studie wurde von Stephan Rüschen betreut, Professor und Studiengangleiter BWL-Handel.

Sie offenbart schonungslos, was nach Ansicht der jungen Menschen an der Theke „schief läuft“. Und nicht nur dort, sondern auch in der Gesellschaft: Die Generation Z zweifelt demnach massiv daran, dass Thekenkräfte gesellschaftlich hoch angesehen sind.

Im Gegenteil. Die Arbeit an der Theke werde eher als „Notlösung“ angesehen, wenn man nicht studieren konnte. Oder noch schlimmer: „Die meisten Leute denken, der Beruf sei so einfach, dass ihn jeder machen kann.“ Ein extremes Missverhältnis also zwischen dem Berufsbild und den tatsächlichen Anforderungen an der Käse- oder Fleisch-Bedienungstheke. Kein Wunder, dass bei jungen Menschen dann der Berufswunsch Verkäufer oder Verkäuferin nicht weit oben auf der Liste steht.

Das Image aufwerten
Zielgruppenspezifische Kampagnen tun also Not, schlussfolgern die Studenten, ebenso wie eine Verbesserung des Arbeitsumfeldes. Entsprechende Kampagnen müssten schon bei den Schülern der allgemeinbildenden Schulen anfangen.

Die Befragungsergebnisse zeigen außerdem deutlich, wie stark die Diskrepanz beim Thema Bezahlung ist. Die Personalverantwortlichen jedenfalls betonen, für wie gut sie die Entlohnung halten. Sie verweisen auf die übertarifliche Bezahlung, Urlaubs- und Sonderleistungen oder Personalrabatte.

Die jungen Handels-Mitarbeiter hingegen sehen das in vielen Fällen anders. Hier nur ein Zitat aus der Generation Z: „Ich bin eigentlich mit allem zufrieden. Außer, dass das Gehalt, das man bei so einer Arbeit bekommt, zu wenig ist.“

Die Vertreter dieser Altersgruppe wünschen sich durchweg: „keine Unterbezahlung“, „angemessenes Gehalt“, „gerechte Bezahlung“. Es herrscht also Redebedarf zwischen den Parteien.

Wenn man sich intensiver mit den Antworten beschäftigt, offenbart sich ein weiteres Defizit: Es geht nicht nur um Geld auf dem Konto der Nachwuchskräfte, sondern auch um fehlende Anerkennung. Zuspruch von Kollegen, Vorgesetzten, aber auch der Familie zuhause und ganz allgemein der Gesellschaft. Stephan Rüschen (Foto) fasst diesen Aspekt zusammen: „Nur mit Anerkennung und Wertschätzung kann der Beruf des Thekenpersonals langfristig wieder attraktiv werden!“

„Nur mit Wertschätzung kann der Beruf des Thekenpersonals langfristig attraktiv werden!“