Molkereiprodukte Milch mit Mehrwert

Lange Jahre konnte Milch nicht billig genug sein. Inzwischen profiliert sich der Handel zunehmend mit Premiumqualitäten wie Heu-, Weide- oder Bergbauernmilch und profitiert von höheren Preisen. Als Wegbereiter für diese Entwicklung gilt Heumilch aus Österreich.

Dienstag, 24. März 2020 - Molkereiprodukte
Elke Häberle
Artikelbild Milch mit Mehrwert
Bildquelle: WEST. Fotostudio

Die Fakten sprechen eine klare Sprache: Vergangenes Jahr wurden in Österreich 510 Millionen Kilogramm Heumilch verarbeitet. Der Heumilchzuschlag betrug dabei zwischen fünf bis sieben Cent je Kilogramm. „Damit konnte für unsere Bauern ein Mehrwert von rund 26 Millionen Euro geschaffen werden“, rechnet Karl Neuhofer, Obmann der ARGE Heumilch, vor. Insgesamt stieg der Umsatz von Heumilch im österreichischen Handel im Jahr 2019 um 5,4 Prozent auf rund 105 Millionen Euro – der Gesamtmarkt legte im Umsatz nur um 0,4 Prozent zu. Auch in Deutschland wird Heumilch immer mehr zum Kassenschlager, zudem ist Deutschland der wichtigste Exportmarkt für Heumilchprodukte aus Österreich (LP 03/20, Länderreport Österreich). Seit vergangenem Sommer kooperiert die ARGE außerdem mit Heumilchproduzenten aus dem Allgäu, vom Start weg waren 13 Mitglieder – darunter unter anderem die Andechser Molkerei Scheitz, Albert Herz Käse, Allgäuer Hof-Milch oder auch die Allgäu Milch Käse eG – mit dabei, die zusammen für rund 70 Millionen Kilogramm Heumilch pro Jahr stehen. Gemeinsam sollen jetzt die Vorteile der Heuwirtschaft kommuniziert und Heumilch bekannter gemacht werden. Schließlich ist Heumilch in Deutschland laut ARGE mit einem Anteil von etwa einem Prozent an der Gesamtproduktion noch ein Nischenprodukt. Zum Vergleich: Europaweit liegt der Heumilch-Anteil bei circa drei Prozent und in Österreich liefern rund 8.000 Heumilcherzeuger mehr als 15 Prozent der gesamten Milch in Österreich. Diese fließt freilich nicht nur in Milch, sondern auch in die Herstellung von (Hart-)Käse (s. Artikel Käserebellen) sowie zunehmend auch in Joghurt oder Butter.

Weitere Ausdifferenzierung
Doch Heumilch ist nicht gleich Heumilch: Es gibt sie mittlerweile in verschiedenen Fettgehaltsstufen, im Karton oder Glasflache, in Bio-Qualität oder konventionell hergestellt und natürlich auch regional. Entsprechend variieren die Preise, die Spanne reicht hier von circa 1,60 bis hoch zu knapp drei Euro pro Liter. Dass der Markt weiterwächst, ist unbenommen, schließlich steht Heumilch für Nachhaltigkeit und Tierwohl, also für Werte, die bei den Verbrauchern hoch im Kurs stehen. Weiter bauen Markenanbieter wie beispielsweise Andechser, Schwarzwaldmilch, Allgäuer Hof-Milch oder die Gläserne Molkerei in Mecklenburg-Vorpommern ihr Heumilch-Sortiment sukzessive aus. Für Wachstum dürften künftig auch Heumilch-Produkte von der Ziege sorgen: Seit April 2019 darf Schaf- und Ziegen-Heumilch das EU-Gütesiegel „geschützte traditionelle Spezialität“ (g.t.S.) tragen. Initiator war – wie bereits für Kuhmilch im Jahr 2016 – auch hier wieder die ARGE Heumilch.

Das Futter macht's

Heumilch-Kühe bekommen keine Silage, Gärheu oder gentechnisch verändertes Futter zu fressen, sondern lediglich Gras und Heu. Heumilch enthält die höchsten Anteile an wertvollen Inhaltsstoffen wie Linolsäuren oder die Omega-3-Fettsäuren.