Migros Schweizer Milch wird aufgewertet

Die Schweizer Migros macht ihre konventionelle Milch nachhaltiger. Alle Lieferanten sollen für das Programm gewonnen werden.

Freitag, 18. Mai 2018 - Molkereiprodukte
Bettina Röttig
Artikelbild Schweizer Milch wird aufgewertet
Bildquelle: Sandro Burkhalter

Die Schweizer zeigen sich ambivalent: Sie kaufen immer mehr Milchprodukte günstig im Ausland, legen zugleich jedoch mehr Wert auf respektvoll produzierte Schweizer Milch. Das Einzelhandelsunternehmen Migros hat reagiert und wertet seine Milch auf, um sich vom ausländischen Wettbewerb abzusetzen. Gemeinsam mit seinen Produzenten sowie Tierschutz-, Umweltschutz- und Konsumentenorganisationen hat der Genossenschafts- Bund zwei Jahre lang Richtlinien für eine „Nachhaltige Migros- Milch“ erarbeitet und wissenschaftlich evaluiert. „Wir möchten die Schweizer Milchproduktion insgesamt stärken“, erklärt Sprecherin Alexandra Kunz. Daher soll die komplette Menge konventioneller Milch umgestellt werden. „Zudem möchten wir damit auch preissensiblen Kunden die Möglichkeit bie-ten, nachhaltige Milch einzukaufen“, so Kunz.

In einem Pilotprojekt wurde die Umsetzung der Richtlinien bei 37 Betrieben geprüft. Laut den Anforderungen muss mindestens die Hälfte der Futterration für die Milchkühe aus Wiesen- und Weidefutter bestehen – was sich positiv auf die Gesundheit der Kühe auswirke und den Gehalt an Omega-3 Fettsäuren in der Milch steigere. Das restliche Futter soll ebenfalls artgerecht und standortangepasst sein, um lange Transportwege zu vermeiden. Wird Soja verwendet, muss es aus verantwortungsbewusster Produktion stammen. Zur Förderung des Tierwohls werden Haltungssysteme vorausgesetzt, die den Tieren Ruhe-, Bewegungs-, und Beschäftigungsmöglichkeiten bieten und so das natürliche Verhalten der Tiere unterstützen. Außerdem leiste jeder Milchproduzent seinem Standort entsprechend einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität, heißt es.

Mehraufwand wird belohnt
Ziel ist es, alle Produzenten für das Programm zu gewinnen. „Die Direktlieferanten des Migros-Milchverarbeiters ELSA setzen das Programm ab diesem Jahr um, die Drittlieferanten ab 2019“, so Kunz. Sämtliche Erzeuger werden von der Migros in diesem Prozess eng begleitet. „Wir verstehen Nachhaltigkeit außerdem als kontinuierlichen Prozess“, betont die Sprecherin. Für den Mehraufwand erhalten die Bauern einen Nachhaltigkeitszuschlag. Über die Höhe des Bonus werde aktuell noch mit den Produzenten verhandelt. Schon heute zahle Migros einen der höchsten Milchpreise innerhalb der Branche. Betriebe, die nach den neuen Kriterien Milch produzieren, sollen weitere wirtschaftliche Vorteile haben. Die Migros-Rechnung auf Basis wissenschaftlicher Evaluationen: Kühe, die gesünder sind, entsprechend länger leben und weniger Kraftfutter fressen, verursachen geringere Kosten.