Mopro Glyphosatfrei Der Glyphosat-Bann - Der Glyphosat-Bann: Teil 3

Während sich Politik und Wissenschaft weiterhin darüber streiten, ob das Herbizid Glyphosat eine Gefahr für die Gesundheit darstellt, reagieren Handel und Hersteller. Erste Molkereien sind mit einem Verbot vorgeprescht. Der Wettbewerb kritisiert diese Maßnahme als Effekthascherei.

Montag, 19. Februar 2018 - Molkereiprodukte
Bettina Röttig
Artikelbild Der Glyphosat-Bann - Der Glyphosat-Bann: Teil 3
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Interview mit Philipp Skorning: „Kunden sind verunsichert“

2017 hat Aldi Süd eigene Rückstands-Höchstwerte für Glyphosat festgelegt, die teilweise bei zehn Prozent der gesetzlichen Vorgaben liegen. Philipp Skorning, Group Buying Director Quality Assurance & Corporate Responsibility bei Aldi Süd, zu den Hintergründen.

Herr Skorning, Sie haben Ihre Eigenmarken-Lieferanten darüber informiert, in Ihren Lebensmitteln die Glyphosatgehalte deutlich reduzieren, im besten Fall den Einsatz des Herbizids komplett ausschließen zu wollen. Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschlossen?
Philipp Skorning: Uns ist wichtig, dass in der gesamten Lieferkette soziale und ökologische Standards berücksichtigt werden. Deshalb achten wir bei der Herstellung unserer Produkte unter anderem darauf, dass Pflanzenschutzmittel nur im absolut notwendigen Maß zum Einsatz kommen. Entsprechend haben wir bereits Anfang 2006 umfangreiche Maßnahmen zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln beschlossen. Die Herausforderung besteht darin, einen Mittelweg zu finden, um trotz minimalen Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln einwandfreie Produkte zu wirtschaftlichen Preisen zu erhalten. Diesem Prinzip folgen wir auch im Umgang mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat. Wir verfolgen die Diskussion über mögliche gesundheitliche Risiken sowie die Auswirkung von Glyphosat auf die Umwelt sehr aufmerksam. Sie hat bei unseren Kunden teilweise zu Verunsicherung geführt und allgemein die Nachfrage nach glyphosatfreien Lebensmitteln verstärkt. Deshalb hatten wir unsere Lieferanten Anfang 2017 aufgefordert, Maßnahmen in die Wege zu leiten, um deutlich geringere Glyphosatgehalte in unseren Lebensmitteln zu erreichen, als es das Gesetz vorsieht.

Sie haben um nähere Informationen zum Einsatz von Glyphosat in Futtermitteln gebeten. Welche Erkenntnisse haben Sie aus den Antworten Ihrer Lieferanten gewonnen?
Bislang haben wir von einem Großteil unserer Lieferanten die Rückmeldung erhalten, dass unsere Forderungen nicht einfach und kurzfristig umzusetzen sind, da die Anwendung von Glyphosat auf vielfältige Weise und weltweit erfolgt. Bei allen Bio-Produkten kann die Verwendung von Glyphosat entsprechend der gesetzlichen Vorgaben schon heute vollständig ausgeschlossen werden. Einzelne Lieferanten von konventionellen Lebensmitteln konnten uns ebenfalls den Verzicht auf Glyphosat zusichern.

Welche Ziele haben Sie sich konkret gesteckt in Bezug auf die Umstellung Ihres Sortiments hin zu Produkten mit deutlich reduzierten Glyphosatgehalten bzw. zu glyphosatfreien Artikeln?
Die Orientierungswerte, die wir für unsere Lieferanten als mittelfristiges Ziel definiert haben, liegen teilweise bei gerade einmal zehn Prozent der aktuell zugelassenen Grenzwerte. Eine erste Auswertung hat ergeben, dass bereits der überwiegende Teil unserer Lieferanten die geforderten Werte einhalten können. Um das Thema voranzutreiben, hat sich Aldi Süd gemeinsam mit Aldi Nord entschlossen, bei der Reduzierung des Glyphosatgehalts in Lebensmitteln einen Schritt weiter zu gehen und auch den Einsatz von Glyphosat in Futtermitteln zu betrachten. Auch hier ist es Anliegen, die Glyphosatgehalte auf ein Minimum zu reduzieren.

Welche Herausforderungen kommen auf Ihre Lieferanten zu, und wie unterstützen Sie diese auf dem Weg zum Verzicht auf Glyphosat?
Der Verzicht auf Glyphosat bedeutet für unsere Lieferanten in erster Linie einen hohen Aufwand, insbesondere in der Zusammenarbeit mit Zulieferern und durch die Implementierung von strengen Kontrollen. Speziell die Einflussmöglichkeiten auf die Sublieferanten stellen sich als Herausforderung dar. Wir werden unseren Lieferanten jederzeit für Gespräche zur Verfügung stehen sowie den Austausch zum Thema mit Experten suchen. Sobald uns weitere Untersuchungserkenntnisse vorliegen, werden wir diese in Gesprächen mit unseren Lieferanten thematisieren.

Wie werden Sie ein glyphosatfreies Angebot kennzeichnen bzw. darüber kommunizieren?
Aktuell planen wir keine entsprechende Kennzeichnung unserer Produkte. Weil es uns ein wichtiges Anliegen ist, nur Lebensmittel zu verkaufen, auf deren gesundheitliche Unbedenklichkeit unsere Kundinnen und Kunden vertrauen können, werden wir das Thema Glyphosat auch in Zukunft im Blick behalten und gemeinsam mit unseren Lieferanten vorantreiben.

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