Mopro Glyphosatfrei Der Glyphosat-Bann - Der Glyphosat-Bann: Teil 2

Während sich Politik und Wissenschaft weiterhin darüber streiten, ob das Herbizid Glyphosat eine Gefahr für die Gesundheit darstellt, reagieren Handel und Hersteller. Erste Molkereien sind mit einem Verbot vorgeprescht. Der Wettbewerb kritisiert diese Maßnahme als Effekthascherei.

Montag, 19. Februar 2018 - Molkereiprodukte
Bettina Röttig
Artikelbild Der Glyphosat-Bann - Der Glyphosat-Bann: Teil 2
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Marketingmasche?
Die medienwirksamen Verbote ernten jedoch auch Kritik. „In ,Kuhmilch‘ findet man mit den heute zur Verfügung stehenden Untersuchungsmethoden kein Glyphosat in Milch. Das bestätigt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)“, stellt der Milchindustrie-Verband klar. Der Verband und seine Mitgliedsunternehmen hätten über hundert Untersuchungen – auch für den deutschen Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) – in Auftrag gegeben und keine Rückstände gefunden.

Auch das Deutsche Milchkontor (DMK) sieht keine Notwendigkeit für ein Glyphosat-Verbot und bezieht sich dabei auf die Untersuchungsergebnisse des Milchindustrie-Verbandes. „Ergänzend kommt das BfR zu dem Ergebnis, dass nach derzeitiger wissenschaftlicher Kenntnis bei bestimmungsgemäßer Anwendung von Glyphosat kein krebserzeugendes Risiko für den Menschen zu erwarten ist“, sagt Oliver Bartelt, Head of Corporate Communications bei DMK. Somit ergebe sich für Deutschlands größtes Molkereiunternehmen als Anbieter dieser Produkte nicht die Notwendigkeit, die gesetzliche Grundlage bezüglich des Einsatzes des Mittels in Frage zu stellen und „hier in irgendeiner Art effekthascherisch aktiv zu werden.“ Die eigenen Landwirte seien sensibilisiert und arbeiteten verantwortungsvoll. In der Regel bestehe die Futterration für eine Kuh zu ca. 70 Prozent aus Raufutter (Gras- oder Maissilage, Gras, Heu) und zu ca. 30 Prozent aus ergänzenden Futterkomponenten (Getreide, Körnermais, Raps- oder Sojaschrot), die größtenteils in Deutschland angebaut würden. „Der Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln scheidet aus anwendungstechnischen Gründen bei den betriebseigenen Grundfuttermitteln im Bestand grundsätzlich aus“, so Bartelt.

„In der Tat spielt Glyphosat im Grünland-Bereich eine sehr untergeordnete Rolle, daher fällt uns und unseren Milcherzeugern ein Verzicht zum Glück leichter als zum Beispiel den Getreidebauern“, erwidert Goldsteig-Geschäftsführer Kraus und betont: „Es geht aber gar nicht darum, ob in der Milch Glyphosat zu finden ist oder nicht oder dass wir mit glyphosatfreien Produkten werben wollen. Unseren Kunden und uns geht es darum, das umstrittene Totalherbizid komplett von den Wiesen zu verbannen.“ Wo Goldsteig etwas positiv beeinflussen könne, wolle man dies auch tun, und dabei ein Zeichen in der Milchwirtschaft setzen. „Darüber hinaus ist es immer eine gute Idee, sich an den Wünschen der Kunden – in unserem Falle der Verbraucher – zu orientieren“, fügt Kraus hinzu. Dass die Maßnahme beim Verbraucher gut ankommt, zeigen laut Kraus die überwältigenden, zu 100 Prozent positiven Rückmeldungen der Kunden per Social Media und E-Mails.

Weitere Molkereien stimmen ein
Trommeln gehört bekanntlich zum Handwerk. So haben auch Bio-Molkereien das Thema in den Fokus ihrer Kommunikation gerückt und werben damit, dass Glyphosat – wie andere synthetische Pflanzenschutzmittel – im Öko-Landbau verboten ist. Zum Beispiel die Andechser Molkerei Scheitz: „Seit jeher Nein zu Glyphosat! Wer Andechser Milchprodukte kauft, isst oder auch verschenkt, weiß sich in den aktuellen Diskussionen über gefährlichen Herbizid- und Glyphosat-Einsatz, das aktuelle Bienen- und Insektensterben in jedem Fall ‚auf der sicheren Seite‘!“, informiert das Unternehmen auf seiner Website.

Bauer zieht nach
Mit der Privatmolkerei Bauer hat in diesen Tagen eine weitere konventionelle Molkerei ihre Stimme erhoben. Gemeinsam mit den Vorständen der an die Privatmolkerei Bauer liefernden Milcherzeugergemeinschaften appellierte das Unternehmen eindringlich an alle Milcherzeuger, künftig auf den Einsatz von Glyphosat im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb zu verzichten, heißt es auf Anfrage. Jüngst durchgeführte Untersuchungen hätten ergeben, dass in der Rohmilch der rund 650 Höfe in Ober- und Niederbayern keine Rückstände von Glyphosat enthalten sind. Der Einsatz für den Verzicht auf Glyphosat geschieht im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie. Die Landwirte, die die Milch für die Privatmolkerei Bauer liefern, bauen die Futtermittel für ihre Milchkühe zu rund 90 Prozent selbst und vor Ort an, heißt es aus Wasserburg. Nur ein geringer Anteil müsse zugekauft werden, doch auch dafür gebe es klare Regeln. Die Landwirte haben sich darauf verpflichtet nur Futtermittel aus Europa einzusetzen. Ein Zukauf von Mais, Raps oder Soja aus Übersee, die gentechnisch verändert wurden und damit tendenziell auch mit Glyphosat belastet sein könnten, scheiden nach eigenen Aussagen bei Bauer aus. Grundsätzlich finden bei den Milchlieferanten von Bauer ausschließlich Futtermittel Einsatz, die das „ohne Gentechnik“-Zertifikat tragen.

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