„Klimabauern“ Bio fängt im Boden an

„KlimaBauern“: Mit dieser Initiative packt die Andechser Molkerei Scheitz nicht nur den CO2-Fußabdruck direkt an der Wurzel.

Dienstag, 27. September 2022 - Molkereiprodukte
Wibke Niemeyer
Artikelbild Bio fängt im Boden an
Bildquelle: Bernhard Mayer

Bei einem gesunden Stück Boden besteht das Bodenleben aus unzähligen Insekten, Würmern, Käfern und Mikroorganismen, die aus Mist Humus machen. Das demonstriert Albert Stürzer. Er ist einer von 100 Bio-Milchbauern, die aktuell an der Initiative „KlimaBauern“ der Andechser Molkerei Scheitz teilnehmen. Bislang wurde der Faktor Boden/Beweidung wenig in die Bewertung von tierischen Produkten einbezogen. Für Andechser fängt Bio allerdings genau dort an. „Wichtig bei der Bewirtschaftung ist die Flächenbindung im ökologischen Landbau“, sagt Irmgard Strobl, Leitung Marketing und Produktentwicklung. Das bedeutet: „Pro Hektar Fläche grast eine Kuh. Sie wird von dieser Fläche ernährt und gibt genauso viel Mist ab, wie der Boden für einen positiven Humusaufbau benötigt. Je mehr Humus, desto mehr Kohlenstoffbindung im Boden“, erklärt sie.

Ökologisch bewirtschaftete Wiesen haben laut Strobl gegenüber Ackerland einen bis zu fünfmal höheren Humusgehalt im Oberboden und zeichnen sich durch eine größere Artenvielfalt und auch mehr Pflanzenarten aus. Die Tierhaltung und Bodenbewirtschaftung bildeten somit einen in sich geschlossenen biologischen Kreislauf – für mehr Biodiversität, Boden-, Grundwasser-, Tier- und Klimaschutz.

Klimabilanz verbessern
Die teilnehmenden Ziegen- und Kuhmilchbauern haben sich auf die Fahne geschrieben, ihre Klimabilanz zu verbessern und ihr eigenes Hofmanagement weiter zu optimieren. Rund 30 mögliche Maßnahmen stehen den Öko-Landwirten zur Verfügung – von bestimmten Fruchtfolgen für den Humusaufbau über Unter- und Zwischensaaten und eine längere Weidedauer der Kühe bis zu Blütenmischungen.

Zu Projektbeginn bewerteten Wissenschaftler in den jeweiligen Betrieben, wie viel Kohlendioxid der Hof einsparen kann. Die regionalen Böden und Besonderheiten der Kulturlandschaft werden dabei berücksichtigt, ebenso der Status von Humus und Nährstoffen. Konkret für die Verhältnisse des Betriebs geeignete Maßnahmen werden gemeinsam erarbeitet. Daraus ergibt sich für den Bio-Hof eine individuelle Priorisierung und Bedeutung der einzelnen Maßnahmen. In zwei Jahren erfolgt eine erste sachverständige Einschätzung des bisher Erreichten. Die Gesamtbewertung erfolgt schließlich nach fünf Jahren.

Den Aufwand, diesen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten, unterstützt Andechser: Für jede Tonne CO2, die gespeichert oder vermieden wurde, zahlt die Bio-Molkerei zusätzlich zum Milchpreis zehn Euro. „Die Klimaprämie wird auf Grundlage der CO2-Bilanz und den Möglichkeiten der Einsparung des jeweiligen Hofes errechnet und ausgezahlt“, so Strobl.