Sonnenschutz Für Haut und Meer

Hochwirksamer Schutz für die Haut, Bequemlichkeit und gut für die Umwelt: Sonnenpflege muss heute viel leisten. Welchen Verbraucheransprüchen Produktentwickler und Händler heute nachkommen müssen.

Freitag, 10. Mai 2019 - Kosmetik und Pflege
Bettina Röttig
Artikelbild Für Haut und Meer
Bildquelle: Getty Images

20, 30 oder besser 50? War die Höhe des Lichtschutzfaktors bei der Wahl der Sonnenschutzlotion früher der zentrale Faktor, spielen zunehmend weitere Kriterien eine Rolle. Dabei geht es sowohl um die persönlichen Bedürfnisse der Haut als auch Umweltschutzaspekte. „Die Nachfrage nach gut verträglichen, nachhaltigen, effektiven und sicheren Sonnenschutzprodukten steigt stetig“, weiß Henrike Neuhoff, CSO, Bereichsleitung der Forschung und Entwicklung, Qualitätssicherung und Regulatory Affairs bei Lavera Naturkosmetik. L‘Oréal identifiziert Verbraucherbedürfnisse unter anderem über „Social Listening“, der Auswertung von Interaktionen über Social-Media-Kanäle, und sieht einen Trend zu mehr täglichem Sonnenschutz. Grundsätzlich stünden der Lichtschutzfaktor, die Hautverträglichkeit und eine besonders einfache Anwendung im Vordergrund, weiß Benjamin Rachow, Geschäftsleiter Vertrieb des Geschäftsbereichs Consumer Products bei L’Oréal Deutschland. Für die empfindliche Gesichtshaut bietet das Unternehmen speziell die neue „Garnier Ambre Solaire Sensitive expert+ Gesicht Gel-Creme mit LSF 50+“.

Den Trend zu Produkten für empfindliche Haut bestätigt Beiersdorf. In einer nationalen Studie für Nivea Sun gab jeder dritte Bundesbürger an, eine sensible Gesichtshaut zu haben, jeder zweite war überzeugt, besonders sonnensensibel zu sein. „Sensible Haut braucht besonderen Sonnenschutz, der auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist“, so Reto Peirano, Leiter Forschung & Entwicklung Nivea Sun. Diesen kommt die neue Linie Nivea Sun Sensitiv Sofort Schutz nach, bestehend aus Lotion (LSF 50) und Spray (LSF 30), die empfindliche Haut beruhigen, sowie einer Creme (LSF 50), die bei Sonnenallergie schützt. „Die Formeln mit Panthenol und natürlichem Aloe Vera zeichnen sich durch ihre leichten Texturen aus. Denn Menschen, deren Haut ohnehin sensibel reagiert, möchten ein starkes Einreiben mit einem Sonnenschutzprodukt, das sich schwer verteilen lässt, in der Regel vermeiden“, so Peirano. Die nicht fettenden, parfümfreien Formeln lassen sich gut verteilen und ziehen schnell ein.

Verbotene UV-Filter
Einen Einfluss auf das Segment der Sonnenpflege hat mittlerweile der Umweltschutz. Denn an ersten Stränden müssen Sonnenanbeter künftig Strafe zahlen, wenn sie zur falschen Lotion greifen. Da Sonnencremes mit chemischen UV-Filtern wie Oxybenzon und Octinoxat Studien zufolge negative Auswirkungen auf die Unterwasserwelt haben und verantwortlich sein sollen für die Korallenbleiche, verbieten der Pazifikstaat Palau sowie der US-Bundesstaat Hawaii künftig Mittel mit diesen Inhaltsstoffen. Auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán sind bereits nur noch biologisch abbaubare Sonnenschutzmittel am Strand erlaubt.

Der deutsche Handel ist gut aufgestellt mit Produkten, die nicht nur Haut-, sondern auch Umweltschutz berücksichtigen. „Die EU-Kosmetikverordnung reguliert sehr streng, welche UV-Filter in welcher Konzentration überhaupt in kosmetischen Produkten eingesetzt werden dürfen und diesen Vorgaben entsprechen wir natürlich“, heißt es von Nivea-Hersteller Beiersdorf. Auch wenn Oxybenzon und Octinoxate weltweit vielfache Verwendung fänden und als sichere Inhaltsstoffe zugelassen seien, entsprächen diese jedoch nicht den hohen Standards für Nivea Sun. „Wir setzen diese beiden UV-Filter daher in unseren europäischen Nivea-Sun-Produkten nicht ein und entsprechen damit bereits dem im vergangenen Jahr erlassenen Hawaiianischen Gesetz zum Riff-Schutz“, heißt es aus Hamburg. In den Produkten von Nivea Sun kommen laut Unternehmen andere organische (chemische) UV-Filter sowie Kombinationen dieser mit mineralischen Filtern zum Einsatz, um einen hohen Schutz vor UVA- und UVB-Srahlen zu erzielen und zugleich Wasserfestigkeit und gewünschte sensorische Eigenschaften zu erhalten.

Das Weissel-Problem
Frei von den angeprangerten chemischen Filtern ist Sonnenpflege der Kategorie Naturkosmetik. Die Produkte basieren ausschließlich auf mineralischen UV-Filtern wie Titandioxid oder Zinkoxid. „Hierbei handelt es sich um physikalischen Lichtschutz: Das heißt die Mineralien liegen auf der Haut und reflektieren die Sonnenstrahlen wie ein Spiegel das Licht“, erklärt Neuhoff. Je größer die Teilchen, umso mehr sichtbares Licht reflektierten sie. Für das menschliche Auge erschienen sie weiß, so Neuhoff. Dieser „Weißel-Effekt“ auf der Haut ist erklärungsbedürftig und wird nicht von jedem Verbraucher akzeptiert. Die Weleda AG hat im vergangenen Jahr fünf Sonnenpflegeprodukte auf Basis von Titandioxid unter der Linie Weleda Edelweiss auf den Markt gebracht. „Unsere Produkte haben einen sehr hohen Lichtschutzfaktor, weshalb große Mengen der UV-Filter eingesetzt werden müssen“, erklärt das Unternehmen. Mit dem Absatz der Produkte ist Weleda bisher zufrieden, es bedürfe jedoch noch ein wenig mehr Zeit, um die Produkte im hart umkämpften Markt zu etablieren. Der Weißel-Effekt sei für viele Konsumenten noch etwas ungewohnt. Reduzieren könne man den Effekt nur, wenn entweder der Lichtschutzfaktor der Produkte verringert oder kleinere Titandioxidpartikel eingesetzt würden, die dann in der INCI-Liste mit „Nano“ gekennzeichnet werden müssten, erklärt Weleda.

An dieser Herausforderung arbeiten auch die übrigen Naturkosmetik-Spezialisten. Speick hat das Problem gelöst und sorgte damit für Ausehen auf der diesjährigen Naturkosmetikmesse Vivaness. Die drei Produkte der Linie „Speick Sun Mineralischer Sonnenschutz“ mit LSF 20, 30 und 50+ sind nach dem Cosmos-Standard zertifiziert. „Ohne zu viel zu verraten, können wir sagen, dass wir durch sechs Jahre Entwicklungsarbeit die für uns perfekte Formulierung gefunden haben“, sagt Ina Hiller, zuständig für Marketing und Produktmanagement bei Speick Naturkosmetik. Die Produkte sollten wasserfest, parfümfrei und für besonders sensible Haut geeignet sein, ohne Aluminium oder Nanopartikel auskommen und auch für Kinder ideal sein. „Mit am wichtigsten war aber tatsächlich die Vermeidung eines ,Weißel-Effekts‘“, so Hiller. Dabei spielte die Auswahl der richtigen Rohstoffe, wie der Wirkstoffe und Öle, eine ebenso wichtige Rolle wie der UV-Filter selbst, sagt sie zur Erfolgs-Formel.

Einen anderen Weg geht Hersteller Laverana. Unter der Marke Lavera wurden gerade zwei neue Produkte für sensible Haut eingeführt (Sensitiv Sonnencreme LSF 30 sowie LSF 50 Kids), die mit dem „sichtbaren Sonnenschutz“, also dem Weißel-Effekt als Benefit werben. Das Argument: Er ermögliche ein lückenloses Auftragen und eine Sonnenschutzkontrolle.
Sonnencremes für sensible Haut und mit hohem Lichtschutzfaktor sind gefragt.