Hochwasser Das Wasser geht, das Chaos bleibt

Die Mulde ist wieder in ihrem Flussbett. Die meisten Geschäftsinhaber in Grimma jedoch kämpfen noch mit den Folgen des Juni-Hochwassers.

Mittwoch, 10. Juli 2013 - Community
Silke Bohrenfeld
Artikelbild Das Wasser geht, das Chaos bleibt
Voller Einsatz: Rettungskräfte bei der Evakuierung eines Tierheimes.
Bildquelle: Bohrenfeld, HVS

Das Wasser ist weg. Geblieben sind Dreck und Gestank. Und Menschen, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. In der historischen Altstadt Grimma hat die Mulde im Juni ganze Arbeit geleistet. Die meisten Geschäfte im Zentrum sind abgesoffen, die Hochwasserschäden gigantisch. Auf circa 2 Mrd. Euro schätzt man die Schäden nur in Sachsen. „Etwa 30.000 Euro beträgt allein mein Warenverlust“, sagt Ronny Kaufmann, Inhaber des Bio-Lebensmittelgeschäftes Naturkost & Biostro. Dabei konnte er noch einen Teil des Trockensortiments retten. Doch Obst, Gemüse, Brot, Wurst, Fleisch, Käse- und Milchprodukte sowie die komplette Ladeneinrichtung fielen der Mulde zum Opfer. 15 cm hoch stand das Wasser in seinem Geschäft.

Jetzt ist Kaufmann dabei, den 300 qm großen Laden zu säubern, Wände und Boden trockenzulegen, Lieferanten zu vertrösten, mit Banken zu sprechen. Denn Kosten wie Energie, Wasser und Löhne laufen ja weiter, Kredite noch vom Hochwasser 2002 müssen bedient werden – und Umsätze sind erstmal nicht in Sicht. Bis die Aufräumarbeiten beendet seien und Kunden den Weg zurück in die Stadt gefunden haben werden, kann es bis zu drei Monate dauern. „Wenn es keine schnelle staatliche Unterstützung gibt, muss ich wohl aufgeben“, sagt Kaufmann. Versichert ist er – wie etwa 90 Prozent der Einzelhändler in den Hochwassergebieten – nicht. Denn nach dem Hochwasser 2002 verschärften Versicherungen ihre Aufnahmebedingungen und versichern keine Händler mehr aus bestimmten Risikogebieten. Zwar hat die Bundesregierung für Hochwasseropfer 8 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt. Doch bis jetzt ist das Geld noch nicht in Grimma angekommen. 2002 hat es ein Dreivierteljahr gedauert, berichten Betroffene.

Bildquellen: Bohrenfeld, HVS

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Gigantisch: Ganze Häuserwände wurden durch die Wasserkraft der Mulde eingerissen.
Bild öffnen Voller Einsatz: Rettungskräfte bei der Evakuierung eines Tierheimes.
Bild öffnen Dankbar: Viele Grimmaer trotzen dem Hochwasser, wollen bleiben und weiter arbeiten.
Bild öffnen Nur Müll und Schutt: Viel hat die Mulde nicht zurück gelassen.
Bild öffnen Vor- und nachher: Das Kreativhaus Ziegler war eine beliebte Begegnungsstätte für Kreative – bis das Wasser kam.
Bild öffnen Vor- und nachher: Das Kreativhaus Ziegler war eine beliebte Begegnungsstätte für Kreative – bis das Wasser kam.
Bild öffnen Glück gehabt: Einige Händler waren schneller als das Wasser – und konnten ihr Eigentum in Sicherheit bringen.
Bild öffnen Unbrauchbar: Einmal im Wasser, müssen Tische, Stühle und Schränke entsorgt werden.
Bild öffnen Rechtzeitig: Dennis Preusser konnte mit seinen Leuten das Vodafone-Geschäft noch leerräumen.
Bild öffnen Offen: Improvisation ist alles.
Bild öffnen Hilfsbereit: Ob Geld, Lebens-und Putzmittel oder die eigene Arbeitskraft – mit viel Engagement wurde in Grimma geholfen.
Bild öffnen Rettungsversuche: So wie Ronny Kaufmann haben viele Händler versucht, Ware und Ladeneinrichtung vor dem Wasser zu retten.
Bild öffnen Trügerisch: Harmlos liegt die Mulde wieder in ihrem Flussbett. Nur Dreck und Gestank zeugen von der Katastrophe.