Das Wasser ist weg. Geblieben sind Dreck und Gestank. Und Menschen, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. In der historischen Altstadt Grimma hat die Mulde im Juni ganze Arbeit geleistet. Die meisten Geschäfte im Zentrum sind abgesoffen, die Hochwasserschäden gigantisch. Auf circa 2 Mrd. Euro schätzt man die Schäden nur in Sachsen. „Etwa 30.000 Euro beträgt allein mein Warenverlust“, sagt Ronny Kaufmann, Inhaber des Bio-Lebensmittelgeschäftes Naturkost & Biostro. Dabei konnte er noch einen Teil des Trockensortiments retten. Doch Obst, Gemüse, Brot, Wurst, Fleisch, Käse- und Milchprodukte sowie die komplette Ladeneinrichtung fielen der Mulde zum Opfer. 15 cm hoch stand das Wasser in seinem Geschäft.
Jetzt ist Kaufmann dabei, den 300 qm großen Laden zu säubern, Wände und Boden trockenzulegen, Lieferanten zu vertrösten, mit Banken zu sprechen. Denn Kosten wie Energie, Wasser und Löhne laufen ja weiter, Kredite noch vom Hochwasser 2002 müssen bedient werden – und Umsätze sind erstmal nicht in Sicht. Bis die Aufräumarbeiten beendet seien und Kunden den Weg zurück in die Stadt gefunden haben werden, kann es bis zu drei Monate dauern. „Wenn es keine schnelle staatliche Unterstützung gibt, muss ich wohl aufgeben“, sagt Kaufmann. Versichert ist er – wie etwa 90 Prozent der Einzelhändler in den Hochwassergebieten – nicht. Denn nach dem Hochwasser 2002 verschärften Versicherungen ihre Aufnahmebedingungen und versichern keine Händler mehr aus bestimmten Risikogebieten. Zwar hat die Bundesregierung für Hochwasseropfer 8 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt. Doch bis jetzt ist das Geld noch nicht in Grimma angekommen. 2002 hat es ein Dreivierteljahr gedauert, berichten Betroffene.
Hochwasser Das Wasser geht, das Chaos bleibt
Die Mulde ist wieder in ihrem Flussbett. Die meisten Geschäftsinhaber in Grimma jedoch kämpfen noch mit den Folgen des Juni-Hochwassers.
Bildquelle: Bohrenfeld, HVS
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