Bio-Markt Schub durch Corona

Die Corona-Krise hat dem Bio-Markt in Deutschland einen deutlichen Schub gegeben. Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln ist Marktanalysen zufolge im vergangenen Jahr um mehr als 20 Prozent auf knapp 15 Milliarden Euro gestiegen. Das sei ein Rekord, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU, Foto) bei der Eröffnung der weltgrößten Naturkostmesse Biofach in Nürnberg, die in diesem Jahr online ausgerichtet wird.

Mittwoch, 17. Februar 2021 - Handel
Lebensmittel Praxis
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Auch der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche nimmt nach Angaben von Klöckner stetig zu und liegt aktuell bei rund 10 Prozent. Das Ziel sei, die Fläche bis 2030 auf 20 Prozent zu steigern. Die EU-Kommission will sogar einen Ökoland-Anteil von 25 Prozent.

Nach Angaben des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) legt Bio doppelt so stark zu wie der Lebensmittelmarkt insgesamt. Die deutlich gestiegene Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln konnte die Branche dem BÖLW zufolge dadurch bewältigen, dass viele Höfe in den vergangenen Jahren auf Bio umgestellt hatten. So bewirtschafteten 2020 in Deutschland mehr als 35 000 Höfe fast 1,7 Millionen Hektar Fläche ökologisch.

Besonders die Direkt- und Onlinevermarktung wie Hofläden und Bio-Abokisten boomten nach BÖLW-Angaben im vergangenen Jahr. Ein Grund dafür könnte sein, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher angesichts der Ansteckungsgefahr größere Supermärkte lieber mieden und stattdessen sich die Lebensmittel vor die Tür liefern ließen oder direkt beim Bauern kauften. Diesen Schub auf dem Bio-Markt müsse die Bundesregierung nun nutzen, forderte der BÖLW-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein.  "Ziele allein reichen nicht", betonte Löwenstein. In der EU-Agrarpolitik sei ein Kurswechsel nötig, der den Bio-Höfen mehr finanzielle Planungssicherheit gebe.

Auch Deutschlands ältester Bio-Verband hat den Corona-Schub verspürt. Insgesamt hat Demeter 45 Erzeugerbetriebe neu in den Verband aufgenommen, sodass es deutschlandweit derzeit 1.740 Demeter-Betriebe gibt. Sie bewirtschaften 5.747 Hektar Land mehr als im Vorjahr (gesamt: knapp 99.000 Hektar). Im vergangenen Jahr wurden knapp 1.500 Demeter-Neuprodukte beim Verband angemeldet. Die Anzahl der verarbeitenden Unternehmen ist um 46 Betriebe und weitere sechs Hofverarbeiter auf insgesamt 442 Verarbeiter-Betriebe gewachsen. In der Verarbeitung ist der Demeter-Umsatz um 13 Prozent gestiegen.
 
2020 sind auch weitere Händler Demeter-Mitglied geworden; von den insgesamt 32 neuen Händlern sind insgesamt 8 aus dem Groß- und Filialhandel und 24 aus dem Spezialgroßhandel. Der Demeter-Umsatz im Naturkostfachhandel und dem Lebensmitteleinzelhandel zusammen ist im Quartalsdurchschnitt 24,6 Prozent zum Vorjahr gewachsen. Dabei hat der Naturkostfachhandel ein Demeter-Umsatzwachstum von 31,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet.