Länder-Report Sachsen Der Freistaat zeigt sich ungebrochen stark

Die Nahrungsmittelhersteller in Sachsen sind nach wie vor eine der großen Stützen der heimischen Wirtschaft.

Dienstag, 08. Mai 2012 - Länderreports
Silke Bohrenfeld und Andrea Kurtz
Artikelbild Der Freistaat zeigt sich ungebrochen stark
Bildquelle: iStockphoto

Im Inland stabil , im Ausland expansiv: So zeigt sich die sächsische Ernährungswirtschaft im Frühjahr 2012. Der Gesamtumsatz am verarbeitenden Gewerbe im Freistaat beträgt gut 11 Prozent; Rückenwind bekommt die Branche, die stark vom Konsum und dem Geldbeutel des Durchschnittsverbrauchers abhängt, vom starken Brutto-Inlands-Produkt (BIP), das in Sachsen nochmals um rund 3 Prozent zulegte. Sogar Bayern rangierte 2011 nur knapp dahinter. Eine Kaufkraft von 17.000 Euro je Einwohner hat die Gesellschaft für Konsumergüterforschung (GfK) für 2012 ermittelt; die Ausgaben der privaten Haushalte für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren dürften mittlerweile an die 300- Euro-Grenze gehen (2008: 279 Euro, Quelle: Statistisches Landesamt). Bei über 4 Mio. Haushalten in Sachsen werden allein im Freistaat knapp 1,3 Mrd. Euro Umsatz mit Nahrungsmittel im weitesten Sinne erzielt.

Doch die Branche ruht sich auf den Erfolgen nicht aus. Unter Federführung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) und der Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS) stellt sich die Branche den drei wichtigsten Themen: der Nachwuchsförderung, dem Export und der Innovationsfähigkeit.

Die Nachwuchsförderung in der Ernährungswirtschaft wird auf Grund der demografischen Entwicklung in Sachsen für die Wirtschaft 2012 einen Schwerpunkt bilden. Schon in der 2010 publizierten Studie der AFC Management Consulting AG im Auftrag des SMUL hatte sich die Problematik des zunehmenden Fachkräftemangels deutlich herauskristallisiert. Gerade in den Sparten Fleischverarbeitung sowie Back- und Teigwaren – also dort, wo die meisten Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen – konnten die angebotenen Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzt werden. „Um unsere Wettbewerbsposition künftig weiter auszubauen, muss die Gewinnung von geeigneten Azubis und engagierten Fachkräften ein elementares Ziel für unsere Ernährungswirtschaft werden“, betont Dr. Angelika Tietz, Referatsleiterin Markt und Absatz im SMUL. Denn die Branche konkurriere mit anderen Industriezweigen, die teilweise ein besseres Image hätten. „Diese Herausforderung verstärkt sich für die klein- bis mittelständisch geprägte Ernährungsindustrie umso mehr, da die großen Betriebe gerade bei der Suche nach Azubis die Nase vorn haben“, erläutert Tietz weiter. Als erste Maßnahme ist eine gezielte Vorstellung von Ausbildungsberufen in der Ernährungswirtschaft in Kooperation mit möglichen Ausbildungsbetrieben geplant. Auch das Arrangement von Verbundausbildungsplätzen mehrerer kleiner Betriebe ist denkbar. Eine frühere und stärkere Vernetzung von Handwerk und Schule sowie vielfältige Initiativen helfen, die Fachkräfte von morgen anzusprechen.


Exportförderung: Das bisher schwache Auslandsgeschäft der sächsischen Ernährungswirtschaft – auch dies ein Ergebnis der oben zitierten AFC-Studie – steht ganz oben auf der Agenda von Ministerium, Wirtschaftsförderung und Industrie. Mit 9,6 Prozent lag die Exportquote deutlich unter der, der bundesdeutschen Nahrungs- und Futtermittelhersteller (19 Prozent). „Zwar spricht der starke Fokus auf das Vertriebsgebiet Sachsen für die starke Präsenz und Akzeptanz im eigenen Land“, sagt Angelika Tietz. „Aber wir sehen hier weiteres Potenzial, vor allem in unseren Nachbarländern Polen und Tschechien und wollen deshalb die heimischen Unternehmen 2012 im Export weiter unterstützen“.

Unternehmen aus Sachsen:

In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), der German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA), der Organisation Food Made in Germany (FMIG) sowie den Auslandshandelskammern (AHKs) werden die Hersteller gezielt gefördert: bei Auslandsmessen, Geschäfts- und Markterkundungsreisen, Kontaktveranstaltungen oder Exportseminaren. Dabei soll es auch um das Thema Eigenmarken gehen, die den Herstellern wachsende Exportchancen versprechen. Deswegen steht die Teilnahme an der Messe Private Label Manufacturers Association (PLMA) in Amsterdam (22. bis 23. Mai) auf dem Messeplan (siehe Kasten). Kontakte sind das A und O des Geschäfts.

Messen geben Anregungen zur Produktentwicklung, ermöglichen aktuelle Marktinformationen sowie den Erfahrungsaustausch. So fand z. B. bereits im Oktober 2011 ein erfolgreiches Lieferantenforum von sächsischen Unternehmen mit österreichischen Händlern in Wien statt. Nach diesem Vorbild sind 2012, ebenfalls in Kooperation mit örtlichen AHKs, Aktivitäten in Tschechien und der Slowakei geplant. In diesem Zusammenhang ist auch die Förderung von Produktinnovationen wichtig. Für SMUL und Wirtschaftsförderung ist klar, wie entscheidend die Unterstützung der heimischen Ernährungsindustrie auf diesem Sektor ist.

Aus der Region in die weite Welt

Die sächsische Ernährungswirtschaft zeichnet sich durch eine ganze Fülle von international anerkannten Spezialitäten aus, die mit den entsprechenden Siegeln gekennzeichnet sind. EU-geschützte Spezialitäten aus Sachsen sind das Lausitzer Leinöl (g.g.A), der Meißner Fummel (g.g.A.) oder Dresdner Stollen (g.g.A.). Seit 2010 verfügt der Altenburger Ziegenkäse über das Zeichen ’g.U.’. Weitere typisch sächsische Spezialitäten sind beispielsweise auch die Pulsnitzer Pfefferkuchen, der Oberlausitzer Karpfen, die erzgebirgische Kräuterliköre, sächsischer Knacker und sächsischer Wein – eine Besonderheit unter den Weinen ist der Goldriesling – sowie sächsisches Bier. Mit seinen 26 Brauereien und 31 Gasthausbrauereien zeugt der Freistaat von großer und nach wie vor populärer Biertradition.
Absatzförderung: Schwerpunkt 2012
Messen
: Im Vordergrund steht die Teilnahme an Fachmessen im In- und Ausland (u. a. Internorga, PLMA, InterMeat, -Cool, -Mopro.
Organisation:
Seit August 2011 liegt Organisation und Umsetzung des Messegeschäfts bei der WFS Wirtschaftsförderung Sachsen .
Ansprechpartnerin
bei der WFS ist Andrea Meusinger Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bild: Augustusplatz in Leipzig.

Das könnte Sie auch interessieren