Sachsen-Anhalt Mehr Profil

Die Lebensmittelbranche Sachsen-Anhalts sieht noch viel Potenzial in Sachen Regionalität und treibt das Thema stark voran.

Donnerstag, 07. Juli 2011 - Länderreports
Silvia Schulz
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Die Nahrungsmittelindustrie ist in Sachsen-Anhalt der Arbeitgeber Nummer eins: Laut Landesregierung sind hier 19.400 Menschen beschäftigt, die 2010 einen Umsatz von 6,8 Mrd. Euro (plus 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) generierten. Damit ist Sachsen-Anhalt mit Abstand das erfolgreichste der neuen Länder. Die meisten Firmen gehören zum Mittelstand: Sie bekennen sich zu ihren Wurzeln, setzen auf Regionalität und gehen dennoch mit der Zeit, wie Dr. Thomas Lange, Vorsitzender der Agrarmarketinggesellschaft (AMG), ausführt. Sie sehen vor allem das Web 2.0 als Chance: Ein Internetauftritt gehört in Sachen Marktaktivität zur Basis. Newsletter, Rezepte und Online-Shops schaffen darüber hinaus Verbrauchernähe. Es wird getwittert, sich auf Facebook & Co. präsentiert, über Filme auf YouTube werden die modernen Konsumenten erreicht. Die AMG gibt ihnen dabei Unterstützung. Ein Beispiel: Um die Produkte der der AMG angeschlossenen Unternehmen bei der einheimisch en Bevölkerung stärker in den Fokus zu rücken, schaltet die Marketinggesellschaft ab September 2011 Werbespots im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Zur besten Sendezeit, um 18.56 Uhr vor der Sendung MDR regional, wird es künftig heißen: „Das Wetter wird Ihnen präsentiert von …“ – jeweils einem anderen Mitglied der AMG.

Unternehmen aus Sachsen-Anhalt:

Nachhaltigkeit, Regionalität, Ursprünglichkeit sind Themen, die den Unternehmen der Lebensmittelindustrie in Sachsen-Anhalt am Herzen liegen. Deren Engagement für das EU-Siegel „Geschützte Geografische Angabe“ bringt dies zum Ausdruck. Allgemein hinkt Deutschland hier hinterher. Zum Vergleich: Alleine das kleine Portugal – nach Italien, Frankreich und Spanien auf Platz 4 im EU-Ranking – hat 116 geschützte Produkte. In Deutschland (54) führen Bayern (15) und Baden-Württemberg (10) das Ranking an. Sachsen-Anhalt hat den Salzwedeler Baumkuchen und die Halberstädter Würstchen. Lange von der AMG: Das Ergebnis einer 2010 durchgeführten Geoschutz-Studie habe neun Erfolg versprechende Produkte hervorgebracht. Ganz oben auf der Liste stehe Thüringer Majoran aus Aschersleben. Nein, das ist kein Fehler. Ursprünglich im Erfurter Becken angebaut und verarbeitet, wurde beides im vorigen Jahrhundert outgesourct. Heute kommen 95 Prozent des in Deutschland angeba uten Majorans aus Sachsen-Anhalt. Weitere typische Produkte sind Original Zörbiger Überrübe, ein besonderer Zuckerrübensirup, der Harzer Baumkuchen, die Bernburger Zwiebelwurst, die einen Zwiebelanteil von 40 Prozent aufweist – sonst sind es ca. 5 Prozent –, der Altmark Spargel, Aprikosen vom Süßen See, die Tangermünder Nährstange, die Harzer Pottsuse und die Stolberger Lerchen, die nichts mit den süßen Leipziger Lerchen zu tun haben, vielmehr handelt es sich um eine Bratwurst nach 200 Jahre alter Rezeptur. Deshalb widme man sich dem Thema Geoschutzzeichen mit Nachdruck, so Lange weiter. Anderes Thema ist die Regionalmarke „Typisch Harz“. Für deren Etablierung wurde eine Expertenkommission aus Harzer Unternehmern, Touristikern und Vertretern der Marketinggesellschaften Sachsen-Anhalt und Niedersachsen berufen. Zeichengeber ist der Harzer Tourismusverband. Das Besondere: Sie umfasst die Kreise Harz, Mannsfeld-Südharz, Goslar, Osterode und Nordhausen. Damit vereinigt die Regionalmarke drei Bundesländer. Produkte, die unter der Regionalmarke vermarktet werden sollen, müssen folgende Kriterien erfüllen: Ort der Herstellung ist der Harz. Rohstoffe kommen möglichst aus dem Harz. Transportwege sind kurz. Qualitätsparameter sind zu erfüllen, und Rezepturen müssen regional geprägt sein. In Prüfung sind derzeit neun Produkte.

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