Länderreport Österreichische Herkunft und Qualität zahlen sich aus

Österreichische Lebensmittel steigen in Deutschland weiter in der Verbrauchergunst und sprechen vor allem Qualitätskäufer an. Das liegt an ihrem makellosen Image und der Vermarktung.

Montag, 19. Februar 2018 - Länderreports
Dieter Druck
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Bildquelle: Kresser

Auch wenn sich Österreich und Deutschland nicht immer ganz grün sind: Was die Lebensmittel angeht, herrscht zwischen den Nachbarländern Einigkeit. „Deutschland ist für unsere landwirtschaftlichen Urprodukte ein sehr bedeutender Markt und eine unverzichtbare Säule unserer Land- und Lebensmittelwirtschaft“, so die Bilanz von Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing (Agrar Marketing Austria). Immerhin geht ein Drittel der Lebensmittel-Exporte nach Deutschland, soviel wie in keine andere Nation und das Wachstum ist seit Jahren ungebrochen. Die wichtigsten Kategorien sind Fleischzubereitungen sowie Milch und Milchprodukte mit einem Anteil von 17 beziehungsweise knapp 16 Prozent. Backwaren sowie frisches, veredeltes Obst und Gemüse machen jeweils rund zehn Prozent aus und alkoholfreie Getränke neun Prozent. Der Erfolg kommt dabei nicht von ungefähr, schließlich verfolgt die AMA seit Jahren eine konsequente Strategie und setzt auf Qualität statt Quantität.

Dass dieser Plan aufgeht, bestätigt auch die jüngst von der AMA bei einem führenden Marktforschungsinstitut in Auftrag gegebene Studie, in welcher die Einstellung der Deutschen zu österreichischen Lebensmitteln abgefragt wurde. Ein Ergebnis: Produkte aus der Alpenrepublik punkten besonders stark bei sogenannten Qualitätskäufern, denen die Güte der Lebensmittel wichtiger ist als der Preis.

Diese Qualitätspositionierung spiegelt sich auch in diversen Warengruppen wie beispielsweise Käse wider. So werden in der derzeitigen, EU-kofinanzierten Marketingkampagne insbesondere die Qualität und Herstellungsweise von Berg- und Alpkäse mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g.U.) in den Mittelpunkt gerückt, die modellhaft für eine traditionsbewusste, kleinstrukturierte Erzeugung im alpinen Raum steht. Das Ergebnis: Allein im letzten Jahr stieg der wertmäßige Export nach Deutschland um elf Prozent auf 330 Millionen Euro. Insgesamt erzielen die EU-ursprungsgeschützten Käse einen höheren Erlös pro Einheit als „ungeschützte“ Ware.

Was Heumilch so besonders macht

Ein Eckpfeiler bei Heumilch ist die artgerechte Fütterung. Heumilchkühe bekommen frische Gräser und Kräuter im Sommer sowie Heu im Winter. Als Ergänzung erhalten sie mineralstoffreichen Getreideschrot, der aus Europa stammen muss und kontrolliert gentechnikfrei ist. Das Verfüttern vergorener Futtermittel ist verboten. Außerdem ist eine dauernde Anbindehaltung untersagt. Laufställe, Auslauf und Weide sorgen für ausreichend Bewegung der Tiere – und das mindestens 120 Tage im Jahr. Auch wird dafür gesorgt, dass jede Heumilchkuh im Stall über ihren eigenen Liegeplatz verfügt. Das ist wichtig, da Kühe im Durchschnitt 12 bis 14 Stunden täglich ruhen und dabei wiederkäuen. Ein weiterer Vorteil sind die kleinen Bestände. Heumilchbauern können ganz besonders auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Kühe eingehen – dazu zählt auch die Förderung der Tiergesundheit. Alle Heumilchbauern sind Mitglied beim Tiergesundheitsdienst. Mit professioneller Beratung durch den Tierarzt wird bei regelmäßigen Kontrollen vorbeugend das Wohlergehen der Heumilchkühe überprüft.

Eier aus Österreich trotzten dem Fipronil-Skandal
Diese Qualitätsstrategie zahlte sich 2017 auch in der Warengruppe „Eier“ aus, die ebenfalls besonders stark zulegte. Während der unerlaubte Einsatz und Nachweis des Desinfektionsmittels Fipronil in Eiern den gesamten europäischen Markt durcheinandergebracht hat, erfreuten sich die Fipronil-freien Eier aus österreichischer Erzeugung hierzulande einer regen Nachfrage. Einziger Wermutstropfen im Handel mit Deutschland sind Äpfel. Hier sanken die Ausfuhren aufgrund der schlechten Ernte im Jahr 2016 um mehr als 50 Prozent.

Heumilch – der neue Shooting Star wird stark vermarktet
Zu einem immer stärker werdenden Zugpferd entwickelt sich derweil Heumilch (siehe Kasten und Interview), die in Bezug auf Tierwohl, Tiergesundheit und Qualität neue Maßstäbe setzt. So wurden allein im abgelaufenen Jahr in Österreich 480 Millionen Kilogramm Heumilch verarbeitet. Das entspricht einem Plus von sieben Prozent in der Menge und 8,7 Prozent beim Wert. Dank des Heumilchzuschlags von 5 Cent je Kilogramm sprang für die Bauern ein Mehrwert von 24 Millionen Euro heraus.

Bunter Reigen von aktivitäten am Point of Sale
Diese Marke soll weiter verbessert werden. „Zusätzlich wollen wir unsere Bekanntheit mit einem Bündel an Marketingaktivitäten gemeinsam mit dem Lebensmittelhandel weiter stärken“, so Andreas Geisler, Koordinator der ARGE Heumilch. Entsprechend wurde ein dickes Vermarktungspaket geschnürt, das im März startet. Der Fokus liegt hierbei auf dem Thema „Tierwohl“. Die Bandbreite reicht von klassischen Maßnahmen in Printmedien, Online, Social Media und TV bis hin zu einem neuen Kinderbuch sowie der Fibel „Heumilchkäse und seine Freunde“. Dazu gesellt sich das inzwischen achte Rezeptheft. Andreas Geisler: „Erstmals präsentieren wir ein Rezeptheft mit kreativen Ideen für das Grillen mit Käse.“

Forciert wird die „Kuhwohl-Initiative“ auch durch die Präsenz auf zahlreichen Fachmessen des Lebensmittelhandels, wo sich Fachberaterinnen und Thekenmitarbeiter aus erster Hand über die Heumilch informieren und Aktivitäten besprechen können.

Ein weiteres Schmankerl für Handel und Verbraucher in Deutschland ist die „Heumilchalm“, die auch 2018 in kleinen und großen Verbrauchermärkten zu sehen sein wird. Hier können sich Kunden umfassend über den „einzigartigen“ Rohstoff Heumilch informieren und Käsesorten aus Heumilch verkosten und kaufen. Alpines Urlaubsflair bringt auch die Heumilch-Almküche in deutsche Lebensmittelmärkte. Während ihres Einkaufs können Kunden einem Kuchenteam über die Schulter schauen und die live zubereiteten Gerichte gleich probieren.

Eine weitere Möglichkeit Kunden anzusprechen, bietet der Heumilch-Almzauber. Bei einem Kundenabend in gemütlich-rustikaler Atmosphäre werden authentische Almgerichte genossen werden, zubereitet von einem Hüttenkoch.