Länder-Report Gelebte Regionalität - Länder-Report: Interview mit Peter Hauk

Mit der Kampagne „Natürlich. Von daheim“ macht das Ländle auf die Vielfalt und Qualität der heimischen Lebensmittel aufmerksam und setzt dabei auf den Schulterschluss von Erzeugern, Handel und Verbrauchern.

Donnerstag, 18. Januar 2018 - Länderreports
Elke Häberle
Artikelbild Gelebte Regionalität - Länder-Report: Interview mit Peter Hauk
Bildquelle: Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz
Interview mit Peter Hauk: „Essen wird in Wert gesetzt und wertgeschätzt“

Anfang November reiste Peter Hauk, Minister für den ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, zusammen mit einer Fachdelegation nebst Landtagsabgeordneten aus Stuttgart nach Neuseeland. Kernpunkt der Reise: sich über Milch- und Fleischwirtschaft, Schafzucht, Weinbau und Forsten auszutauschen und voneinander zu lernen.

Warum reist ein baden-württembergischer Landwirtschaftsminister nach Neuseeland?
Peter Hauk: Neuseeland ist das Silicon Valley der Landwirtschaft. Gerade der Ernährungsbereich wird immer globaler. Deshalb ist es wichtig, was Nationen wie Neuseeland, die in der landwirtschaftlichen Produktion und Vermarktung mit an der Spitze stehen, vorhaben.

Auf welche Segmente bezieht sich das?
Wir haben uns im Rahmen der Reise Kernbereiche wie den Weinbau, die Schafhaltung, die Milchwirtschaft und den Waldbau angeschaut und interessante Erkenntnisse mitgenommen. Um selber an der Spitze zu bleiben, muss man seinen Blick auch mal über den Tellerrand hinaus richten. Gerade auch, wenn Diskussionen über Freihandelsabkommen geführt werden, ist es wichtig, sich selbst einen Eindruck von dem zu machen, was da auf unsere Bauern und die Ernährungswirtschaft zukommen kann.

Was kann Baden-Württemberg von Neuseeland lernen?
Vieles im Bereich Vermarktung. Gerade im Weinbau konnten wir anschaulich sehen, wie gute Produkte als Premiumware verkauft werden. Die Neuseeländer sind stolz auf das, was sie produzieren, und so machen sie auch Marketing.

Was ist Ihnen besonders aufgefallen?
Besonders beeindruckt hat uns das Preisgefügte von regionalen Lebensmitteln. Milch, Obst und Gemüse sind fast doppelt so teuer wie bei uns, obwohl die Einkommen deutlich niedriger sind. Essen wird in Wert gesetzt und wertgeschätzt.

In Deutschlang dagegen regiert der Preis…
…Hier haben wir noch einen langen Weg vor uns. Wir haben mit unserer Regionalkampagne „Natürlich.Von Daheim“ einen Auftakt gemacht, um das Bewusstsein der Verbrauchter für regionale Ware noch mehr zu stärken. Aber es wird noch einiges an Überzeugungsarbeit nötig sein, dass die Kaufentscheidung am Regal von der Herkunft des Produkts und nicht vom Preisschild abhängig ist.

Was wird sich bei uns nun ändern, nach Ihrem Besuch?
Natürlich kann man die Dinge nicht eins zu eins umsetzen. Aber Anreize und Denkanstöße waren wichtig. Es ist unglaublich, wie viel Geld in Neuseeland in die Forschung fließt. Es wird nach Innovationen bei Lebensmitteln ebenso geforscht, wie etwa im Bereich der Verwendung tierischer Nebenprodukte wie Wolle. Hier wünsche ich mir mehr Kreativität und Mut.

Gibt es bereits konkrete Pläne?
Wir planen gemeinsam mit der Hochschule in Reutlingen ein Projekt in Sachen Wollverwendung. Mit dem Weinbauverband sind wir im Gespräch in Sachen Vermarktung. Mit dem Geno-Verband überlegen wir Modelle, wie wir beispielsweise ein Netzwerk von Experten aus den Bereichen Landwirtschaft, Weinbau und Forschung hinbekommen.

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Bild öffnen Peter Hauk (l.), Minister für den ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, und sein neuseeländischer Kollege Damian O’Connor.