Länderreport Italien Bella figura

Händler lieben Italien-Aktionen. Doch wer was drauf hat, geht mehr in die Tiefen des Stiefel-Staat-Sortiments. So kann man sich von der Konkurrenz abheben, seinen Kunden mehr bieten und glaubwürdig Kompetenz in Sachen Dolce Vita beweisen.

Donnerstag, 02. Juni 2016 - Länderreports
Christina Steinheuer
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Bildquelle: Shutterstock

Der Export italienischer Waren nach Deutschland steigt stetig. Laut Statistischem Bundesamt lag der Wert unserer Einfuhren aus dem Stiefelstaat 2010 bei 42 Mrd. Euro, 2015 bei 49 Mrd. Euro, Tendenz steigend. Seit Jahren belegt Italien Rang 5 unter jenen Ländern, aus denen Deutschland Waren importiert. Lebensmittel und Agrarprodukte sind dabei die zweitwichtigste Gruppe nach dem Maschinenbau. Aber auch „angrenzende Bereiche“ wie Glas, Porzellan, Keramik, Lederwaren und Gartenausstattung aus „bella Italia“ sind hierzulande beliebt – von Design und Mode ganz zu schweigen.

Während sich der Durchschnittsdeutsche doch eher selten einen Ferrari gönnt (2014 wurden in Deutschland 620 Ferrari zugelassen), greift er bei Amaretto, Campari, Mazzetti, Grana Padano, Parmaschinken oder Grissini häufiger zu. Die alltäglichen Freuden und kulinarischen Botschafter sind eben nur mit überschaubaren Investitionen verbunden und dazu geeignet, täglich für Glücksgefühle zu sorgen. Pizza und Pasta zählen zu unseren Leibgerichten. Dabei öffnete die erste Pizzeria in Deutschland erst 1952 in Würzburg ihre Pforten. Pizzerien gibt es heute bei uns an jeder Ecke, und moderne Gastro-Konzepte im Handel (wie Oh Angie! von der Rewe Group) kommen gar nicht umhin, den mediterranen Trend zu bedienen.

Für Lebensmittel und Getränke aus Italien gaben deutsche Importeure 2014 3,2 Mrd. Euro aus. Für 110 Mio. Euro haben die Bundesbürger 2014 original italienische Kaffeemaschinen gekauft (22 Prozent aller importierten Kaffee-/Espressomaschinen stammen aus Italien). Kein Wunder, dass Italien seit Jahren unangefochten die meisten und umfangreichsten Länderaktionen im LEH abbildet. Der Trend geht eher schon zu italienischen Regionen, denn so können sich Händler vom Wettbewerb differenzieren und zeigen, was sie an Sortimentskompetenz bezüglich des Dolce Vita drauf haben.

Aktionen auf der Fläche: Waffelprofi Loacker legt zweistellig zu
Das Südtiroler Familienunternehmen Loacker mit Sitz in den Dolomiten ist in Italien Marktführer im Waffel-Segment und liefert in 100 Länder. 2016 freute man sich in Deutschland über zweistellige Wachstumsraten. „Unsere Strategie, einen Schwerpunkt auf PoS-Maßnahmen zu legen, fördert den Abverkauf und macht die Marke noch präsenter und bekannter“, so Vertriebsgeschäftsführer Andreas Wilkening. Die Platzierungsoffensive im Januar und Februar stieß im Handel auf so reges Interesse, dass sie im Frühjahr wiederholt wurde. Dank acht kombinierbarer Display-Varianten sowie zwei Deko-Kits entstanden in den Märkten diverse „Loacker-Naschplätze“. Zudem setzt man auf Sampling-Aktionen vor den Läden, die mit Zweitplatzierungen im jeweiligen Markt kombiniert werden. Im Herbst kommen drei neue Produkte auf den Markt: die Schokolade Napolitaner, Gran Pasticceria White Coconut und eine weiße Variante vom Schokoriegel „Choco&“. Neu ist zudem ein speziell für Deutschla nd konzipiertes Self-Sampling-Display.

Bologna wird Gastro-Stadt: Für 100 Mio. Euro entsteht Ein Gourmet-park
Bologna, die „Fette“ genannt wegen ihren kulinarischen Vielfalt und Tradition, baut bewusst diese „Kernkompetenz“ aus. Die älteste Uni-Stadt Italiens will endlich aus dem Schatten der großen Schwestern Mailand und Florenz treten. Und das gleich mit einem Paukenschlag, einem Mega-Projekt, der „FICO Eataly World“.

Bei der Weltausstellung in Mailand drehte sich 2015 alles rund um das Thema Ernährung. Nun sollen die dort gesammelten Erfahrungen dauerhaft in Bologna dargestellt und italienische Esskultur vermittelt werden – auf 80.000 qm. Das 100-Mio.-Euro-Projekt will die Stadtverwaltung Bologna mit Größen der italienischen Gastronomiewirtschaft (wie z. B. Oscar Farinetti) stemmen. 2.000 Unternehmen, von großen Lebensmittel-Herstellern und -Händlern bis hin zu Start-ups aus dem Lebensmittelhandwerk und der Gastro-Szene des Stiefel-Staates, sind mit von der Partie. Touristen, Schülern und Mitarbeitern aus dem Lebensmittel-Bereich (Stichwort Fortbildungen) soll anschaulich die Biodiversität Italiens nähergebracht werden.

Die FICO Eataly World umfasst Restaurants, Gärten, Einkaufsstätten für typisch-italienische Gerichte, Lebensmittel und Spezialitäten, außerdem Messestände, aber auch Kühe, die grasen, Schweine, die sich suhlen, und Anbauflächen für alte italienische Obst- und Gemüsesorten. Entstehen soll auch ein Ort für Business-Treffen und Geschäftsanbahnungen, etwa um den Export von Weinen und Lebensmitteln anzukurbeln. Ob die für Ende des Jahres oder Anfang 2017 avisierte Eröffnung klappt, wird sich noch zeigen.

Die Lebensmittelwirtschaft ist nicht nur wegen ihrer rund 400.000 Jobs, sondern auch wegen ihrer Leistungsfähigkeit Italiens zweitwichtigste Branche. Im vergangenen Jahr exportierte der Stiefel-Staat Waren im Wert von 35 Mrd. Euro. Zu den Hauptabnehmern zählen neben Deutschland und Großbritannien auch die USA. Jährlich sollen ca. 6 Mio. Besucher die „FICO Eataly World“ besuchen, ein Großteil aus Deutschland. Andiamo!