Baden-Württemberg Eine rundum sichere Sache

Baden-Württemberg bleibt sich treu: Bio, regional und gentechnikfrei sowie die EU-weit geschützten Spezialitäten bilden auch 2015 die Säulen des Gemeinschaftsmarketings im Genießerland. Forciert wird die Stärkung der Wertschöpfungskette von regionalen Bio-Lebensmitteln sowie die schrittweise Umstellung auf gentechnikfreie Fütterung unter dem Qualitätszeichen Baden-Württemberg (QZBW).

Freitag, 16. Januar 2015 - Länderreports
Elke Häberle
Artikelbild Eine rundum sichere Sache

Für den Amtschef im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden- Württemberg, Ministerialdirektor Wolfgang Reimer, ist neben der Stärkung der Wertschöpfungskette von regional erzeugten Biolebensmitteln die Umstellung auf gentechnikfreie Fütterung unter dem Qualitätszeichen Baden-Württemberg ein besonderes Anliegen. Seit 2014 lenkt der Agraringenieur und Landwirt mit eigenem Betrieb in Hohenlohe als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Landesgesellschaft MBW Marketing- und Absatzförderungsgesellschaft für Agrar- und Forstprodukte aus Baden-Württemberg mbH das Gemeinschaftsmarketing Baden-Württemberg. „Fast 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger im Land wollen keine Lebensmittel kaufen, die gentechnisch verändert sind oder gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten. Aus diesem Grund wird der Standard ,Ohne-Gentechnik‘ zum verpflichtenden Bestandteil des Qualitätszeichens Baden-Württemberg“, so Reimer.

„Mit einer erfolgreichen hundertprozentigen Einführung des ‚Ohne-Gentechnik‘-Standards beim QZBW können wir den Verbraucheranforderungen und -erwartungen an regionale Produkte gerade im Hinblick auf eine besondere Produkt- und Prozessqualität – und damit auch auf den verbindlichen Verzicht auf GVO-Futtermittel – noch besser entsprechen“, stellt der Ministerialdirektor fest. Das Qualitätszeichen Baden-Württemberg kann bereits auf eine 25 Jahre lange Tradition zurückblicken. Derzeit sind mehr als 5.000 landwirtschaftliche Betriebe in das Qualitätszeichen Baden-Württemberg als Erzeuger eingebunden. In den tierischen Produktbereichen Honig, Lamm, Eier und Süßwasserfische sowie Geflügelfleisch ist die GVO-freie Fütterung im QZBW ab 1. Januar 2015 verbindlich umgesetzt. Die Bereiche Milch, Schweine- und Rindfleisch werden möglichst rasch, spätestens aber bis zum 31. Dezember 2017, Schritt für Schritt praxis- und marktorientiert umgestellt. Darüber hinaus werden flankierende Maßnahmen ergriffen bzw. veranlasst, welche die schnellstmögliche Umstellung des gesamten QZBW auf GVO-freie Fütterung und eine nachhaltig erfolgreiche Bedienung dieser Märkte unterstützen. Diese Bemühungen werden vom Verbraucher honoriert: Im aktuellen Test der wichtigsten Regionalsiegel durch die Zeitschrift Natur (Ausgabe 8 /14) wurde das Qualitätszeichen Baden-Württemberg und seine analogen Umsetzungen in den Bundesländern Saarland und Rheinland-Pfalz zusammen mit dem Gütezeichen des Bundesverband der Regionalbewegung zum Testsieger der Regionalsiegel erklärt. Bewertet wurden neben der Rohstoffherkunft (auch bei zusammengesetzten Lebensmitteln) und der Futterursprung auch Kriterien zur Sicherung von Nachhaltigkeit und der schrittweisen Umstellung auf gentechnisch unverändertes Futter.

Bio und Regio sind wichtige Grundpfeiler der Land- und Lebensmittelwirtschaft in Baden-Württemberg. Gründe hierfür sind ein kaufkräftiger Markt vor der Haustüre, familiengeprägte Strukturen in der Landwirtschaft, die klimatischen Bedingungen für Sonderkulturen, die große Bedeutung des Lebensmittelgewerbes und ein in der Region verwurzelter Einzelhandel.

Insgesamt zählt Baden-Württemberg mehr als 3.300 Ökobetriebe . Zwei Drittel davon sind einem Bioverband angeschlossen. Baden- Württemberg gilt als die Wiege des Biolandbaus, die ersten Betriebe sind bereits vor rund 90 Jahren in die Erzeugung ökologischer Lebensmittel eingestiegen. „Wir haben als Pionierland des Ökologischen Landbaus allerlei zu bieten und werden mit unserem Aktionsplan ‚Bio aus Baden-Württemberg’ diese Vielfalt weiter ausbauen“, sagt Reimer. Immer mehr Bio-Käufer legen Wert auf regionales Bio. In Umfragen gaben etwa 78 Prozent der Verbraucher in Baden-Württemberg an, sie würden beim Kauf von Bioprodukten solche aus der Region bevorzugen. Hierzu stellt das Land als Zeichenträger das Bio-Zeichen Baden-Württemberg zur Verfügung. Bei den mit dem Bio-Zeichen Baden-Württemberg gekennzeichneten Produkten handelt es sich um regionale Bio-Lebensmittel mit nachvollziehbarer Herkunft . Bei verarbeiteten Produkten wie zum Beispiel Käse oder Brot müssen 100 Prozent der Hauptzutaten aus der Region stammen. Sind Rohstoffe aus regionaler Erzeugung nicht erhältlich, dürfen maximal 10 Prozent der Zutaten aus anderen Regionen zugekauft werden.

Die MBW unterstützt das Interesse nach allen Kräften: Erzeuger und Unternehmen stehen zur Vermarktung von Produkten mit dem Biozeichen Baden-Württemberg alle Instrumente des Gemeinschaftsmarketings zur Verfügung, unterstreicht Dr. Alexander Wirsig, Geschäftsführer der MBW Marketinggesellschaft. Das Spektrum reicht von produktübergreifender Verkaufsförderung, Gemeinschaftsständen auf Messen, Unterstützung der Unternehmen bei PR- und Öffentlichkeitsarbeit, Marketingberatung, Qualitätssicherung, einer Vielfalt an Werbemitteln, Schulungen und Fortbildungen. Hierzu gehört auch die Durchführung eines Öko-Aktionstages.

Auch der Handel kommt nicht zu kurz. Beispielsweise können Verkostungsaktion mit den Botschafterinnen für Agrarprodukte aus der Region durchgeführt werden. „Mit den beiden staatlich getragenen Länderzeichen, besteht ein verlässlicher Wegweiser für Verbraucher. Sie gewährleisten die regionale Wertschöpfung vom Rohstoff über die Verarbeitung und stellen ein wichtiges Profilierungs- und Differenzierungskriterium besonders für den Handel dar“, unterstreicht Wirsig.

Das Genießerland Baden-Württemberg bietet eine Vielzahl bekannter und beliebter landestypischer Spezialitäten: von der roten Speisezwiebel Höri Bülle g.g.A. über das Schwäbisch-Hällische Qualitätsschweinefleisch g.g.A. bis zum Weideochsen vom Limpurger Rind g.U. Diese Originale stehen gleichzeitig für kulinarische und für biologische Vielfalt . Sie sind Teil des kulinarischen Erbes des Landes und vereinen nachhaltige Lebensmittelkultur und regionalen Genuss. Sie tragen außerdem als touristisch bedeutsame Botschafter dazu bei, den Ruf des Genießerlandes Baden-Württemberg zu festigen. Unter den derzeit 15 als „geschützte Ursprungsbezeichnung“ und „geschützte geografischen Angaben“ eingetragen Spezialitäten aus Baden-Württemberg finden sich sieben Spirituosen und sieben Weine. Wirsig: „Diese geschützten Spezialitäten aus Baden-Württemberg ermöglichen dem Handel die Chance zur Profilierung und Positionierung im Hochpreissegment.“ Und auch hier wird die MBW aktiv: „Für das Jahr 2015 wird der regional ausgerichtete LEH bei der Profilierung mit den EU-weit geschützten Spezialitäten aus Baden-Württemberg weiter unterstützt“, so Wirsig.