Globus in Halle/Saale Der Begeisterungsort

Globus hat in Halle unter schwierigen Bedingungen einen neuen Markt eröffnet. In Zeiten, in denen Abstand gehalten werden muss, schätzen die Kunden, dass die Großfläche viel Platz bietet. Das stärkste Plus sind aber Transparenz und Qualität der Produktionsbetriebe.

Mittwoch, 27. Mai 2020 - Ladenreportagen
Sonja Plachetta
Artikelbild Der Begeisterungsort
Geschäftsleiter René Klauer hat weniger Fläche als im alten Markt, erwirtschaftet aber mehr.
Bildquelle: Globus SB-Warenhaus

Abstand halten und trotzdem Nähe signalisieren, das ist für René Klauer trotz aller derzeitigen Widrigkeiten immens wichtig. „Corona ist für viele Menschen eine Belastung“, hat der Geschäftsleiter des Globus-Marktes in Halle (Saale) beobachtet. Seine Mission ist, dass die Kunden das Thema beim Einkauf eine Weile vergessen – durch die Atmosphäre, die Gerüche sowie die Freundlichkeit der 360 Mitarbeiter. „Ich winke jetzt, damit die Kunden merken, dass ich sie gesehen habe“, sagt er. Früher, vor der Maskenpflicht, habe er gelächelt.

Der Geschäftsleiter, der seit 25 Jahren bei Globus und seit 2015 in Halle ist, zählt zu denjenigen, die immer Lösungen sehen statt Probleme, wie allein diese drei Beispiele zeigen:

Mit seiner Zuversicht steckt der Geschäftsleiter sein Team an. So auch die 28 Mitarbeiter, darunter sechs Köche, in der Gastronomie, die nun endlich mehr von ihrem Können zeigen können. „Wir wollen es den Gästen so angenehm wie möglich machen“, sagt Karina Müller, Teamleiterin Gastronomie. Sie sollen ihr Essen genießen, auch wenn ein Flächenmanager ihre persönlichen Daten notieren muss und sie zu den Tischen führt, die so weit auseinanderstehen, dass von den 280 kaum mehr als 100 Sitzplätze übrig bleiben. Aus Hygienegründen müssen etwa die Bowl- und die Schnitzelbar geschlossen bleiben, und es wird erst einmal nur die Hälfte der Speisen angeboten. Doch das Sortiment an Tages-, Nudel- und Wokgerichten, Pizzen sowie Fleisch von der Steakbar bietet dennoch große Auswahl. „Obwohl das Essen bisher nur abgeholt werden durfte, befanden sich mittags schon bis zu 22 Prozent aller Kunden, die gerade im Markt waren, in der Gastronomie“, sagt Karina Müller. Diesen Anteil will sie deutlich steigern und es erreichen, dass der Samstag dort der umsatzstärkste Tag wird.

Wenn die Kunden sich in der Gastronomie niederlassen, können sie zwei wesentliche Aspekte des Selbstverständnisses von Globus beobachten. Erstens hat René Klauer den Anspruch, „der lokale Händler vor Ort“ zu sein. Den Bezug zu Halle stellen im Sitzbereich Zeichnungen mit städtischen Wahrzeichen der Künstlerin Sabine Schulz her. 30 Motive gibt es im gesamten Markt, darunter ein großflächiges hinter dem Aufbau der „Gutes von hier“-Produkte. Zweitens blicken die Gäste von der Gastronomie aus direkt in die gläserne Eis- und Baumkuchenproduktion und können sehen, dass Globus wirklich ein „produzierender Händler“ ist, wie Klauer es nennt.

Mehr Eigenproduktion zeigen, das war – gemeinsam mit dem Wunsch nach einer ebenerdigen Verkaufsfläche – die größte Motivation für Globus, den neuen Markt im Südosten Halles an der Dieselstraße zu bauen, wo allein 4.000 Kunden im fußläufigen Bereich wohnen. Im vorherigen Mietobjekt gab es keine Gastronomie und keine Meisterbäckerei.

Jetzt gibt es auf dem Dach zwei Silos für Weizen- und Roggenmehl, die jeweils acht Tonnen fassen. Pro Woche verbrauchen die 28 Mitarbeiter der Meisterbäckerei fünf Tonnen Weizen- und drei Tonnen Roggenmehl. Jeden Tag werden 20 verschiedene Brot- und um die 15 Brötchen-Sorten zubereitet, dazu noch Kuchen, Torten und süße Teilchen. „Allein der Absatz von rund 8.000 Weizenbrötchen und bis zu 300 Roggenmischbroten täglich zeigt, wie sehr die Hallenser die Qualität unserer Eigenproduktionen schätzen“, betont Klauer.

Auch in der Fachmetzgerei sind die Mengen beeindruckend, die Bereichsleiter Markus Melzer und seine Mitarbeiter in den Verkauf bringen. Pro Woche werden in der Produktion zwischen 18 und 20 Tonnen Fleisch zerlegt und für die Theke aufbereitet. Die Devise ist: „Wir zerlegen nur das, was wir am Tag verkaufen“, sagt Melzer. Um absolute Frische zu garantieren, geht Fleisch, das an der Theke nicht verkauft wurde, am nächsten Tag in die Produktion. Acht bis zehn Tonnen Wurst werden pro Woche gefertigt.
Für Geschäftsleiter Klauer hat sich der Umzug an die Dieselstraße unbedingt gelohnt: „Durch die produzierenden Betriebe, die breiten Gänge, eine recht freie Kundenführung und mehr Services erreichen wir im Vergleich zum alten Standort ein zweistelliges Umsatzplus – trotz Corona und trotz der gegenüber vorher geringeren Verkaufsfläche.“ Klauer hat jetzt 8.000 Quadratmeter (ohne Mall) zur Verfügung statt gut 10.000 zuvor. „Wir haben Nonfood um 1.000 Quadratmeter reduziert“, erklärt er. Bereiche wie Schuhe und Spielwaren, wo Globus nur Grundversorger ist, hat Klauer stark zurückgefahren, Kompetenzfelder wie Haushalts- und Schreibwaren dafür ausgebaut.

Wegen des Virus‘ hat Globus auf eine Eröffnungswerbekampagne verzichtet. Angst, dass durch die Krise die Discounter eine Renaissance zulasten der Vollsortimenter erleben könnten, hat Klauer nicht: „Wir sind supergut unterwegs. Wenn wir unsere Stärken weiter so spielen, werden wir die Kunden mit diesem Ort und unserem Konzept begeistern.“

Fakten im Fokus

8.000 qm Verkaufsfläche
360 Mitarbeiter
80.000 gelistete Artikel
19 Prozent Selfscanning-Anteil
Bis zu 80 Bestellungen/Tag beim Abholservice, in Corona-Spitzenzeiten waren es bis zu 150 Bestellungen/Tag
Montag bis Samstag: 8 - 21 Uhr


Schnell gelesen
Globus, Dieselstrasse 47, 06130 Halle/Saale

  • Der Markt liegt auf einem 90.000- Quadratmeter-Areal für Globus-Verhältnisse relativ stadtnah im Südosten Halles.
  • Anders als am alten Standort gibt es Gastronomie und Meisterbäckerei. Besonders sind auch Eisproduktion und Baumkuchenmanufaktur.
  • Der Markt verfügt über mehr SB-Kassen (zwölf) als über bediente Kassen (elf). Der Selfscanning-Anteil liegt bei 19 Prozent, der von Scan&Go bei 16,5 Prozent.
  • Wegen der Corona-Vorschriften dürfen nur 500 Kunden gleichzeitig in den Markt. Doch der Umsatz ist höher als im alten SB-Warenhaus.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Drei Eingänge, breite Gänge, freie Kundenführung: Das Globus-Konzept in Halle überzeugt, gerade auch in Corona-Zeiten.
Bild öffnen Geschäftsleiter René Klauer hat weniger Fläche als im alten Markt, erwirtschaftet aber mehr.
Bild öffnen Globus will „der lokale Händler vor Ort“ sein, etwa durch regionale „Gutes von hier“-Produkte und Hallenser Motive einer örtlichen Künstlerin.
Bild öffnen Die Weinwelt wird noch attraktiver, wenn der Sommelier wieder verkosten darf, hofft Klauer.
Bild öffnen In der globusweit einzigen, gläsernen Baumkuchenmanufaktur werden vier verschiedene Sorten hergestellt.
Bild öffnen Die Gastronomie war bis Mitte Mai nach dem Geschmack der Mitarbeiter viel zu leer. Sie verkauften nur Essen zum Mitnehmen. Nun gibt es ein vorerst reduziertes Speisenangebot für den Verzehr vor Ort.
Bild öffnen In einer Sondertheke präsentiert Globus ganze Fische, die später verkauft werden. Im Räucherofen neben der Fischtheke wird einmal wöchentlich geräuchert.
Bild öffnen Fleisch und Wurst aus der Globus-Fachmetzgerei sind Kundenmagneten.
Bild öffnen Bei Nonfood konzentriert sich Geschäftsleiter René Klauer auf Kompetenzfelder wie Schreibwaren und Haushaltswaren.
Bild öffnen An der Käsetheke gibt es bis zu 400 Sorten. Doch in der Corona-Krise kaufen die Kunden verstärkt SB-Ware, sagt René Klauer.
Bild öffnen Am alten Standort gab es keine Meisterbäckerei. Jetzt können die Kunden den Mitarbeitern zusehen, wie sie Brotteige ansetzen und Brötchen oder Kuchen backen.
Bild öffnen Auch im Sitzbereich der Gastronomie finden sich einige der 30 Motive der Künstlerin Sabine Schulz, die dem Markt ein lokales Gesicht geben.
Bild öffnen In der Konditorei werden Sahnetorten und – ein Verkaufsschlager – Windbeutel vor den Augen der Kunden produziert.
Bild öffnen Die vor Ort hergestellten Eissorten gibt es im kleinen „To go“-Becher an der Snackinsel vorn am Eingang sowie als Vorratspackung im Markt.