Edeka Bad Feilnbach Bekenntnis zur Heimat

Die Händlerfamilie Prechtl hat im Kreis Rosenheim seit vier Generationen einen Namen. Im neuen Markt in Bad Feilnbach zeigt sich ihre Heimatverbundenheit deutlich. Traditionelle Elemente wie Kuhglocken oder Weidekraxen prägen die Ladengestaltung und regionale Produkte das Sortiment.

Freitag, 18. Januar 2019 - Ladenreportagen
Sonja Plachetta
Artikelbild Bekenntnis zur Heimat
Die Weinabteilung ist eine der Lieblingsecken von Marktleiterin Cornelia Schwertz. Der Umsatzanteil liegt bei fünf Prozent.
Bildquelle: Martin Hangen

Schon Anfang des 20. Jahrhunderts war Bad Feilnbach – ein Kurort nahe Rosenheim mit Campingplatz, Hotelzimmern und heute gut 8.000 Einwohnern – Gästen gegenüber äußerst entgegenkommend. Weil die Bürger Sorge hatten, dass der Ortsname für Preußen unaussprechlich sein könnte, beschilderten sie den Bahnhof lieber mit „Feilenbach“. So erzählt es Edeka-Kaufmann Andreas Prechtl. Dokumentiert ist das preußenfreundliche Schild auf einem historischen Foto im neuen Markt, dem vierten der Händlerfamilie.Fakten im Fokus.

Fakten im Fokus
  • Verkaufsfläche: 1.500 qm
  • Mitarbeiter: 45
  • Artikel: 16.000
  • Kunden: 8.300
  • Durchschnittsbon: 19,80

Die Anekdote ist ein Beispiel dafür, mit welcher Liebe zum Detail der Edekaner das 1.500 Quadratmeter große Geschäft in Bad Feilnbach geplant und gestaltet hat. „Bayerisch traditionell, aber modern inszeniert“ sollte es werden. Dabei war ihm Authentizität wichtig. Prechtl suchte nicht nur nach historischen Fotos aus dem Ort, er überredete auch einen Bauern, ihm seine alten Kuhglocken zu überlassen, und brachte von einer Alm ein altes Butterfass sowie Milchkannen mit.

Diese echten Deko-Elemente machen einen guten Teil der rustikalen Einkaufsatmosphäre aus, die in dem Neubau auf dem Gelände einer ehemaligen Kurklinik in der Ortsmitte entstanden ist. Insgesamt 1,2 Millionen Euro hat der Kaufmann, der das Familienunternehmen gemeinsam mit seiner Frau Monika und seiner Schwester Petra Prechtl-Mareth in vierter Generation führt, in den Ladenbau investiert.

Schon die Obst- und Gemüseabteilung zu Beginn des Kundenlaufwegs ist ein klares Bekenntnis zur Heimat. Dank der Holz-Fensterläden mit blau-weißem Rautenmuster, die als Raumtrenner fungieren, wirkt sie wie ein uriges bayerisches Wohnzimmer – und gleich entschleunigend auf die Kunden. Die als Lampen genutzten Weidekraxen stellen ebenfalls einen Bezug zur Region her. In den Weidekörben liegt zudem, wo immer möglich, regionale Ware. Denn um sich von der Konkurrenz abzusetzen, eignen sich nach der Überzeugung des Edekaners Produkte besonders gut, die aus einem Umkreis von 40 Kilometern um die vier Prechtl-Märkte stammen. So definiert das Unternehmen Regionalität für sich. Als eine im Kreis Rosenheim verwurzelte Familie könnten sie dieses Thema besonders glaubhaft spielen, sagt Andreas Prechtl. In den Regalen finden sich heimische Produkte wie Marmelade, Obstbrände, Nudeln oder Eier mit regionalen Siegeln wie „RegRo“ aus dem Kreis Rosenheim oder „Produkt aus Bad Feilnbach“ genauso wie Käse und Wein aus dem nahen Tirol. „Die Kunden honorieren die regionale Auswahl – gerade auch bei den Frischeabteilungen“, sagt er. Manchmal vermarkten Prechtls deshalb ein ganzes Kalb aus der Region. „Das ist jedes Mal schon komplett vorbestellt, bevor es verkauft wird“, betont der Händler.

Die Bedientheken sind für den Edekaner die entscheidenden Erfolgsfaktoren: „Die Obstabteilung ist das Getriebe und die Bedientheke der Motor des Ladens. Wenn beide funktionieren, läuft die Karosserie von selbst.“ Bisher gelingt das gut. Der Umsatzanteil von Obst und Gemüse liegt bei 14,8 Prozent. Die Bedientheken machen mehr als ein Fünftel des Gesamtumsatzes aus, Fleisch und Wurst erzielen allein 15,3 Prozent davon. Die Nachfrage nach hochwertiger Ware ist dort hoch. Deshalb haben Prechtls in Bad Feilnbach extra ein Kühlhaus mit Reifeschränken gebaut, in dem das Dry-aged-Beef für alle vier Märkte gereift wird. Die Karosserie läuft – um in Prechtls Bild zu bleiben – aber auch, weil die Produktauswahl mit 16.000 Artikeln

Schnell gelesen

Edeka Prechtl Kufsteiner Str. 44, 82075 Bad Feilnbach

  • Die Händlerfamilie Prechtl hat ihren vierten Markt auf einem Grundstück in der Ortsmitte des Kurorts Bad Feilnbach gebaut.
  • Der Laden ist traditionell bayerisch gehalten und nimmt mit Elementen wie Kuhglocken, Weidekraxen oder einem Butterfass deutlich Bezug zur Region.
  • Prechtls sind stets auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen und heben regionale Produkte besonders hervor. Als Region definiert die Familie einen Umkreis von 40 Kilometern um ihre Märkte.
  • Es gibt ein extra Kühlhaus für Dryaged- Beef-Reifeschränke, in denen das Fleisch für alle vier Prechtl-Märkte gereift wird.

stimmt. Bio-Ware und asiatische Lebensmittel sind ein Schwerpunkt. Für diese zusätzlichen Artikel ist Platz, weil sich Prechtl für eine Regalhöhe von 1,70 Meter entschieden hat, die es erlaubt, jeweils einen Boden mehr unterzubringen. Für Kräuter und Gewürze hat er sogar ein Spezialregal anfertigen lassen, damit dieses Sortiment im Hauptkundenlauf direkt ins Auge fällt. Das ist dem Inhaber zufolge nicht nur gut für die Spanne, sondern hilft auch bei der Profilierung gegenüber den Discountern, die in dem Bereich wenig Auswahl bieten. Ein weiterer Erfolgsgarant ist die familiäre Atmosphäre im Markt. „Die Leute gehen nicht zu Edeka, sondern zu Prechtl“, sagt der Kaufmann. Die Familie hat ihre eigene Marke gestärkt und sich bewusst entschieden, sich – etwa durch die blau-weiße Logo- Gestaltung – deutlich von ihrer blau-gelben Genossenschaft abzusetzen. Prechtl zählt die Edeka nach der Umflaggung von ehemaligen Tengelmann- Märkten im Umkreis nämlich ebenfalls zu seinen Wettbewerbern. Um anders und vertrauenswürdig zu sein, nutzt er mitunter ungewöhnliche Mittel. Wenn er zum Beispiel an speziellen Stellplätzen Aktionsware auf Paletten präsentiert, gilt: Der Angebotspreis bleibt, solange die Palette steht. „Das kostet Spanne, bringt uns aber Glaubwürdigkeit und sichert uns den Abverkauf von Überbeständen“, erklärt Prechtl.

Familiär ist die Atmosphäre auch deshalb, weil viele der 45 Mitarbeiter aus dem Team von Marktleiterin Cornelia Schwertz direkt aus Bad Feilnbach oder der Umgebung stammen und die Kunden mit Namen ansprechen können. Sie begrüßen, sie scherzen, sie beraten, damit die Käufer tatsächlich erleben, was der Unternehmensspruch verkündet, der auf der Rückwand hinter den Theken steht: „Prechtl – do geht‘s ma guad!“

Der gilt genauso für die Mitarbeiter. Damit diese sich außer auf der Verkaufsfläche auch in den Pausen wohlfühlen, gibt es im ersten Stock auf rund 150 Quadratmetern großzügige Sozialräume. Und um sich weiterzuentwickeln, steht ihnen, wie allen 350 Mitarbeitern des Unternehmens, die Prechtl-Akademie in Raubling zur Verfügung (siehe Seite 18). Den Bad Feilnbacher Kunden macht der Kaufmann ebenfalls ein Angebot, etwas Neues auszuprobieren. Sie können mit der App „Scansation“ ihren Einkauf selbst scannen und müssen die Ware an der Kasse nicht mehr aufs Band räumen. Das Besondere an dieser Self-Scanning-Variante ist, dass sich die Kunden nicht registrieren

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Mit Fensterläden im blau-weißen Rautenmuster und Weidekraxen als Lampen ist die O&G Abteilung ein Bekenntnis zur Heimat.
Bild öffnen Die Weinabteilung ist eine der Lieblingsecken von Marktleiterin Cornelia Schwertz. Der Umsatzanteil liegt bei fünf Prozent.
Bild öffnen Alpen-Edelweiß- Abbildungen lenken die Aufmerksamkeit auf die Drogeriewaren, die in Bad Feilnbach sonst niemand mehr verkauft
Bild öffnen Regionalität ist gerade bei Obst und Gemüse ein großes Thema. Die Region definieren Prechtls mit dem Umkreis von 40 Kilometern rund um ihre Märkte.
Bild öffnen
Bild öffnen Eine Besonderheit in der Bedientheke sind regionale Käsesorten aus dem nahen Tirol.
Bild öffnen Deko-Elemente wie die Gams und Rehtrophäen auf der stilisierten Backsteinwand tragen zur ländlichrustikalen Atmosphäre in dem Markt bei.
Bild öffnen Mit Liebe zum Detail hat die Händlerfamilie auch die Weinabteilung gestaltet.
Bild öffnen Die Bedientheken sind für Inhaber Andreas Prechtl der Motor des Ladens.
Bild öffnen Weil in den Gängen keine Displays stehen sollen, gibt es spezielle Palettenstellplätze für Aktionsware.
Bild öffnen Historische Fotos unterstreichen die Verwurzelung der Familie Prechtl in der Region.
Bild öffnen Die alten Kuhglocken hat Andreas Prechtl im Tausch gegen neue von einem Bauern bekommen.