Edeka Center Specht Ludwigsfelde Der Natur verpflichtet

Die Stadt Ludwigsfelde hat mit dem Bau der Ludwig-Arkaden endlich eine Mitte. Einer der Ankermieter im Einkaufs‧zentrum ist das Edeka Center Specht. Familie Specht musste die Stadt nicht lange bitten, um umzuziehen und zu investieren.

Donnerstag, 08. März 2018 - Ladenreportagen
Susanne Klopsch
Artikelbild Der Natur verpflichtet
Das Logo von Edeka Specht entstand durch einen von der Familie initiierten Malwettbewerb.
Bildquelle: Matthias Sasse, Santiago Engelhardt

Ludwigsfelde, zwischen Berlin und Potsdam gelegen, ist ein Industriestandort mit Tradition. Einst baute Daimler-Benz hier Flugzeugmotoren. In der DDR rollten die W50-Lastkraftwagen vom Band des IFA-Werkes. Heute ist die Stadt geprägt von Automobilproduktion sowie Luft- und Raumfahrttechnik. Und so war der erste Gedanke von Inhaber Hans-Hermann Specht, diesen Industriecharakter im neuen Center Ausdruck zu verleihen. Doch zum Glück kam alles anders. Aber der Reihe nach.

Schnell gelesen

E-Center Specht, Potsdamer Str. 60, 14974 Ludwigsfelde

  • Edeka Specht: ein Familienbetrieb mit eigenen Vorstellungen vom Einzelhandel
  • Der Name wurde durch einen von der Familie initiierten Malwettbewerb zum Logo
  • Edeka Specht steht für soziales Engagement.
  • Starkes Engagement für die Umwelt.
  • Mehr als nur eine Erlebniseinkaufswelt.

Familie Specht zog 2009 nach Ludwigsfelde. Familie Specht das sind Elisabeth (Studentin), Esther (Schülerin), Stella (Marktleitung und Öffentlichkeitsarbeit), Carmen (die gute Seele) und Hermann (Inhaber). Der gelernte Fleischermeister eröffnete seinen ersten Markt nur 500 Meter Luftlinie vom heutigen Standort entfernt. Doch seit die Einwohnerzahlen von Ludwigsfelde nur eine Richtung kennen, nach oben, forcierte die Stadt den Bau eines innerstädtischen Zentrums. Die Ludwig-Arkaden, links und rechts von der Autobahnbrücke gelegen und durch einen großen Parkplatz direkt unter der Brücke verbunden, wurden am 1. Dezember 2016 eröffnet. Einer der Ankermieter ist das neue E-Center Specht. Nachbar ist übrigens die Polizeiwache. Rund zwanzig Mieter teilen sich die Gebäude auf der anderen Seite.

Grösser, übersichtlicher und mehr Platz
Hatte der alte Markt 1.500 Quadratmeter Verkaufsfläche, so ist der neue mehr als doppelt so groß. Großzügig und übersichtlich: so präsentiert sich der Markt nun. Hohe Decken, breite Gänge und liebevoll gestaltete Details wie zum Beispiel die von Hand gemalten Spechte, sorgen für Wohlfühlatmosphäre. Familie Specht hat mehr als eine Erlebniseinkaufswelt geschaffen. Ein wenig ungewöhnlich, aber stark frequentiert, ist der Imbissverkauf nach außen. Eilige Kunden müssen nicht in den Markt. Doch ist der Kunde erst einmal drinnen , wird er zum Kauf inspiriert und verführt.

Links auf dem Loop zieht das Gewächshaus Infarm Blicke auf sich (siehe auch Text S. 43). Es folgt die Essbar, ein Highlight des Marktes, in dem es zur Mittagszeit schwer ist, einen Platz zu bekommen. Rechts die große Obstabteilung, in der der Bio-Anteil bei 20 Prozent liegt.

Kunden, die keinen Einkaufszettel „abzuarbeiten“ haben, können sich von Fokuspunkten inspirieren lassen. Hervorzuheben ist der Frischebereich. Doch auch Sondermöbel, wie mit heimatlichen Produkten gefüllte Holzregale, ein schwebendes Regal über einer Tiefkühlruhe, ein Kühlmöbel mit Salami- und Schinkenspezialitäten im Preback-Bereich und ein mobiles Käsekühlmöbel in der Weinabteilung, sind gekonnt platziert und sorgen für Aufmerksamkeit beim Kunden.

Fakten im Fokus
  • Verkaufsfläche: 3.100qm
  • Mitarbeiter: 122 (85 VZ; 6 Azubis)
  • Artikel: 32.000
  • Durchschnittsbon: 15,50
  • Umsatz mit regionalen Artikeln im O+G Bereich: 15%

Der Name ist Programm
Ludwigsfelder Kunden gehen nicht zu Edeka, sie gehen zum Specht. Das war schon im alten Markt so und im neuen erst recht. Der Name wurde zum Logo: Vor der Eröffnung initiierte die Familie einen Malwettbewerb. Mehrere Schulen und noch mehr Schüler haben daran teilgenommen – die Wahl fiel schließlich auf den Entwurf von Sophie Haase. Eine Bildergalerie in der Essbar zeugt vom Wettbewerb und dem ganz schön mühsamen Entscheidungsprozess. Heute findet sich das Logo auf der Website, der Werbung, im Markt und an den Kassenampeln.

Die Kaufmannsfamilie hat sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. „Es soll und muss einen verantwortungsbewussten Kreislauf der Ressourcen geben“, sagt Hermann Specht. Seine Devise: Nicht reden – sondern machen. Mit der Abwärme wird der Markt beheizt. Betrugen die Energiekosten im alten Markt 15.000 Euro pro Monat, so sind es jetzt bei doppelter Fläche nur 18.000 Euro. Doch damit nicht genug: Viele der Verpackungen sind ökologisch abbaubar. Alle Mitarbeiter engagieren sich, um den Abfall so gering wie möglich zu halten. Noch zu verwertende Lebensmittel werden zum Beispiel an den Kleintierzoo abgegeben. Der grüne Strom kommt vom regionalen Anbieter und eine Elektroladesäule steht Kunden kostenlos zur Verfügung.

Vielfalt aus aller Welt und der Heimat
Die neue Filiale hat alles, was ein Kunde braucht. Neben der beliebten Essbar, einer großen Zeitschriften- und Tabakwarenabteilung kommt die Fischtheke bei Kunden gut an. Edeka Specht steht für frische Produkte, makellosen Geschmack und Vielfalt aus aller Welt. Der neue Markt bietet genug Platz, um all die guten Lebens- und Genussmittel anzubieten. Im Sortiment, das zu neunzig Prozent von der Edeka kommt, sind rund 32.000 Artikel. Dazu kommen Lebensmittel von 120 regionalen Lieferanten wie zum Beispiel Produkte der Landfleischerei Bendig, der Bäckerei Paul, der Klosterfelder Senfmühle und der Gläsernen Molkerei. Erdbeeren aus Diedersdorf, Spargel aus Ludwigsfelde und Obst aus Werder sorgen in der Saison für Absatz.


Interview mit Jan Kuhse: E-Center Specht – der Name verpflichtet

Drei Fragen an Jan Kuhse, Leitung Geschäftsbereich Projekt der Inovag Ladenbau, die für die Gestaltung des Inneren in wesentlichen Dingen verantwortlich war.

Herr Kuhse, welches sind hervorstechende Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Markt der Spechts?
Jan Kuhse: Im E-Center sind breitere Gänge und tiefere Regale mit größerer Reichweite im Sortiment konzeptionell verankert Das farblich abgestimmte Interieur schafft eine harmonische Umgebung. Neu sind die Lagerräume, die an den Verbrauchsstätten (z.B. Obst & Gemüse) angesiedelt sind. Sie verkürzen die Wege für die Mitarbeiter. Es ist ein liebevoll gestalteter Markt, in dem sich Kunden wohlfühlen.

Wie wurden die Themen der Zeit und hier insbesondere Nachhaltigkeit und Digitalisierung aber auch die Individualität berücksichtigt und umgesetzt?
Familie Specht hat beim Bau ganz bewusst Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Die Fakten: grüner Strom aus erneuerbaren Energien, Fußbodenheizung, Wärmerückgewinnung, keine fossilen Brennstoffe, moderne LED-Technik. Digitalisierung ist ein weiteres Top-Thema. Familie Specht steuert die Werbung über 14 Monitore. Das kostenfreie WLan im Markt ist nicht nur für Kunden gut. Mitarbeiter können so Bestellungen direkt vor Ort aus der Abteilung heraus senden. Unnötige Laufwege entfallen. Insgesamt ein Markt, der an vielen Punkten Originalität aufweist und sich von anderen Märkten abhebt.

Was sind aus Sicht der planenden und ausführenden Ladenbaufirma die Highlights, die Kunden ansprechen, länger verweilen lassen und zum Impulskauf verführen?
Eines der größten Highlights ist aus meiner Sicht die Frische- Kompetenz. Die Gastronomie mit großzügigem Sitzbereich und das Obst & Gemüse-Angebot im Eingangsbereich vermitteln das Gefühl, auf einem Marktplatz zu stehen. Das ist quasi die Visitenkarte und prägt das Bild des gesamten Marktes. Die liebevoll gestalteten Merkmale weisen auf den Namen „Specht“ hin und stellen den Bezug zum Thema Natur dar. Diese Elemente ziehen sich wie ein roter Faden durch den Markt. Unterstützt wird die Atmosphäre durch das ausgefeilte Licht- und Farbkonzept. Innerhalb der Warenwelten gibt es eine Ruhezone und für die kleinen Kunden eine Spielecke. Insgesamt sind wir stolz, einen Markt geschaffen zu haben, der für die breite Masse ist und trotzdem individuell für jeden Einzelnen ein ganz eigenes Einkaufserlebnis aufweist.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen „Unsere Erde ist von den Enkeln geborgt.“
Bild öffnen Das Logo von Edeka Specht entstand durch einen von der Familie initiierten Malwettbewerb.
Bild öffnen Die in Eigenregie betriebene Bäckertheke ist zu Essenszeiten ein Magnet.
Bild öffnen Aus Specht wurde Schluckspecht und ein anderes Wort für Sortiment.
Bild öffnen Infarm – das Gewächshaus bietet Kunden Ultrafrische. Kräuter wie frisch aus dem Garten.
Bild öffnen Checkout mit Specht.
Bild öffnen Was im Malwettbewerb alles entstand, ziert eine Wand im Gastrobereich.
Bild öffnen Besetzte und unbesetzte Kassenplätze zeigt der Specht an.
Bild öffnen Flaschen kundenorientiert präsentiert.