Konsum Leipzig Wir testen die Besten

Konsum Leipzig Karl-Liebknecht-Straße . Dass die Juroren des Wettbewerbs „Supermarkt des Jahres“ völlig emotionsfrei urteilen, ist ein Gerücht. 2013 beispielsweise wurde der Mut, ein Kleinflächenprojekt voranzutreiben, belohnt. Wir haben jetzt dort nochmals eingekauft.

Montag, 19. Februar 2018 - Ladenreportagen
Silvia Schulz, Reiner Mihr
Artikelbild Wir testen die Besten
Bildquelle: Mirco Moskopp
Wertung

Die einzelnen Abschnitte des Einkaufstests gliedern wir wie folgt:

Wir bewerten die Testabschnitte nach einem detaillierten Schema: Pro Abschnitt sind logischerweise maximal 100 Prozent erreichbar. Dieser Wert wird in LP-Punkte umgerechnet.

Die erreichte Prozentzahl entspricht

Damit kommen wir dann zu folgendem Ergebnis:

Daten und Fakten

Der Konsum Leipzig hat 2017 den höchsten Jahresumsatz seit 1990 erzielt. 116,8 Millionen Euro Brutto- Erlös, ein Plus von 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Derzeit betreibt Konsum Leipzig 60 Filialen in Sachsen, Sachsen- Anhalt und Thüringen.

Wer mit dem Auto anreist, braucht Glück. Maximal drei Kurzzeit-Parkplätze vor der Tür – da ist man mit Straßenbahn oder Fahrrad besser dran. Wir sprechen über ein City-Konzept des Konsum Leipzig, das den schnellen Kunden bedienen soll und den Vorratskäufer nicht im Blick hat.


Der Markt passt gut in die belebte Karl-Liebknecht-Straße in Leipzig, von Kennern liebevoll „Karli“ genannt. Er befindet sich in einem schicken Gründerzeit-Gebäude, große Schaufenster, gemischte Einzelhandelsstruktur. 2013 wurde das Kleinflächenkonzept als „Supermarkt des Jahres“ ausgezeichnet. Mit guten Zahlen, straffem, aber passendem Sortiment und engagierten Verkäuferinnen konnte der Markt damals punkten. Und natürlich war das damals mutig, in Kleinflächen zu investieren. Wir wollen sehen, wie sich das Konzept im Alltag bewährt.

Zunächst staunen wir über die gut genutzten Fahrradständer vor dem Geschäft – aber die stammen offensichtlich nicht von Konsum-Kunden. Angesichts der dort abgestellten Fahrräder müsste der Laden eigentlich gut besucht sein. Ist er aber nicht. Die Fahrradständer vor dem Konsum wären ein schöner Werbeträger. Aber sie sind nicht entsprechend gelabelt. Eigentlich schade: Firmenname, Öffnungszeiten, Kontaktdaten – würde prima passen.

Die Schaufenster des kleinen Ladens (nur rund 150 Quadratmeter plus 20 Quadratmeter Lagerfläche) sind abgeklebt. Auf den Mauervorsprüngen der Fassade unterhalb der Schaufenster liegen leere Flachmänner, Zigarettenschachteln, Papierschnipsel und Kippen. Papierkörbe würden die Situation sicher entspannen.

Die Plakatierung ist komplett und ordentlich – nur hat sie teilweise nichts mehr mit der Realität (Werbung für Weinabende finden derzeit gar nicht statt,) zu tun.

Vor dem Markt

Außeneindruck: 46,7% - 1 LP-Punkt

Wir gehen jetzt rein. Wir sehen durch die Eingangstür den untervermieteten Bäcker. Piktogramme rechts neben dem Eingang zeigen Öffnungszeiten, Bezahloptionen und mehr. Das empfinden wir als sehr kundenfreundlich.

Innenbereich
Der Bäcker macht Lust auf Cappuccino. Das gehört nicht zum Test, aber da es sich um eine echte Kleinfläche handelt, haben wir von diesem einzigen Verweilpunkt in der Filiale einen guten Blick hinein. Auf dem einen Bistrotisch fällt uns das schon etwas ältere, ramponierte Pappschild mit der Aufschrift „Kein Packtisch“ auf. Dazu ein Stempel der Bäckerei. Tja, verständlich. Es ist ärgerlich, wenn Kunden einen solchen Tisch mit Einpacken blockieren.

Links an der Wand nach dem Eingang sehen wir den Handzettelständer für die aktuelle Werbung. Leider leer und bleibt leer. Dafür ein Behälter an der Wand für Fremdwerbung. Gut gefüllt. Die Wand selber: etwas schmuddelig. Auch andere sichtbare Wände im Markt könnten mal aufgefrischt werden. Aber vielleicht merkt das der schnelle Kunde gar nicht – nur wir.

Positiv fallen uns die verschiedenen Modelle von Einkaufswagen auf: normale Körbe, Körbe zum Ziehen und normale, kleine Einkaufswagen. Die Orientierung im Markt ist für Kunden, die die Filiale zum ersten Mal besuchen, schwer. Denn Kundenführung ist auf der Kleinfläche wohl nicht so einfach. Wir finden keinen Übersichtsplan am Eingang, auch keine Sortimentsschilder über der Ware.

Über dem eigentlichen Markt sehen wir eine durchaus attraktive Galerie. Hier stehen Stühle und Tische, Werbetafeln mit den verschiedenen deutschen Weinanbaugebieten sind aktiv und hinterleuchtet. Aber ein Verbots-Schild an der Treppe hindert den Zugang. Die Treppe wird als Abstellfläche genutzt. Wir fragen nach. Ach so, früher gab es monatlich Weinabende, wir sind auch nicht die Einzigen, die nachfragen, aber die Weinabende gibt es schon länger nicht mehr. Wir meinen: Die Galerie ist ein attraktiver Platz zum Verweilen. Wir würden Frühstückskaffee anbieten. Gibt es allerdings auf der anderen Straßenseite beim Bäcker - da boomt das Geschäft jedenfalls. Auch ein kleines Bistro am Mittag mit frischen Salaten stellen wir uns vor.

In den Regalen gibt es viele Out-of- Stocks. Und wir vermissen für die Ware in den Regalen ein wenig Ordnung und System. Ob die Kunden hier zu sehr wühlen? Egal, das gehört aufgeräumt. Im Getränkebereich fällt uns der klebrige Fußboden auf. Natürlich passiert so was gerade hier häufig. Und es dauerte auch nicht allzu lange, bis die Stelle gereinigt wurde. Wir wollen unser Leergut loswerden – aber wo? Ach klar, durch die Tür ins Hinterland. Und da ist ja auch das Schild „Leergutannahme“ und ein Mitarbeiter sofort zur Stelle. Wir fragen dann noch nach einer besonderen Saftsorte (zur Verbesserung der Sehkraft), die wir in der Werbung gesehen haben. Gibt es nicht und die Empfehlung lautet, es in der Apotheke nebenan zu versuchen. Das ist wirklich freundlich, aber im Interesse des Unternehmens? Vielleicht sollte er den Kundenwunsch beim nächsten Mal notieren und weitergeben. Dennoch muss gelobt werden: Das Personal ist in der Filiale stets präsent. Bis auf den Mitarbeiter an der Leergutannahme sind alle anderen auch an ihrer Dienstkleidung zu erkennen.


Im Markt
Die Wegeführung ist einfach: dem Gang folgen und schauen, wo was steht. Uns stören einige Kartons mit Ware auf dem Fußboden, auch der Einkaufswagen mit Verpackungsmaterial stört. Der Rollbehälter voller Ware, der die Weinabteilung komplett zustellt, hindert uns – fast – am Weineinkauf. Und der mit Wasser gefüllte Wischeimer im Gang vor dem Molkereikühlschrank zeigt immerhin, dass gewischt wurde oder gewischt werden soll. Bis wir den Markt verlassen, tat sich nichts mehr. Der Eimer blieb stehen.

Das ist auch deshalb hinderlich, weil die Gangbreiten sehr knapp bemessen sind. Zwei Kunden mit einem Einkaufskorb oder Wagen kommen nicht aneinander vorbei, ohne sich zu bedrängen.

Das Highlight im Markt ist zweifellos das Weinregal: Es sieht gut aus, ist gut sortiert und nette Sprüche lockern es auf. Wir fragen dann auch eine Mitarbeiterin nach einem passenden Wein, denn wir wollen am Wochenende Coq au Vin machen. Welchen Wein empfiehlt sie wohl zum Kochen und welchen zum Trinken? Die Mitarbeiterin hört geduldig zu und empfiehlt einen halbtrockenen Roten zum Kochen. (Trocken wäre laut Lehrbuch besser). Und das ist fast lustig, jetzt erst fragt sie, was denn Coq au Vin eigentlich ist. Und da es ein Geflügelgericht ist, empfiehlt sie jetzt einen Weißburgunder aus dem Saale-Unstrut-Anbaugebiet als passendes Getränk. Aber sie gibt auch ehrlich zu: „Ich kann Ihnen nur sagen, was bei uns gut verkauft wird.“ Und offensichtlich gibt es auch niemanden, der ein wenig mehr weiß.

Frische SB – O+G
Gleich am Eingang nach dem Bäcker findet sich das Kühlregal für Convenience. Es ist recht gut bestückt. Dann folgt die Obst-und-Gemüseabteilung – standortbedingt in Miniaturausgabe. Sie ist okay. Frische und Präsenz dominieren.

Was nicht überzeugt, ist die Beschilderung. Denn die in Deutschland geltenden Vorschriften, wie unverpackte Lebensmittel zu kennzeichnen sind, wurden nicht eingehalten. Nur auf die Deklaration an der Ware zu verweisen, reicht nicht. Hände abwischen geht leider nicht, Handtücher, Handwaschbecken, Handschuhe standen nicht zur Verfügung. Verpackungsmaterial war ausreichend vorhanden, auch wenn es nur die Standard-Rolle mit Plastetüten war. Recht problematisch scheint das Handling mit ablaufender Ware zu sein. So war der sicher leckere, selbst hergestellte und abgepackte „Pudding mit Kiwi“ nur noch bis zum Besuchstag haltbar. Daneben finden wir einige Produkte mit gerade noch einem Tag Restlaufzeit. Die First-in-first-Out-Regel scheint nicht immer beachtet zu werden. So schafft man Abschriften.

Im Markt

Inneneindruck 54,2%  - 1 LP-Punkte
Food/Nonfood/SB: 50% - 1 LP-Punkte
Frische SB: 50% - 1 LP-Punkte

An der Kasse
Wir gehen zur Kasse. Zwei gibt es, und sofort ist eine Mitarbeiterin zur Stelle. Sehr aufmerksam. Die Begrüßung kommt zwar ein wenig spät, aber nett, Hilfe bei Kartenzahlung gibt es genauso wenig wie Dank für den Einkauf, Tschüss sagt auch keiner – aber so soll es sicher sein, denn es geht wenigstens schnell. Der Markt ist für den schnellen, kleinen Einkauf konzipiert, wer mehr kauft, der muss sich sputen, in „Ruhe“ einpacken ist nicht möglich. Also, schnell Ware raus aus dem Korb, und rauf auf den Kassentisch, fix einpacken, denn es gibt keinen Packtisch. Aber das wissen wir, seit dem Cappuccino beim Bäcker.

Kasse

Kasse: 56% - 2 LP-Punkte

Gesamtergebnis

6 LP-Punkte, deutlicher Verbesserungsbedarf.

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