Wir testen die Besten Rewe-Center Heidelberg-Rohrbach

Der Markt ist einer der Besten und hat so ziemlich alles abgeräumt, was man an Preisen im deutschen Lebensmittelhandel gewinnen kann: das Rewe-Center Heidelberg-Rohrbach. Zweimal Supermarkt des Jahres, schönste Gemüseabteilung, coolste Tiefkühlabteilung und zuletzt beste Weinabteilung. Die LP hat dort eingekauft.

Mittwoch, 04. Oktober 2017 - Ladenreportagen
Silvia Schulz, Reiner Mihr
Artikelbild Rewe-Center Heidelberg-Rohrbach
Außenplatzierungen sind wichtig, dürfen den Eingang aber nicht zustellen.
Bildquelle: Mirco Moskopp

Wir fahren nach Heidelberg in den Ortsteil Rohrbach – wenn uns egal wäre, wo wir einkaufen, würden wir wahrscheinlich eher zum Scheck-In-Center fahren. Denn das ist bestens ausgeschildert: Ein Hinweisschild an der Straßenbahnhaltestelle, auch an der Hauptstraße, leicht zu finden. Da wir Ortsunkundigen aber den Rewe suchen, irren wir ein wenig durch das Neubaugebiet. Ohne Navigationsgerät hätten wir den Markt wohl nicht gefunden. Die Zufahrt zum Center ist dann aber auch für Ungeübte gut zu fahren, Parkplatz und Einkaufswagenboxen sind sehr ordentlich und sauber.

Wertung

Wir bewerten die Testabschnitte nach einem detaillierten Schema: Pro Abschnitt sind logischerweise maximal 100 Prozent erreichbar. Dieser Wert wird in LP-Punkte umgerechnet.

Die erreichte Prozentzahl entspricht

Damit kommen wir dann zu folgendem Ergebnis:

Aussenbereich
Wir schnappen uns erst mal einen Einkaufswagen. Der ist schön modern und für die ältere sehschwächere Klientel mit Lupen ausgerüstet. Wir machen gleich mal – altersbedingt – den Praxistest – aber wer wirklich schlecht sieht, dem bringen diese Dinger wenig. Anwendung mangelhaft. Die Kaffeebecherhalterung ist eine nette Geste, aber erstmal muss der Kunde einen Kaffee kaufen und bezahlen. Wir haben gleich eine Idee: Stammkunden könnte man doch einen Kaffee spendieren? Eventuell an eine Umsatzstaffel gebunden?

Vor dem Eingang freuen sich Hundebesitzer sicher über die Näpfe für Wasser, aber vollge…. sind die schon unappetitlich. Wahrscheinlich auch für Hunde. (Das bleibt übrigens auch nach 3 Stunden noch so. Als wir den Markt verlassen, ist das immer noch keinem Mitarbeiter aufgefallen.)

Noch sind wir aber nicht im Markt und ärgern uns erst mal über die zahlreichen, ganz und halb zu Ende gequalmte Kippen, achtlos auf den Boden geworfen – Kunden sind nicht nur angenehm. Aber der Aschenbecher sollte mal geleert werden und vielleicht näher an der Hundetankstelle stehen, dann würden nicht so viele Kippen direkt am Gebäude liegen.

Vor dem Eingang dann eine Außenplatzierung – so was kommt normalerweise immer gut an, wir als Kunden halten da schon mal inne, wenn es gut gemacht ist. Aber eine Boxengasse wie hier, ist einfach nur eng und des Guten zu viel.

Die Info-Theke
Die Info finden wir gleich am Eingang vor dem Obstbereich, aber irgendwas stimmt nicht: Die Theke ist von Displays verdeckt, hinter der Theke machen sich Mitarbeiter zu schaffen, die uns aber konsequent ignorieren. Wird die Info abgebaut? Wir finden aber die Klingel, die die Info offenbar ersetzen soll. Man muss suchen, denn sie befindet sich auf dem Weg zum Leergutautomat. Möglicherwiese dient sie auch nur dazu, hier Störungen zu melden. In die Wertung nehmen wir das nicht.

Sehr kundenorientiert empfinden wir den Desinfektionsspeicher neben den Leergutautomaten, auch aktuelle Handzettel liegen aus.

Vor dem Markt

Außeneindruck: 81,3% - 4 LP-Punkte
Infotheke:


Innenbereich
Jetzt aber rein, der Zugang zum Markt ist großzügig und barrierefrei. Hilfreich wäre ein Lageplan, wir finden keinen – braucht der normale Stammkunde ja auch nicht. Auch die Gangbreiten sind kundenfreundlich – sehr angenehm.

Schade, dass überall Palletten, einige noch auf Hubwagen, stehen. Gut es muss natürlich verräumt werden, deshalb stehen auch Rollbehälter mit Ware herum. Auch finden wir auf dem Fußboden stehende Kartons und Waren kritikwürdig (hier mal 1 Flasche, dort mehrere Dosen, ...). Denn sie stören die eigentlich schöne Optik des Marktes deutlich. Besonders auffällig ist das auf dem sogenannten zweiten Hauptweg zur Kasse, hier stehen einfach zu viele Paletten mit Getränken.

Das würden wir alles hinnehmen und nicht groß bemängeln, weil es ja auch der Alltag ist. Aber da in diesem Punkt über die Stunden unseres Einkaufs nichts passiert, kritisieren wir es. Nur im Mopro-Bereich sehen wir eine Mitarbeiterin am Packen, etwas später dann auch zwei Mitarbeiter bei den Getränken.

Der Laden muss aber trotz allem brummen, hier wird ordentlich gekauft, denn in allen Sortimenten gibt es Regallücken. Out-of-Stock, wohin man schaut. Manchmal machen die ganze Regalböden aus.

Ein Lob verdient die Bedienung. Sie ist zum Start unseres Einkaufs (kurz nach 9.30 Uhr) verkaufsbereit und präsent. Informativ finden wir die Flatscreens, auf denen sich der Kunde über Produkte informieren kann.

Im Markt
Wir „stolpern“ dann im Markt noch an manch einer Ecke über nette Details. Der „Wasserfall“ im Obstbereich ist nett und signalisiert Frische, der Gewürzschrank mit Anschauungs- und Geruchsmaterial ist klasse, die Aromen-Übersicht von Weinen großes Kino. Überhaupt ist die Weinabteilung ein echter Hingucker. Die Auszeichnung für die beste Weinabteilung ist verdient. Wir haben allerdings Pech: Wir fragen nur höflich einen im Getränkebereich auspackenden Mitarbeiter, wer uns denn beim Wein helfen könnte. Die Antwort überrascht uns dann doch etwas. O-Ton: „Oh das ist schlecht, der eine Mitarbeiter hat heute frei und der andere Spätschicht, da kann kein anderer helfen, am besten kommen sie morgen wieder“. Uff, wir kaufen Wein beim Scheck, denn morgen haben wir keine Zeit.

Aber wenn wir schon dabei sind: In der Weinabteilung erfreuen – auch ohne Beratung – die gut gekennzeichneten Weinregionen oder Herkunftsländer. Leider sind sie nur von Weitem lesbar, aber nicht unmittelbar vor dem Regal – wer kleiner ist als 1,60 m, dürfte Probleme haben.

Gehen wir weiter. Wir wollen noch Ayran kaufen. Die Verkäuferin schaut kurz auf und sagt: „am Ende des Regals rechts rum oder bei der Frischmilch“ – klar, wir finden das natürlich auch alleine.

Beim weiteren Einkauf stören uns ein wenig die Stellagen mit Einkaufskörben an einigen Stellen im Markt: Weniger, wenn sie bestückt sind, sondern, wenn sie als Ablage für leere Kisten und Flaschen genutzt werden. Störend auch die an einigen Regalen auf dem Fußboden liegenden Preisschienen. In der Tiefkühlabteilung stört das herabhängende Elektrokabel, das auch auf dem Fußboden liegt. Nur nicht schön anzusehen? Sicherheit?

Im Markt

Inneneindruck: 66,7% - 3 LP-Punkte
Food/Nonfood/SB: 13,6% - 0 LP-Punkte
Frische SB: 72% - 3 LP-Punkte


Bedienungsbereiche
An der Käse-Theke kein Kundenandrang – aber ausreichend Personal, da freuen wir uns aufs Gespräch. Eine Mitarbeiterin wird auch schnell aktiv und fragt nach dem Kundenwunsch.

Großes Lob! Es fehlt an nichts: Begrüßung, Erfragung des Kundenwunsch, Dank und Verabschiedung, auch nutzt sie die Waage als Informationsquelle – sehr, sehr gut. Eine Chance hat die Käsefachverkäuferin aber verpasst, obwohl wir mit dem Zaunpfahl winken. Wir wollen einen kräftigen Käse, den wir noch nicht kennen. Sie empfiehlt zwei Sorten, die sehen auch gut aus. Wir rätseln aber laut, was wir tun, wenn uns die nicht schmecken. Spätestens dann ist eine Kostprobe sinnvoll.

Dafür gab es vor der Bedienung immerhin fünf stumme Diener, zwei mit Käse, einer mit Wurst, die anderen mit nix, die waren leer. Wir finden nur eine intakte Vorrichtung für die Spieße – muss mal nachbestellt werden. Weniger schön ist der Mini-Eimer auf dem Fußboden für die benutzten Spieße: Sieht einfach nicht gut aus. Geradezu unhygienisch ist der stumme Diener mit Käse, bei dem wir nur zugreifen könnten, wenn wir die Finger nutzen – wir lassen es.

Aber eine Stunde später waren auch die letzten zwei stummen Diener bestückt. Es gab Scampi-Salat zu verkosten. Das ist eher selten. Wir haben probiert. Lecker! Wir hoffen sehr, dass an diesem heißen Tag (mehr als 30 Grad C) alles schnell und sicher verzehrt wird. Der Abfallsammler am Tablett ist knapp bemessen, er reicht für die kleinen Schälchen nicht aus, da sollte ein größerer stehen. Prima Verkostungsangebot also. Was bei allen leider fehlt, ist ein Hinweis darauf, was König Kunde denn da probiert. So schmeckt es zwar, aber ich weiß gar nicht, was ich da genau probiert habe. Der verkaufsfördernde Effekt droht so, verloren zu gehen.

Frische SB – O+G
Eine übersichtliche, schöne Abteilung; größtenteils gut bestückt; lediglich eine große Lücke bei Gemüse, auch die Aktionsware Wein sah ein wenig dünn aus; ein Highlight besagter Wasserfall; die Salattheke bot nur eine Sorte Becher an, für den großen Hunger, auch gab es nur die Standard-Plastetüten von der Rolle. Ganz modern: in der Abteilung stehen zwei Tablet-Computer – nur wozu? Sie sind passwortgeschützt, für uns Kunden also unbrauchbar, obwohl sie es gewiss sein sollen.

Wer Informationen sucht, findet sie aber in zwei dicken Ordnern, einen fürs Obst und einen fürs Gemüse, hier konnte sich der interessierte Kunde über die Warenkunde informieren. Kleiner Wermutstropfen: Ein weniger schönes gelbes A4 (Flatter-)Blatt hängt und macht darauf aufmerksam. Auch die rahmenlosen Aufsteckschilder (Mittelregal oben) wirken ein wenig dilettantisch.

Die Frische ist bis auf die der Birnen (hier auffällig viele dunkle Stellen) sehr gut; am Regal finden wir eine Übersicht (auch hier ein herunterhängendes A4-Blatt), die uns Kunden sagt, dass Mitarbeiter mehrmals täglich die Qualität der Waren kontrollieren. Wir schauen nach: Eingetragen sind 1. Juli, 5.30 Uhr, mit Unterschrift und 3. Juli, 5.30 Uhr, und Unterschrift. Wir waren am 4. Juli da….

Beim Betreten der Abteilung war der Spender für Desinfektionstücher leer, jetzt eine Stunde später nicht mehr. Mitarbeiter treffen wir in der Abteilung keine. Abteilungsfremde können uns nicht weiter helfen. Fachkompetenz vermittelt so niemand.

Frische Bedienung
Die Theken sind alle (Fisch, Käse, Wurst, Fleisch, Antipasti) absolut verkaufspräsent, kleine Ausnahme: die SB-Bäckertheke – nur halb bestückt. Auch vor den Theken stehen leere Warenpräsenter, die nach gut einer Stunde endlich weggeräumt sind. Das erscheint recht lang.

Vor der Obstabteilung stoßen wir auf eine Stellage mit Donuts – warum nicht? Dennoch für uns etwas gewöhnungsbedürftig, die Donuts haben wir dann vor der Backstation später verkostet – geht.

Die Beschilderung an der Theke war bis auf das Rondell für die Antipasti tadellos: Ordnung, Sauberkeit, Warentrennung alles pikobello – natürlich sollte das am Vormittag im Markt auch so sein.

Bedienung

Bedienung. 82,6% - 4 LP-Punkte
Theke: 81,5% - 4 LP-Punkte

An der Kasse
Vor der Kasse finden wir die Nonfood II-Platzierung (Gebrauchsmaterial) der aktuellen (und auch weniger aktuellen) Ware. Sie kommt uns vor wie eine Wand, nur vergleichbar mit ähnlichen Platzierungen in SB-Warenhäusern zu Beginn des Kundenlaufs. Leider liegen auch Preisschilder auf dem Fußboden. Schade, das passt so gar nicht in das moderne, aufgeräumte Ambiente.

Kundenorientiert gibt es vor der Kasse ein Regal mit gekühlten Getränken, es hätte mal gereinigt werden müssen, aber es war gefüllt.

Der Weg zur Kasse erschließt sich hier von selbst, vier von zehn Kassen sind besetzt, die Kennzeichnung ist akkurat. Nach gut 30 Sekunden wurden zwei weitere Kassen besetzt und die Kunden wurden höflich aufgefordert, auch diese zu nutzen. So soll das sein und geht kaum besser. Und auch der eigentliche Kassier-Vorgang war von A bis Z nahezu perfekt. Wie so oft, wird aber auch hier eine Chance vertan. Wir zahlen mit Karte, der prüfende Blick der Kassiererin muss den Namen erfassen. Ein freundliches Tschüss mit dem Namen hätte uns gefreut. Kleines Manko noch: Wir finden keine Packtische. Kurzer Blick noch in die Kundentoilette: Bei den Herren in Ordnung, bei den Damen fehlt der einen Toilette die WC-Brille, bei der anderen läuft das Wasser und läuft und läuft. Beim Rausgehen entdecken wir vor „Oh Angie“ tatsächlich ein Bewertungs-Terminal für den Einkauf – prima, nur ist es hinter einer Palme versteckt. Wer wird denn da bewerten? Wir lassen es auch und schreiben es hier auf.

Kasse

Kasse: 80% - 4 LP-Punkte

Wieder einmal haben wir LP-Tester den Alltag in einem Markt erlebt, der sich von den Bewerbungsphasen für Branchenpreise sicher unterscheiden muss. Das Ergebnis hier fällt durchwachsen aus. Neben guter Leistung (Bedienung!) fällt der Markt bei Standards (Ordnung im Markt) ab. Insgesamt ein ladenbaulich gelungener Markt, aber mit Schwächen. Unser Eindruck: Außer bei Bedienung ist der Markt personell etwas dünn ausgestattet. Daher unsere Gesamtbewertung: Mit 22 erreichten LP-Punkten geht der Markt als in Ordnung durch.

Gesammtergebnis

22 LP-Punkte, Damit „in Ordnung

Bilder zum Artikel

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Bild öffnen Außenplatzierungen sind wichtig, dürfen den Eingang aber nicht zustellen.
Bild öffnen Highlight: die Bedienung. In anderen Bereichen gibt es Defizite.
Bild öffnen Der Alltag auch eines vielfach prämierten Supermarktes unterscheidet sich wohl von den Bewerbungsphasen. Der Unterschied sollte aber nicht zu groß werden.