Rewe-Markt Frankfurt Pole-Position

Attraktiver Standort, kaufkräftige Kundschaft, aber jede Menge Wettbewerb – auch etablierter. Wie kann sich ein neuer Markt trotzdem durchsetzen?

Montag, 13. März 2017 - Ladenreportagen
Reiner Mihr
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Frischetheken so weit das Auge reicht: Sie erstrecken sich über die gesamte Rückseite des Marktes und lassen kaum Wünsche offen. Neben Feinkost und einem Reifeschrank für Dry-Aged-Beef gibt es auch eine Station für Räucherfisch sowie den Theken vorgelagert eine Kühlteke mit mediterranen Spezialitäten.
Bildquelle: Andrea Enderlein

„Wenn ich das so genau wüsste“ , stöhnt Mohamed Abu-Yabes, Markt-Manager des funkelnagelneuen Rewe-Marktes in der Louis-Appia-Passage in Frankfurt. „Da musst Du schon mehr bieten als Freibier zur Eröffnung.“ Und sein Bezirksmanager Stefan Zizek ergänzt auf die Frage, wie sich sein Markt behaupten kann: „Dafür brauchen wir ein ganzes Bündel von Maßnahmen, Ideen und vor allem auch Engagement!“

Schnell gelesen

Rewe Louis-Appia-Passage Frankkfurt

  • Harter Wettbewerb im attraktiven Umfeld im neu entstehenden Frankfurter Ostend
  • Intensive Aktivitäten zur Integration in den Stadtteil
  • Hoher Anteil loser Ware im Geschäft
  • Hoher Anteil eigenproduzierter Artikel
  • Eigenmarken und Regionalmarke „Landmarkt“ zur zusätzlichen Profilierung
  • Erfolgsfaktoren: Technik, Sortiment, Atmosphäre und vor allem Mitarbeiter

Im Frankfurter Ostend nahe der Hanauer Landstraße entsteht gerade ein neues Wohngebiet. Altbauten werden attraktiv saniert, vieles neu gebaut, dazu gibt es im Umfeld der Europäischen Zentralbank eine Vielzahl von Büros. Auch der Main mit Hafengebiet ist nicht weit – ein attraktiver Standort, nicht nur für die Rewe, sondern auch für Edeka, Aldi, Lidl und andere. Und genau hier hat die Rewe im November 2016 einen neuen Markt eröffnet, 2.200 qm Verkaufsfläche, 26.000 Artikel, Öffnungszeiten von 7 bis 24 Uhr.

Für den Erfolg sorgen natürlich Standards: „Sauber und ordentlich“ will der Regionalmanager seine Märkte sehen, dazu übersichtlich, für Kunden gut zugänglich. „Du musst den Laden mit Leben erfüllen“, sagt Zizek, Atmosphäre sei wichtig, „es muss menscheln.“ Klar, dafür braucht es Mitarbeiter, aber vor allem auch „Typen“, quasi Hauptdarsteller, wie Zizek sagt, die auch für einzelne Abteilungen stehen. Die hohe Schule sei es dann, die Kunden ins Marktgeschehen mit einzubeziehen.

„Das haben wir intensiv gemacht“, sagt Abu-Yabes und zählt auf. Die Kleinen aus benachbarten Kindergärten kamen in der Vorweihnachtszeit zum gemeinsamen Backen, Senioren aus nahe gelegenen Heimen wurden mit Blumenspenden eingeladen, abgeholt und im Markt empfangen. Demnächst wird es Führungen im Markt geben, auch eine Aktion zur Ernährungsaufklärung ist geplant. „Der Aktionsplan für 2017 steht“, sagt Abu-Yabes.

Inseln des verpackungsfreien Konsums

Mehr als 90 Prozent der klassischen Lebensmittel sind verpackt. Die Funktion ist klar: Schutz bei Transportund Handling, Werbung, Information für Verbraucher. Dennoch entstehen immer mehr Inseln des verpackungsfreien Konsums. Was mit einigen wenigen kleinen Läden begann, die nur lose Ware anboten, findet sich jetzt auch im klassischen Supermarkt: Produkte zum Selbstabfüllen. Zur Auswahl stehen Nüsse, Süßigkeiten, Gewürze, Tee oder Kaffee. Das Angebot entspricht offenbar dem Wunsch der Kunden, nur soviel zu kaufen, wie sie brauchen und gleichzeitig Verpackung zu sparen. Theoretisch könnten die Produkte sogar günstiger sein, da die Verpackungskosten entfallen.

Natürlich muss sich der Markt auch übers Sortiment profilieren. Gleich am Eingang empfangen frische Blumen die Kunden. Mit eigener Blumenbinderei bietet Abu-Yabes einen besonderen Service. Auffallend ist das große Angebot an loser Ware: Tee, Müsli, Kaffee. Besonders auch: Produkte, die gezielt promotet werden sollen, werden im Regal durch einen Holzrahmen hervorgehoben.

Stolz sind die beiden Reweaner auf ihre Eigenproduktion. Fresh-Cut, Salatbar, Sandwiches, Feinkostsalate, Joghurt, Räucherfisch, Fleischkäse, Fleischwurst und mehr machen die Mitarbeiter selbst.


Auch die Rewe-Eigenmarken spielen eine wichtige Rolle und sind prominent platziert. Von „Ja“ bis Feinkost, man wolle schließlich möglichst viele Kunden ansprechen. „Damit sind wir exklusiv, die hat halt kein anderer“, sagt Zizek. Dazu zählt er auch das Angebot an regionalen Artikeln (in Hessen das „Landmarkt“-Konzept).

Natürlich ist der Markt auf dem neuesten technischen Stand: Alle Nebenräume sind mit Bewegungsmeldern ausgerüstet, Schalter muss hier keiner mehr greifen. Die vier Selbst-Scanner-Kassen nehmen die Kunden immer besser an. Die Beleuchtung basiert komplett auf LED. Optisch sehr gut gelungen ist die Weinabteilung mit Schubladen, die es erlauben, ausgewählte Weine optisch prominent zu platzieren. Noch nicht allzu oft zu sehen sind die Smart-Access-Türen von Schott für die Kühlschränke. Diese muss der Kunde nicht mehr berühren, durch eine Lichtschranke öffnen sie automatisch. „Da steht keine Tür mehr offen, keine Tür ragt in den Gang und stört“, sagt Abu-Yabes und: „Die Sicht auf die Ware ist viel besser.“

Fakten im Fokus
  • Adresse: Louis-Appia-Passage 7, 60314 Frankfurt
  • Marktleiter: Mohamed Abu-Yabes
  • Eröffnung: 10. November 2016
  • Öffnungszeiten: 7 bis 24 Uhr (auch Bedienung)
  • Mitarbeiter: 83 Vollzeit, 20 Teilzeit
  • Verkaufsfläche: 2200 qm (inklusive Getränke)
  • Artikelzahl: 26 000
  • Kassen: sechs
  • Self-Check-out: vier
  • Tiefgarage
  • Wettbewerber: Die Konkurrenz am Standort ist groß, neben einem Edeka- Markt von Adolf Scheck finden sich weitere Rewe- Märkte sowie alle Discounter im näheren Umfeld.
  • Besonderheiten: hoher Anteil Eigenproduktion, intensive Integration im Stadtteil, Eigenmarken, neuester technischer Stand, Kunden- und Mitarbeiterorientierung.

Stefan Zizek bringt noch mal die Mitarbeiter ins Spiel. „Technik, Sortiment, Atmosphäre sind wichtig, aber wir machen mit unseren Leuten den Markt aus!“ Ihm ist wichtig, dass sich seine Mitarbeiter im Markt wohlfühlen, dass sie miteinander fair umgehen, dass sich jeder einzelne weiterentwickeln kann und dass sich der Arbeitgeber auch um sie kümmert. Und hier führt er die Voraussetzungen auf: ordentliche Bezahlung, Zuschläge, flexible Arbeitszeiten, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ärztliche Vorsorge und Beratung, miteinander reden. Damit das funktioniert, gibt es in jedem Rewe-Markt einen Paten, der sich um Mitarbeiter-Belange kümmert. Nur so könnten gut ausgebildete Mitarbeiter – gerade in Ballungsgebieten – gewonnen und gehalten werden. „So wird ein Supermarkt erfolgreich“, sagt Zizek. Und Abu-Yabes nickt.

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Bild öffnen Ein Hingucker ist die Weinabteilung. Sie ist quasi in einer Nische zu finden. Gute Idee: Schubladen zur Liegendplatzierung der Weinflaschen.
Bild öffnen Frischetheken so weit das Auge reicht: Sie erstrecken sich über die gesamte Rückseite des Marktes und lassen kaum Wünsche offen. Neben Feinkost und einem Reifeschrank für Dry-Aged-Beef gibt es auch eine Station für Räucherfisch sowie den Theken vorgelagert eine Kühlteke mit mediterranen Spezialitäten.
Bild öffnen Lounge-Charakter: Die Glockenbäckerei lädt räumlich abgetrennt zur gemütlichen Kaffee Stunde.
Bild öffnen Die Kühlschränke sind mit, selbstöffnenden Türen ausgestattet. Platzausschöpfung und Sicht auf die Ware sind besser
Bild öffnen Schubladen für Gewürze.
Bild öffnen Trotz eines mit mehr als 26.000 Artikeln großen Sortiments sind die Gänge großzügig bemessen.
Bild öffnen Im Rewe-Center wird frisch geräuchert.
Bild öffnen Auffallend im Markt sind der hohe Anteil an selbstproduzierten Artikeln sowie das Angebot an loser Ware, sogar Kaffee soll demnächst lose angeboten werden.
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