Edeka Meckenheim Freundlichkeit ist Pflicht

Ralf Breil hat einen Standortvorteil: Meckenheim ist nicht nur Heimat seines Geschäfts, sondern auch die des Regionallagers der Edeka Rhein-Ruhr und des Fleischhof Rasting. Das reicht aber nicht für Kundenbegeisterung. Was noch?

Freitag, 29. Januar 2016 - Ladenreportagen
Reiner Mihr
Artikelbild Freundlichkeit ist Pflicht
Bildquelle: Peter Eilers

Wer Glück hat im Frische-Center von Ralf Breil, dem läuft gleich zu Anfang in der Obst- und Gemüseabteilung Ralf Sturm über dem Weg. Er ist Abteilungsleiter Frische, also für Obst und Gemüse, Tiefkühlkost, Molkereiprodukte, SB-Käse und -Wurst zuständig, und ein unglaublich kommunikativer Mensch. Sturm bringt den Kunden die Ware nahe. Und schnell ist man bei seinem Lieblingsthema. Der original Ahrtaler Jung – er war von 1983 bis 2013 selbstständiger Edeka-Kaufmann in Altenahr – kann seine Herkunft nicht verbergen und lebt ein Stück Regionalität. Das beginnt bei den Äpfeln (Meckenheim ist „Apfelstadt“) und hört bei Spätburgunder von der Ahr („Da kommt keiner mit“) noch lange nicht auf. Sturm ist aber auch Ausdruck der Philosophie von Ralf Breil, der das Frische-Center in Meckenheim zusammen mit seiner Frau Petra betreibt. „Der Preis ist nicht das Differenzierungmerkmal“, sagt Breil. Auch das Sortiment reiche dazu nicht aus. „Die Mitarbeiter machen d en Unterschied“, ist der Edekaner sicher und deshalb gelte: „Freundlichkeit ist Pflicht.“ Und da ist Ralf Sturm nicht der einzige Pluspunkt.

Fakten im Fokus
  • Verkaufsfläche: 1.500qm inkl. 200qm Getränkemarkt
  • Mitarbeiter: 50, 18 Vollzeit, 2 Auszubildende
  • Artkelzahl 25.000
  • Kassen: 4
  • Durchschnittsbon: 17,50

Gelebte Regionalität
Egal ob Metzger Dennis Kerzmann hinter der Fleischtheke, Olga Schüller, Vollzeitkraft für Molkerei und Tiefkühlkost beim Verräumen, Wolfgang Dieckmann, freiberuflicher Sommelier beim Weinverkosten oder Kerstin Weide an der Käsetheke, aber auch die Azubine der Stadtbäckerei Rott, Veronica Erkens, – sie alle stehen für die Mitarbeiter in Breils Markt, die den Unterschied machen.

Denn an Konkurrenz ist in der Umgebung alles da, was gewünscht wird: ein Hit, weitere Edeka-Märkte, noch ein Kaiser’s und natürlich alle Discounter. Aber auch im Sortiment wirft Breil – trotz seines Understatements – einiges in die Waagschale. Regionalität wird mit dem örtlichen Bäcker, den lokalen Obstbauern, Grafschafter und vor allem auch mit dem Fleischhof Rasting (nur 1,5 km entfernt) gespielt. Das Weinsortiment zeigt vor allem die benachbarte Ahr sehr umfangreich, die Frische wird im eigenen Handzettel besonders hervorgehoben, in der Theke gibt es sogar ein eigenes Dauerniedrigpreisprogramm. Seine Ladengestaltung und Farbgebung beschreibt Breil mit „schlicht, durchaus edle Elemente, konservativ“. Allerdings hat er das weitgehend seiner Frau Petra überlassen, die sich für cremefarbene Wände, anthrazitfarbenen Boden und viel Licht auf die Ware entschieden hat. Der Markt wird komplett von LED-Lampen ausgeleuchtet, bei Eröffnung war das 2013 ei ner der ersten Supermärkte mit dieser Ausstattung. Eine Besonderheit sind auch die eckigen Gondelköpfe. So wird der Platz einfach besser genutzt, sagt Breil.

Zweitplatzierung bringt höheren Durchschnittskauf
Überhaupt Zweitplatzierungen. „Natürlich ist das eine Philosophiefrage“, sagt Breil. Für ihn sind das aber ganz klar Kaufimpulse. „Das bringt einfach Zusatz-Umsatz und einen höheren Durchschnittskauf.“ sagt er. Zum Beispiel Verpoorten. Der Eierlikörfabrikant hatte dem Edekaner vorgeschlagen, doch mal den Likör in der Backartikel-Abteilung zu platzieren. „Ich hab’ Lust auf Experimente“, sagt dieser, und: „Eine erfolgversprechende Zweitplatzierung braucht eine Idee.“

Wie hier am Beispiel einer Sonderplatzierung: Backen (mit vielen Schnelldrehern im Sortiment) und Eierlikör. Dazu muss der Hersteller aber auch Informationen, Rezepte und Begleitmaterial liefern. „Kommt man ja nicht unbedingt drauf“, sagt Breil, hat aber funktioniert: Eine Vervielfachung des Abverkaufs, so dass die 0,1-l-Kleinflasche Verpoorten jetzt dauerhaft im Backwarenregal platziert wird. Und damit kann sich sogar der Ahrtaler Ralf Sturm anfreunden: „Verpoorten ist hier ja auch regional!“

Zur Person
Ralf Breil hat bei Stüssgen, später Rewe, Verkäufer und Einzelhandelskaufmann gelernt, arbeitete sich über Erstverkäufer und Substitut zum Marktmanager in Leverkusen- Opladen hoch. 1998 wechselte er zur Edeka Rhein-Ruhr und war Bezirksleiter im Team von Vertriebschef Wolfgang Nottebohm. Im Abendstudium machte er parallel seinen Handelsbetriebswirt. Breil wurde 2002 Stellvertreter von Nottebohm. Zuletzt wurde der gebürtige Essener dann Verkaufsleiter Neukauf und war für Marktkaufhäuser und einige E-Center zuständig. „Eine tolle Aufgabe“ sagt er noch heute, „Großfläche, neue Sortimente – das hat Spaß gemacht.“ Aber selbstständig wollte er sich auch irgendwann machen. 2013 war es soweit, und er eröffnete zusammen mit seiner Frau Petra das E-Center in Meckenheim.  „Im Grunde bin ich zurück an der Basis. Nach 17 Jahren in der Zentrale hab ich noch mal den Neustart gewagt.“

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Aufmerksamkeitsstarke Präsentation von Ahrtaler Weinen
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Bild öffnen Ahrtaler Original und Leiter des Frischebereichs bei Edeka Breil.
Bild öffnen Gleich zu Beginn des Kundenlaufs: die Obstund Gemüseabteilung
Bild öffnen Zweiplatzierung als Zusatzverkauf, die auch den Durchschnittsbon steigert. Hier ein Beispiel mit Likör in der Backwarenabteilung. Die 0,1-l-Flasche wird nun ständig dort platziert.
Bild öffnen Wolfgang Dieckmann, freiberuflicher Sommelier, kommt regelmäßig zur Weinberatung in den Markt.
Bild öffnen Kerstin Weide, Teilzeitkraft in der Käseabteilung.
Bild öffnen Metzger Dennis Kerzmann, im Hintergrund Vanessa Strang, Vollzeitkraft Fleisch & Wurst.
Bild öffnen Olga Schüller, Vollzeitkraft für Molkerei und Tiefkühlkost zuständig.
Bild öffnen Veronica Erkens, Auszubildende bei der Stadtbrotbäcker Rott.
Bild öffnen Franziska Sperling an der Kasse. Hier erhält der Kunde den letzten, aber nachhaltig bleibenden Eindruck vom Markt und seinem Einkauf.

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