Kosmetik und Körperpflege Drogerien machen Druck

Die Drogeriemarktketten geben Gas im Bereich Kosmetik und Körperpflege. Neue Eigen- und Industriemarken sollen Kunden auf die Flächen der Drogisten ziehen.

Dienstag, 22. November 2016 - Drogerieartikel
Bettina Röttig
Artikelbild Drogerien machen Druck
Bildquelle: Mirco Moskopp

Die Experimentierfreude der Verbraucher ist groß in der Warengruppe Körperpflege und Kosmetik. Kunden lassen sich gerne von Innovationen, neuen Düften oder neuen Farben inspirieren und zum Kauf verleiten. Während dem LEH mit deutlich kleineren Flächen für das Beauty-Sortiment weniger Spielraum für große Experimente bleibt, geben die Drogeriemarktketten nun neuen Marken und Produkten zusätzlichen Raum und bieten Verbrauchern eine noch größere Auswahl. Gleichzeitig wächst der Druck auf die etablierten Marken. Nach der Einführung der eigenen Marke für dekorative Kosmetik, Trend it up, setzt dm Drogeriemarkt beispielsweise mittlerweile in 500 von aktuell 1.830 dm-Märkten auf die zusätzliche Power der Marke NYX von L’Oréal. Die Marke soll nach Aussage des Herstellers neueste Modetrends und beste Qualität zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Rund 400 Produkte von insgesamt 2.500 Artikeln umfasst das angebotene Sortiment bei dm. Der nordische Player Budnikowsky bietet in seiner „Beautybox“ exklusivere Marken wie Gosh Copenhagen und Deborah Milano an.

Der Markt in Zahlen

Laut Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW) sind die Drogeriemärkte mit einem Umsatzanteil von 44,5 Prozent der Hauptabsatzweg für Schönheitspflege. Parfümerien kamen 2015 auf 18,2 Prozent, Verbrauchermärkte auf 14,8 Prozent, Apotheken auf 9,2 Prozent und der Discount auf 8,8 Prozent.

Ebenfalls neu auf dem deutschen Markt und seit Spätsommer in vielen Filialen der Drogeriemärkte Müller, Rossmann und Budni, im Onlineshop von Douglas, sowie in ausgewählten Parfümerien erhältlich ist die neue Marke L.O.V von Cosnova. „Nach zahlreichen Marktstudien, haben wir ein neues Segment für uns gefunden – das gehobene Preissegment des Massenmarktes, der sogenannte Masstige. Gleichzeitig haben sich auch die Konsumentinnen und ihre Wünsche verändert: Weiblichkeit und Stärke ergänzen sich heutzutage und werden von den Konsumentinnen bewusst gelebt und gezeigt“, erklärt Katharina Steier, Senior Public Relations Manager bei Cosnova, das Konzept.

Die hohe Anzahl an Kosmetikmarken in einem bereits gesättigten Markt verschärfe sicherlich den Wettbewerb. Allerdings sei man davon überzeugt, dass der Kosmetikmarkt von der Vielfältigkeit, Abwechslung und der Individualität der angebotenen Marken und Produkte lebe. Ob L.O.V in Zukunft auch im LEH verfügbar sein wird, schließt Cosnova nicht aus. „Unsere Vertriebsstrategien werden individuell an die länderspezifischen Besonderheiten angepasst und sind vor allem abhängig von den lokalen Handelsstrukturen und dem Konsumentenverhalten“, so Steiner.

Grünes Umsatzplus
Auch in der Körperpflege legen die Drogisten nach. So baute dm unlängst sein Angebot an Naturkosmetik um weitere Marken wie i+m, Sante, Dr. Bronner und Nonique aus. Die Eigenmarke der Karlsruher, Alverde, sei mittlerweile die größte Naturkosmetikmarke in Deutschland. Müller, Rossmann und Budni setzen ebenfalls stark auf das grüne Segment.

Die Zahlen für das erste Halbjahr geben den Händlern Recht, sie belegen ein weiteres Wachstum des grünen Segments. So greift mittlerweile jeder vierte Konsument in Deutschland zu naturnaher und Naturkosmetik. Laut Naturkosmetik Branchenmonitor wuchs der Markt für Naturkosmetik im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4 Prozent. Naturnahe Kosmetik schnitt dabei um 2 Prozentpunkte besser ab als zertifizierte Naturkosmetik. Überdurchschnittlich fiel das Plus im Drogeriemarkt aus (plus 6 Prozent), der mit 40 Prozent mittlerweile Hauptvertriebsweg ist. Die traditionellen Kanäle Bio-Fachhandel und Reformhäuser stagnierten.

Wie man als Lebensmittelhändler mithalten und den Umsatzanteil des Drogeriesegments deutlich steigern kann, zeigt eindrucksvoll Edekaner Stefan Legat. 2015 baute er seinen Edeka-Markt im bayerischen Mitterteich um, aus 100 qm Drogerie wurden 300 qm als Shop-in-Shop-Konzept, das sich optisch deutlich von der Hauptfläche des Edeka-Marktes unterscheidet (s. Bild links). E-Viva ist von 7 bis 20 Uhr personell besetzt, bietet bietet Schminktische, Theken der Marken L’Oréal, Maybelline, Wet’n’wild, Manhattan und Essence, Naturkosmetik, Modeschmuck, Make-up-Beratung und vieles mehr.

Der eigene Handzettel und ein spezielles Outfit der Mitarbeiter unterstreichen den Fachmarktcharakter. Von den 15.000 Artikeln liegen 100 Standardwaren preislich auf dem Level der stärksten Wettbewerber. Am 24. November eröffnet der neue Markt des Edekaners in Kemnath. Auch hier soll das Drogeriemarkt-Konzept Eviva Einzug halten.

Trendsortimente
Natürliche, aber auch „Frei von“-Produkte bergen weiterhin Potenzial für den deutschen Handel, ist sich das Marktforschungsunternehmen Mintel sicher. Natürliche Produkte, die Inhaltsstoffe und Konzepten aus den Segmenten Food und Getränke entleihen, sowie hochwertigere Pflege bieten, seien besonders gefragt. „51 Prozent der Verwender von Gesichtspflege-Produkten hierzulande haben in den vergangenen zwölf Monaten Produkte mit ,Free-from‘-Formulierungen verwendet, 66 Prozent griffen zu Produkten mit natürlichen Inhaltsstoffen“, weiß Vivienne Rudd, Director of Global Insight and Innovation, Beauty & Personal Care, Mintel. Zudem seien im vergangenen Jahr 26 Prozent der deutschen Verwender von Haarpflege-Produkten zu natürlichen oder Bio-Marken gewechselt. Eine ähnliche Entwicklung sehe sehen die Marktforscher bei dekorativer Kosmetik.

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