Pferdefleisch-Skandal Auch deutsche Lebensmittel-Märkte betroffen

Der Skandal hat Deutschland erreicht. In Tiefkühl-Lasagne Real-Eigenmarke Tip wurde Pferdefleisch entdeckt. Andere Lebensmittelketten reagieren. Die EU-Kommission will verarbeitetes Rindfleisch per DNA-Test nachweisen.

Donnerstag, 14. Februar 2013 - Industrie-Archiv
LEBENSMITTEL PRAXIS
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In den vergangenen Wochen waren in Großbritannien, Irland, Spanien und weiteren EU-Ländern Fertiggerichte entdeckt worden, in denen statt des angegebenen Rindfleischs teilweise oder ausschließlich Pferdefleisch verarbeitet worden war. Solche Produkte gelangten auch in deutsche Supermärkte. Real hat bereits eine Tiefkühl-Lasagne zurückgerufen, weil Pferdefleisch in Stichproben gefunden worden war. Auch andere Unternehmen wie Kaiser's Tengelmann, Rewe, Edeka und Eismann überprüfen derzeit verdächtige Produkte.

EU-Verbraucherkommissar Tonio will nun, dass die ersten 2.500 Gentests im März stattfinden, etwa 200 davon in Deutschland. Die Ergebnisse sollen Mitte April veröffentlicht werden. Um sicherzustellen, dass Verbraucher mit dem Fleisch keine Pferdemedikamente zu sich nehmen, will die EU-Kommission eine weitere Testreihe vorschlagen. Dabei sollen die Behörden Pferdefleisch auf mögliche Rückstände des Medikaments Phenylbutazon untersuchen. Das Mittel wird bei Pferden gegen Entzündungen eingesetzt. Es gilt auch als Doping-Mittel im Pferdesport. 1.500 in die EU eingeführte Pferdekadaver sollten untersucht werden, zudem 2.500 in Europa geschlachtete Tiere.

Kaiser's Tengelmann hat in allen rund 500 Filialen in den Regionen Berlin, Nordrhein und Oberbayern ihre A&P-Tiefkühl-Lasagne vorsorglich aus dem Verkauf genommen. Die Rewe Dortmund hat aus ihren etwa 540 Märkten ebenfalls präventiv einen Lasagne-Artikel entfernt. Bei Eismann entnehmen derzeit Lebensmittelkontrolleure Proben. Die Tiefkühl-Firma habe vergangene Woche zwei ihrer Lasagne-Produkte aus dem Sortiment genommen. Edeka lässt alle relevanten Eigenmarkenprodukte prüfen. Das baden-württembergische Verbraucherministerium gab soeben bekannt, dass Waren-Lieferungen aus französischen Firmen, die in den Skandal verwickelt sind, auch nach Baden-Württemberg gelangt sind. Die betroffene Tiefkühl-Lasagne sei bereits aus dem Verkehr gezogen worden.

Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch, kritisiert: „Spätestens seit dem 31. Januar wissen Bund und Länder, dass ein französischer Hersteller den Verbrauchern billiges Pferdefleisch als teures Rindfleisch unterjubelt. Auch der Lebensmitteleinzelhandel dürfte seitdem informiert sein. Der Betrug ist also lange bekannt. DNA-Tests zur Bestimmung der Tierart kosten 200 Euro und dauern maximal sechs Tage. Doch wo sind die Ergebnisse? Behörden und Einzelhandel schweigen sich aus. Foodwatch fordert Behörden und Handelskonzerne auf, die Verbraucher nicht länger für dumm zu verkaufen. Sämtliche Testergebnisse und die Namen aller Produkte des französischen Verarbeiters Comigel, die im deutschen Einzelhandel verkauft wurden und werden, müssen sofort veröffentlicht werden."