Verpackung Design und Dimension

Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft in der Verpackungsbranche benötigt alternative Konzepte. Verpackungsmaschinenhersteller Multivac nimmt das Verpackungsdesign und -volumen ins Visier.

Sonntag, 26. April 2020 - Verpackung
Silke Wartenberg
Artikelbild Design und Dimension
Bildquelle: Multivac

Im Rahmen der Kunststoffstrategie fordert die Europäische Union die Einführung einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen. Aber auch vor dem Hintergrund eines zunehmenden Umweltbewusstseins seitens der Verbraucher und Unternehmen ist es unumgänglich, dass die Verpackungsindustrie langfristig nicht als lineares System weitergeführt werden kann.

Danny Köppl, Produktmanager Folien und Verbrauchsmaterialien bei Multivac geht davon aus, dass die Industrie einen mehrstufigen Transformationsprozess durchlaufen muss. Dabei wird es um die Recyclingfähigkeit von Verpackungen ebenso gehen wie um eine Verringerung des Materialeintrags sowie Innovationen aus Basis alternativer Materialien.

Im Rahmen der EU-Kunststoffstrategie wird unter anderem die Anpassung der Verpackungsgröße an das Inhaltsvolumen sowie generell die Vermeidung unnötiger Volumina gefordert. Darüber hinaus kann die Geometrie einer Verpackung so adaptiert werden, dass sich auch bei reduzierter Materialstärke eine ausreichende Stabilität erzielen lässt, erklärt Köppl. Im Sinne einer bestmöglichen Ressourcennutzung sei zudem die Wahl der richtigen Verpackungsgröße entscheidend. Bei größeren Füllmengen kann in der Regel ein geringerer Materialeintrag pro Kilogramm verpacktem Lebensmittel erzielt werden. Allerdings steigt zugleich die Wahrscheinlichkeit, dass der Konsument das Produkt nicht aufbrauchen kann, bevor es verdirbt. Es gilt es demnach, einen „Sweet Spot“ zwischen Materialeinsatz und potenzieller Lebensmittelverschwendung zu finden.

Flexible Verpackungen
Auch die Umstellung auf alternative Verpackungskonzepte wie etwa die Substitution von Hartfolienverpackungen durch flexible oder Skinverpackungen, die im Vergleich zur Produkteinwaage weniger Materialeinsatz erfordern, ist laut Multivac ein probates Mittel. Zusätzlich könne auch der Einsatz von Schrumpfverpackungen als Alternative zu Schalen mit Deckeln oder Trays ein denkbarer Ansatz sein. Ein Beispiel hierfür ist das Verpacken von frischen Hähnchen im so genannten FormShrink. Dabei handelt es sich um eine Folie, die sich wie eine zweite Haut um das Packgut legt und aufgrund ihrer Barriereeigenschaften eine gute Haltbarkeit gewährleisten und darüber hinaus den Einsatz von Trays obsolet machen soll.

So wenig wie möglich
Weitere Ansätze in Richtung Nachhaltigkeit sind der Verzicht auf Verpackungskomponenten, die für den Produktschutz nicht erforderlich sind sowie die bestmögliche Nutzung des Produktes durch eine möglichst vollständige Entleerbarkeit der Verpackung. Dies sei nicht nur hinsichtlich eines nachhaltigen Umgangs mit der Ressource Nahrungsmittel sinnvoll, sondern böte auch in Bezug auf die Recyclingfähigkeit der Verpackung Vorteile, da hierdurch die Sortenreinheit der zu recycelnden Materialien verbessert werde, so Köppl.

Intuitiv verständliches Eco-Design
Insbesondere im Hinblick auf die Einführung einer Kreislaufwirtschaft ist die Entwicklung von Konzepten, die es erlauben, dass Materialien sicher recycelt oder wiederverwendet werden können. Neben dem Einsatz von Monomaterialien umfasst die Bandbreite insbesondere die Nutzung von Polymeren, für die bereits ein Recyclingstrom existiert. Darunter fallen auch Bio-Kunststoffe wie Bio-PE und Bio-PP.

Für Polymere aus nachwachsenden Rohstoffen wie PLA hingegen existieren derzeit keine flächendeckend etablierten Recycling-Kreisläufe, weshalb diese von der Industrie derzeit nicht als präferierte Lösung eingestuft werden. Gangbarer ist nach Aussage von Multivac der Einsatz von alternativen Packstoffen, für die bereits ein Wertstoffstrom zur Verfügung steht, wie etwa Papier.
Bei allen neuen Konzepten gilt: Verbraucher akzeptieren kein komplexes Zerlegen einer Verpackung. Beim Design von Verpackungen, die aus verschiedenen Materialien bestehen, muss die Trennung der Wertstoffe daher einfach und intuitiv verständlich durchführbar sein. Ansonsten landet die Verpackung im Restmüll.