Bioland/Demeter Kooperation für Öko-Geflügelzucht

Die beiden Bio-Verbände Bioland und Demeter haben die „Ökologische Tierzucht gGmbH“ gegründet. Ziel ist, die zuchtbedingten Probleme in der ökologischen Eierproduktion und bei der Hähnchen-Mast zu lösen.

Donnerstag, 19. März 2015 - Industrie-Archiv
LEBENSMITTEL PRAXIS

„Bislang waren wir bei Legehennen und Mastgeflügel weitgehend auf Herkünfte angewiesen, die für eine industrielle Intensivproduktion gezüchtet wurden. Mit der neuen Gesellschaft sind wir erstmalig in der Lage, in größerem Maßstab an einer für den ökologischen Landbau maßgeschneiderten Geflügelzucht zu arbeiten“, freut sich Alexander Gerber, Vorstand von Demeter. „Die neue Kooperation bildet den Träger für eine bäuerliche Öko-Geflügelzucht“, erläutert Bioland-Präsident Jan Plagge.

Die Zucht von Legehennen liege in der Hand von wenigen weltweit operierenden Unternehmen, die Elterntierherden, Brütereien, Aufzucht und Legehennenhaltung sowie Mast und Schlachtung in einem Verbund kontrollieren. „Bisher haben Bio-Landwirte keine wirkliche Alternative zu diesem System“, bedauert Jan Plagge. Alexander Gerber verweist auf die durch einseitige Hochleistungszucht entstandene geschlechterspezifische Nutzung, bei der männliche Küken bei der Zucht von Legehennen direkt nach der Geburt getötet werden. „Auch wenn es bereits einige erfolgreiche Lösungsansätze wie die Bruderhahn-Initiative gibt, kann erst eine erfolgreiche Züchtung von ökologischen Zweinutzungsrassen eine echte Alternative bieten“, so Gerber.

Im Mittelpunkt der gemeinsamen Initiative steht die Weiterzucht von Lege- und Mastlinien, die bereits mehrere Jahre züchterisch bearbeitet wurden. „Wir haben Anlass zu der Hoffnung, dass wir bereits sehr bald für den ökologischen Landbau geeignete Legehennen und in absehbarer Zeit auch ein Zweinutzungshuhn anbieten können“, sind sich Gerber und Plagge sicher. Aber auch weitere Züchtungsinitiativen von Praktikern und der Austausch zwischen den Zuchtprojekten sollen unter dem Dach der Gesellschaft Platz finden. Zuchtziele seien die vollständige Öko-Fütterung, Auslauf-Eignung, Anpassung an heimische Leguminosen und Proteinkomponenten sowie Resistenz gegen Krankheiten und Robustheit bei gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreicher Lege- und Mastleistung.

Bioland ist der bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland. 5.800 Landwirte, Gärtner, Imker und Winzer wirtschaften nach den Bioland-Richtlinien. Hinzu kommen rund 1.000 Partner aus Herstellung und Handel wie Bäckereien, Molkereien, Metzgereien und Gastronomie. In Deutschland wirtschaften rund 1.450 Landwirte mit mehr als 70.000 ha Fläche biologisch-dynamisch.

Zum Demeter e. V. gehören zudem etwa 400 Demeter-Hersteller und -Verarbeiter sowie Vertragspartner aus dem Naturkost- und Reformwaren-Großhandel. Mehr als 500 Demeter-Aktiv-Partner-Läden in Deutschland engagieren sich besonders für biodynamische Qualität. Als internationale Bio-Marke ist Demeter (rd. 5.000 Bauern; 160.000 ha) auf allen Kontinenten und in rund 50 Ländern vertreten. Der weltweite Umsatz mit Demeter-Produkten wird auf rund 220 Mio. Euro geschätzt.