AMI zum Milchmarkt Corona-Delle relativiert

Der Milchmarkt scheint sich von den Auswirkungen des Shutdowns zu erholen. Und zwar schneller als gedacht, wie LP-Autorin Friederike Stahmann recherchiert hat.

Montag, 08. Juni 2020 - Hersteller
Lebensmittel Praxis
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Gingen Anfang April Meldungen durch die Presse, Landwirte mögen ihre Kühe in Kurzarbeit schicken, weil zu viel Milch auf dem Markt sei – bei gleichzeitigen Milchpreiseinbruch –, suchen nun einige Molkereien sogar neue Lieferanten (wenn auch nur im Biosektor). Hamsterkäufe sowie die Verlagerung zum Inhouse-Konsum sorgten während des Lockdowns für eine verstärkte Nachfrage. Darauf wiederum, so der Marktexperte Andreas Gorn von der AMI Agrarmarkt Informations-Gesellschaft, reagierte der Lebensmitteleinzelhandel mit zahlreichen Angebotsaktionen für Butter. Denn auch als Backzutat rückte Milchfett wieder vermehrt in den Fokus.

Zudem floriert das Markengeschäft, so dass Molkereien, die sich in diesem Marktsegment bewegen, die Erzeugerpreise für den Monat März (die im April ausgezahlt werden) anheben konnten. Das ist zum Beispiel der Fall bei Schwarzwaldmilch in Freiburg, Zott oder den Milchwerke Oberfranken-West in Coburg.

Neben der gesteigerten Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel deuten auch die wichtigen Preis-Indikatoren für Milch und Milchprodukte an den Terminmärkten und im Großhandel darauf hin, dass sich die Milchpreise wohl schneller aus dem Abwärtsstrudel befreien als gedacht.

Preistreibend, so Andreas Gorn, wirkten derzeit die saisonal abnehmenden Milchmengen sowie die höheren Abgabepreise an den Lebensmittelhandel. Ein weiterer Grund für die sich nun deutlich abzeichnende Preiserholung dürfte die Wiedereröffnung vieler Restaurants und Kantinen sowie Foodservices sein, die ihre Lager wieder auffüllen. Hinzu kommt eine Stabilisierung der Exportpreise.

Auch die angekündigten Stützungsmaßnahmen der EU-Kommission dürften eine stabilisierende Wirkung haben. Und das, obwohl die Kontingente für die private Lagerhaltung bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Und es sieht aufgrund der Antragsanmeldungen auch so aus, dass sie nicht ausgeschöpft werden.

Ob die derzeitige Erholung der Preise vor allem von Käse, Butter und Teilen der Weißen Linie von Dauer ist, kann man noch nicht abschätzen. Zu viele Unsicherheitsfaktoren erschweren die Vorausschau in Zeiten der Corona-Krise. Einige Faktoren: die hohe Anzahl an Kurzarbeitern, die erhöhte Arbeitslosenzahl, die schwächere Exportnachfrage aus Ländern mit hohem Tourismus ebenso wie die derzeitige Trockenheit mit deren Auswirkung auf die Futtermengen in der Milchkuhhaltung.