Bayerischer Brauerbund Höheres Pfand gefordert

Der Bayerische Brauerbund fordert eine Umkehr der Branche weg vom Mengendenken und hin zu mehr Wertschätzung und -schöpfung bei Bier. Weiter stößt der Verband die Diskussion um ein höheres Flaschenpfand an. Damit soll der Handel stärker motiviert werden, Leergut zu sortieren und wieder zurückzuführen.

Mittwoch, 13. März 2019 - Hersteller
Elke Häberle
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Bildquelle: Bayerischer Brauerbund

Die gute Nachricht zuerst: Die deutschen Brauer steigerten im vergangenen Jahr den Bierabsatz (ohne alkoholfreies Bier und Malzgetränke) leicht um 0,5 Prozent auf gut 94 Millionen Hektoliter steigern. Mit einem Plus von drei Prozent auf knapp 25 Millionen Hektoliter schnitten die bayerischen Brauereien besser ab als der Bundesdurchschnitt. Die Bayern bauten den Vorsprung gegenüber dem ehemaligen Spitzenreiter Nordrhein-Westfalen sogar aus (siehe Grafik). Als Gründe für das Wachstum nannte in einer Pressekonferenz Georg Schneider, Präsident des Bayerischen Brauerbundes (Foto), den heißen Sommer sowie die Fußball-Weltmeisterschaft.

25 Millionen Hektoliter konnten die bayerischen Brauer zuletzt absetzen.

Als skandalös bezeichnete der Präsident das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Haushaltsbegleitgesetz. Nach Ansicht der Brauer verfassungswidrig eingezogene Biersteuern werden nach dieser Entscheidung nicht zurückgezahlt. Protektionismus und drohende Handelsbeschränkungen gefährden zudem den Export. Der Klimawandel habe in den vergangenen Jahren bereits zu Rohstoff-Verknappungen bei Hopfen und Braugetreide geführt und in puncto Leergut steige die Zahl der Individualgebinde und häuften sich die Klagen über die Poolqualität. „Die Anmutung vieler Flaschen lässt zu wünschen übrig. Längst nicht jeder, der Poolgebinde nutzt, leistet auch einen Beitrag zur Poolpflege, in dem er unansehnlich gewordene Flaschen gegen Neuglas ersetzt“, sagt Schneider. Acht Cent Pfand seien ein viel zu geringer Anreiz für den Handel, Leergut zu sortieren. Schneider: „Wenn man dann noch bedenkt, dass die Kosten des Rücktransports mit dem attraktiven Erlös für das Kunststoffgranulat von geschredderten Kästen konkurrieren, wird der Handlungsbedarf in Richtung Pfanderhöhung offensichtlich – bei allen Schwierigkeiten in der praktischen Umsetzung.“ Das Pfand von nur acht Cent pro Flasche decke weder die Kosten der Neuglasbeschaffung, noch stelle es einen hinreichenden Anreiz zur Leergutrückgabe dar.

Craft hilft beim Wertezuwachs der Kategorie Bier
Den Erfolg der Craft-Biere nennt der Präsident als positives Beispiel, wie die Branche mit Spezialitäten, Innovationen und Qualität aus der Mengendenke nach abgesetzten Hektolitern inklusive „Preisverhau“ herauskomme und stattdessen den Wert des Bieres wieder in den Fokus rücke. Schneider: „Wenn der Markt kein Mengenwachstum mehr hergibt, müssen wir uns dringend um Wertzuwachs kümmern.“ Schließlich sei angesichts der demografischen Entwicklung, dem steigenden Gesundheitsbewusstsein oder einer mobilen Lebensweise ein Mengenwachstum in Zukunft unrealistisch. Eine Ausnahme hebt er hervor: Die alkoholfreien Biere hätten sich als echtes und eigenständiges Segment etabliert und besäßen noch viel Potenzial. Alkoholfreie Biere liegen laut Schneider im Zeitgeist und werden nicht mehr nur als ungeliebte Alternative, sondern als wohl schmeckender Durstlöscher gesehen.

Pole-Position in der Statistik
Mit der im Jahr 2014 erreichten Absatzsteigerung vermochte die bayerische Brauwirtschaft erstmalig überhaupt NRW vom Spitzenplatz im Absatzranking der Bundesländer zu verdrängen. Und das, obwohl NRW fast 50 Prozent mehr Einwohner hat als der Freistaat. Bayern baute im Jahr 2018 dank eines deutlichen Gesamtabsatzzuwachses die Spitzenposition noch aus und liegt nun gut 2,3 Millionen Hektoliter vor NRW. Nicht eingerechnet ist alkoholfreies Bier.