Westfleisch Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue

Gegen einen ehemaligen Vorstand und einen früheren leitenden Angestellten des Westfleisch-Konzerns aus Münster wird wegen Untreue ermittelt. Das haben Recherchen des WDR ergeben. Die Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bielefeld beziffert den Schaden für Westfleisch auf 16 Millionen Euro. Der Vorstand von Westfleisch dementiert die Vorwürfe. Der WDR-Bericht konstruiere unzutreffende Zusammenhänge.

Freitag, 11. Januar 2019 - Hersteller
Lebensmittel Praxis
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Bei den Ermittlungen geht es um Exportgeschäfte in den Jahren 2014 und 2015. Wegen des damaligen Russland-Embargos durfte Westfleisch nicht mehr deutsches Fleisch nach Russland liefern. Um die russischen Kunden nicht zu verprellen, habe das Unternehmen Fleisch im Ausland eingekauft und auch von dort liefern lassen, so Oberstaatsanwalt Gerald Rübsam von der Staatsanwaltschaft Bielefeld auch auf Nachfrage der Lebensmittel Praxis. Die Einnahmen aus diesem Geschäft – so der Vorwurf – seien nicht bei Westfleisch verbucht worden. Sie finden sich offenbar nicht in der Unternehmensbilanz. Stattdessen wurde dort im Jahr 2015 erstmals einen Verlust von sechs Millionen Euro ausgewiesen. Das sei zudem ein Grund dafür gewesen, warum die landwirtschaftlichen Mitglieder in dieser Zeit keine Sonderausschüttung erhalten konnten. In dem Geschäftsbericht sei dies jedoch mit gestiegenen Kosten und der Einführung des Mindestlohns erklärt worden. Nun prüft laut Oberstaatsanwalt Rübsam die Staatsanwaltschaft, wo die Millionen geblieben sind. „Der Vorstand von Westfleisch kooperiert bei unseren Ermittlungen“, sagte Rübsam auf Nachfrage der Lebensmittel Praxis. Laut Rübsam hat die Ermittlungen die anonyme Anzeige eines Mannes ins Rollen gebracht, der selbst jahrelang für Westfleisch gearbeitet hat.

In einer schriftlichen Presseerklärung dementiert Westfleisch die Vorwürfe:

Der TV-Bericht konstruiert unzutreffende Zusammenhänge: In der „Lokalzeit Münsterland“ berichtete der WDR gestern von staatsanwaltlichen Ermittlungen mit dem Verdacht auf Untreue gegen einen ehemaligen Vorstand und einen ehemaligen leitenden Angestellten von Westfleisch. Sie beruhen auf einer anonymen Anzeige, die bereits im Jahr 2017 erhoben wurde.

In seinem Bericht konstruiert der WDR-Redakteur zum wiederholten Mal unzutreffende Zusammenhänge. So ist die in dem Beitrag mitschwingende Behauptung, dass vermeintliche Zahlungsausfälle aus einem Russlandgeschäft Verluste des Unternehmens in 2015 begründen, schlichtweg falsch. 2015 fielen keine Forderungsverluste aus Russlandgeschäften an. Diese entstanden 2014 und wurden entsprechend in dem Jahr bilanziert. Zudem wird der Vorgang – anders als es der Beitrag suggerieren will – von Westfleisch umfassend aufgearbeitet. „In den vergangenen Jahren konnten wir mit unterschiedlichen Maßnahmen und juristischen Schritten den durch die Zahlungsausfälle entstandenen Vermögensschaden bereits reduzieren“, erklärt Carsten Schruck, Vorstand der Westfleisch SCE. „Und auch aktuell arbeiten wir daran, ihn weiter zu schmälern.“ Im Beitrag wird zudem der Eindruck erweckt, dass die Zahlungsausfälle vertuscht werden sollen. Diesen Vorwurf weist das Unternehmen entschieden zurück. „Über die Zahlungsausfälle hat der Vorstand des Unternehmens unverzüglich und ordnungsgemäß insbesondere gegenüber dem Aufsichtsrat Bericht erstattet“, erklärt Josef Lehmenkühler, Aufsichtsratsvorsitzender der Westfleisch SCE. „Die Mitglieder unserer Genossenschaft wurden auf der Generalversammlung informiert, zudem beinhaltet der Geschäftsbericht 2014 entsprechende Informationen.“

„Auch die Behauptung, dass ein ehemaliger Vorstand das Unternehmen verlassen musste, da er die Aufklärung zu offensiv vorangetrieben habe, entbehrt jeglicher Grundlage“, sagt Josef Lehmenkühler. „Stattdessen schied er im September 2016 aufgrund von unterschiedlichen Auffassungen über die künftige operativ-strategische Ausrichtung des Westfleisch-Konzerns aus dem Unternehmen aus.“