Längere Haltbarkeit Startup erfindet essbare Beschichtung für Obst und Gemüse

Mit einer essbaren Beschichtung will das US-Startup „Apeel“ Obst und Gemüse deutlich länger haltbar machen, wie süddeutsche.de berichtet. Die Haltbarkeit soll sich damit um das Vierfache erhöhen und zudem Energie gespart werden. Die neue Technik könnte noch im April in der Europäischen Union (EU) zugelassen werden, heißt es weiter.

Freitag, 06. April 2018 - Hersteller
Lebensmittel Praxis
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Apeel-Gründer ist der Wissenschaftler und Materialforscher James Rogers, er hat die neuartige Beschichtung mit Namen Edipeel demnach entwickelt. „Wir nutzen Lebensmittel, um Lebensmittel haltbar zu machen“, sagt Rogers. Edipeel sei essbar, unsichtbar und geschmacksfrei. Man könne sie auch nicht ertasten, anders als etwa Wachs.

Die essbare Beschichtung schaffe eine Barriere, die kontrolliere, wie viel Wasser und Kohlendioxid aus der Frucht austreten und wie viel Sauerstoff von außen eintritt – diese Faktoren tragen demnach die Hauptschuld, wenn Obst oder Gemüse schlecht wird. „Innerhalb der Avocado oder der Zitrone entsteht ein neues, besseres Mikroklima“, sagt Rogers. „Das Mikroklima reist mit der Frucht mit, von der Ernte bis in den Kühlschrank.“ Eine reife Erdbeere halte mit Edipeel eine Woche länger.

Apeel verwende für die Beschichtung vor allem Pflanzenabfälle, zum Beispiel Schalen von Tomaten, Obststiele oder Kerne. In Santa Barbara in Kalifornien, dem Unternehmenssitz, sei es besonders leicht, an die Überbleibsel der Weinherstellung zu kommen. Die Forscher des Startups arrangierten die Extrakte in einem chemischen Prozess neu.

Dabei entsteht ein Pulver, das Bauern nach der Ernte mit Wasser mischen und auf das Obst oder Gemüse aufspritzen, hießt es weiter. Jedes Spray sei auf eine Art von Lebensmitteln zugeschnitten, die Mischung für Zitrusfrüchte sei anders als für Erdbeeren oder Avocados.

Keine andere Technik-Firma beschäftige sich mit dem Thema, sagt Rogers. Apeel habe deshalb einige Anlaufschwierigkeiten. „Im Grunde muss die Obst- und Gemüsebranche ihre gesamte Lieferkette neu überdenken.“ Der Transport von Obst und Gemüse finde fast durchweg in Kühlcontainern statt, in denen Licht, Feuchtigkeit und Temperatur streng kontrolliert sind.

Die Kühlung koste viel Energie – und damit viel Geld. Und später im Supermarkt lasse sich das Ideal-Klima nicht mehr aufrechterhalten. „Die Verluste sind gigantisch“, so Rogers. Eine Blaubeere halte sich nach der Ernte noch etwa 30 bis 40 Tage. Wenn sie schon drei Wochen unterwegs ist von Chile bis nach New York und dann noch ein paar Tage im Supermarkt liege, sei sie fast schon schlecht, wenn der Kunde sie mit nach Hause nehme.

Die neuartige Beschichtung sei von den Lebensmittelbehörden in den USA, Mexiko, Chile, Peru, Japan und China zugelassen. Eines der ersten Projekte der Firma war in Afrika, heißt es weiter: Gemeinsam mit der Gates-Stiftung habe Rogers eine Beschichtung für Maniok und Mangos zu Kleinbauern nach Kenia und Nigeria gebracht. Sie konnten vorher nur für den Eigenbedarf produzieren, weil sich Maniok und Mangos nicht lang genug hielten, um den nächsten Markt zu erreichen.

Zu den in Industrieländern üblichen Kühlketten hätten die Bauern keinen Zugang. Noch diesen Monat hoffe Rogers auf die Genehmigung der EU. Im Februar habe er Edipeel auf der Messe Fruit Logistica in Berlin vorgestellt. „Das Interesse war riesig“, sagt er. „In Europa ist das Problem noch größer, der Kontinent ist schließlich weit weg von den großen Erzeugerregionen.“