Verpackung Es wird umgestellt

Kunden wünschen weniger Plastikverpackungen. Wir zeigen Beispiele, was Hersteller und Vermarkter tun, um auf der Handelsfläche zu punkten. Dabei geht es nicht nur um die Suche nach dem besten Verpackungsmaterial.

Freitag, 25. September 2020 - Verpackung
Silke Wartenberg
Artikelbild Es wird umgestellt
Bildquelle: Mayr-Melnhof Karton und Reichenau-Gemüse

Kaum ein Produktrelaunch oder eine Produktinnovation ohne neue Verpackung. Beispiele gibt es viele: Käse in Kartonschalen, Fleischwaren in Verpackungen mit reduziertem Kunststoffanteil, Tiefkühlprodukte ohne Aluminium in ofenfestem Karton. Häufig sind Hybridverpackungen eine gute Lösung: Durch die Beschichtung erhält der Karton die Eigenschaft, die das Produkt benötigt.

Von Plastik zu Papier
Zu den wichtigsten Pionieren was die Umstellung von Kunststoffverpackungen auf Karton angeht, gehört das österreichische Unternehmen Mayr-Melnhof, einer der größten Hersteller von Karton auf Recyclingpapierbasis und ein führender Produzent von Faltschachteln. Das Unternehmen kann bereits mit einigen erfolgreichen Umstellungen aufwarten: Zweifelsohne ein Hingucker ist die Holzzahnbürste von alverde Naturkosmetik, die in Karton verpackt ist. Das Produkt soll in zweifacher Hinsicht für Aufmerksamkeit beim Kunden sorgen, denn Zahnbürsten sind üblicherweise aus Kunststoff und in Blisterverpackungen verpackt. Und auch Einweggeschirr wurde umgestellt. Mit der Einweg-Kunststoffrichtlinie will die Europäische Union Kunststoff-Artikel reduzieren beziehungsweise durch bereits vorhandene nachhaltigere Alternativen bis spätestens 2021 ersetzen. Auf der Verbots-Agenda ganz oben: Plastikgeschirr. Das Unternehmen Hosti, nach eigenen Angaben der größte Papptellerhersteller in Europa, produziert mittlerweile Einweggeschirr aus Pappe – biologisch abbaubar, vollständig plastikfrei.

Der Hersteller von Semmelbröseln und Paniermehl Leimer verwendet den Karton Foodboard. Dieser ist mit einer funktionellen Barriere ausgestattet, die das Mehl oder die Brösel vor unerwünschten Substanzen, wie Mineralölrückständen, schützt. Außerdem wirbt Leimer mit dem Logo von Foodboard bei den Kunden damit, die Kreislaufwirtschaft der Verpackungen zu unterstützen.

Von Papier zu unverpackt?
Eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung zeigt, dass sich bei Obst und Gemüse rund zwei Drittel aller Plastikverpackungen im deutschsprachigen Raum durch Wellpappe ersetzen lassen; über alle Sortimente hinweg sollen es 14 Prozent sein. So wundert es nicht, dass die Obst- und Gemüseabteilung im Einzelhandel zu den Pionieren in Sachen Verpackungsumstellung gilt, und Vieles wurde bereits in Pilotprojekten getestet. Für den Händler kommen in dieser Abteilung mehrere Herausforderungen zusammen: Reduzierung von Plastikmüll bei gleichzeitiger Gewährleistung von Hygiene und Frische der Produkte. Die Lösungsansätze: Mehrwegnetze, unverpackte Ware, Verpackungsalternativen aus Karton oder Bedientheken. „Wellpappenverpackungen sind äußerst stabil und halten den Belastungen auf ihrem Weg in den Handel spielend stand“, sagt Christian Müller, stellvertretender Geschäftsführer der Reichenau-Gemüse e.G.. „Sie stehen den Kunststoffverpackungen, auch im Hinblick auf Hygiene, Haltbarkeit und Sicherheit in nichts nach. Für den Handel habe Karton darüber hinaus einen handfesten Frischevorteil. „Feuchtigkeit, die in der Verpackung entsteht, wenn die Tomaten etwa durch eine unsachgemäße Behandlung am POS beschädigt werden, kann die Wellpappe aufnehmen“. Das sei ein großer Vorteil, da Feuchtigkeit auf der Frucht den Schimmelbefall begünstigt. Eine Untersuchung der Universität Bologna bestätigt diese Einschätzung: Demnach halten sich beispielsweise Pfirsiche drei Tage länger verkaufsfähig, wenn sie in Wellpappe statt in Kunststoff lagern.

Wie bei Tante Emma
Auch das nordrhein-westfälische Unternehmen Biofruit testet eine Vielzahl von Verpackungsneuerungen aus. „Jede einzelne in sich ist mit Sicherheit noch nicht der Weisheit letzter Schluss, aber egal ob Laser, Banderole, Grasfaserschale oder ähnliches, sie sind allesamt ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, sagt Geschäftsführer Dirk Salentin. Jedoch verhielten sich die Kunden zuweilen sehr unterschiedlich. Vor Corona galt Plastik, gerade bei Bio, noch als Schimpfwort. Seither wird es als „hygienisch“ vorteilhaft beschrieben. Pappe oder Papier erfreut sich da noch als bevorzugte Variante. „Für uns hat sich daher der Gedanke aufgedrängt, Bio gänzlich unverpackt in Bedienung und Beratung in einigen Testmärkten, wie auf dem Wochenmarkt, zu vermarkten. Hier versuchen wir ganz bewusst, durch fachkundige Beratung und hygienisch einwandfreie Bedienung einen Mehrwert zu schaffen und die endlose Preisspirale zu brechen.“ Die ersten Erfahrungen aus diesen Tests, wie zum Beispiel bei Dornseifer im sauerländischen Olpe, seien durchaus positiv und würden Anlass geben, einmal darüber nachzudenken, ob man durch Investition in fachkundiges Personal dem ewigen „immer billiger“ nicht Wertschöpfung entgegensetzen und sich so differenzieren könne.

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