Superfood Nur relativ super

Unter dem Begriff „Superfood“ boomen in Deutschland derzeit Lebensmittel mit angeblich gesundheitlichem Zusatznutzen. Die Wachstumsraten 2016 liegen laut Marktanalysen von IRI teilweise im dreistelligen Prozentbereich. Allein der Verkauf von Chia-Samen habe im vergangenen Jahr von 756 t auf 1925 t um über 150 Prozent zugelegt.

Dienstag, 28. Februar 2017 - Hersteller
Lebensmittel Praxis
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Noch deutlicher – allerdings auf kleinerer Mengenbasis – stieg die Nachfrage nach Kokos- und Mandelmehl sowie grünem Matcha-Tee. Der Absatz von Amaranth hat sich verdoppelt. Favoriten sind derzeit Quinoa oder die Chia-Samen. Zu den Neuentdeckungen zählt die Frucht des afrikanischen Affenbrotbaums Baobab.

Im vergangenen Jahr habe sich der Gesamtumsatz der von den Marktforschern erfassten Superfood-Artikel von 25 Mio. Euro auf 46 Mio. Euro nahezu verdoppelt. Auch für das laufende Jahr erwarten sie ein starkes Wachstum. Die größten Gewinner dabei sind laut IRI die Discounter gewesen, die viele der Trend-Produkte bereits im Sortiment führen. Eine Zielgruppe mit höherem Einkommen mache die Produkte vor allem für die Discounter interessant, sagt Martin Fassnacht, Marketingexperte von der privaten Wirtschaftshochschule WHU. Superfood werde vor allem von Frauen gekauft, berichtet Achim Spiller, Professor für Lebensmittelmarketing an der Uni Göttingen. Er glaubt nicht, dass der Trend seinen Höhepunkt überschritten habe, verweist aber gleichzeitig auf die kürzeren Entwicklungszyklen bei den Ernährungstrends derzeit immer kürzer. „Superfood hat seinen Höhepunkt schon  überschritten, wenn es bei Aldi auftaucht", meint dagegen Angela Clausen, Ernährungswissenschaftlerin von der Verbraucherzentale NRW. Problematisch werde es auch, wenn ein Lebensmittel plötzlich zum Trend erklärt werde und die benötigten Mengen gar nicht verfügbar seien. Produktfälschungen seien dabei für den Verbraucher gar nicht oder nur schwer zu erkennen, warnt die Verbraucherschützerin. „Da wird dann irgendetwas pulverisiert.“

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