Innovationsmanagement Auf der Suche nach der Innovation - Seite 2

Neuheiten fallen nicht vom Himmel. Sie sind harte Arbeit vieler Teams. Wir haben bei namhaften Unternehmen der Branche nachgefragt, wie sie den Weg zur Idee und dann zur Innovation beschreiten.

Donnerstag, 07. November 2013 - Hersteller
Susanne Klopsch
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Bildquelle: Shutterstock

1. Beschreiben Sie den Weg von der Idee zum fertigen Produkt

2. Wie messen Sie den Erfolg?

3. Wie hoch ist der Umsatzanteil von Produkten, die maximal 24 Monate am Markt sind?

{tab=H. Quernheim}

Holger Quernheim, Geschäftsführer Vertrieb für die Consumer Products Division von L’Oréal Deutschland

Das Streben nach Schönheit verbindet alle Menschen. Doch die Pflegerituale können sich von Land zu Land deutlich unterscheiden. Wer genau hinsieht, entdeckt parallele Schönheitswelten, geprägt von ethnischen, sozialen und kulturellen Besonderheiten. Entsprechend speziell sind auch die Erwartungen an Kosmetikprodukte. L’Oréal erforscht seit Jahrzehnten die Pflegegewohnheiten von Menschen rund um den Globus. „Geokosmetik“ nennen wir diese Expedition. Wissenschaftler beobachten und interviewen freiwillige Testpersonen zu ihrer täglichen Beauty-Routine in sogenannten in „Badezimmerlaboren“. Diese entsprechen einem durchschnittlichen Badezimmer des Landes, sind aber mit Kameras ausgestattet. Während der Beobachtungsstudien erfassen die Wissenschaftler lückenlos den gesamten Ablauf einer Produktanwendung und befragen anschließend den Probanden im Detail sowohl zu der Anwendung als auch zum erzielten Kosmetikergebnis. Zudem werden die ethnisch bedingten biologischen Unterschiede von Haut und Haar untersucht. Die Erkenntnisse der Forscher geben Impulse für die Entwicklung neuer Kosmetika. Das Ziel: nicht ein Produkt für alle, sondern für alle das passende Produkt.

{tab=J. Grunenwald}

Jean Grunenwald, Regional Director, Mid North Europe, Nestlé Purina Petcare

1. Der Weg beginnt bei unserem hohen Investment in Konsumenten- und Shopper-Studien. Diese Insights stellen eine wichtige Grundlage für unsere Innovationen dar. Das tiefe Verständnis für die rationalen und emotionalen Wünsche der Verbraucher führt dazu, dass wir maßgeschneiderte Neuheiten entwickeln, die wesentlich zu unserem überproportionalen Erfolg beitragen. Wir wissen z. B., dass immer mehr Menschen ihren Hund oder ihre Katze als vollwertiges Familienmitglied bzw. Partner an ihrer Seite betrachten. Das Wohlbefinden und die Gesundheit ihrer Tiere sind ihnen extrem wichtig. Ein Beispiel für die Kombination von gefühlsbetonten Aspekten und der Berücksichtigung der Ernährungsbedürfnisse ist unsere Marke Beneful. Sie steht für eine ausgewogene Balance von Geschmack und Gesundheit und bedient damit die beiden wichtigsten Kundenwünsche nach „Verwöhnen“ und „ausgewogener Ernährung“.
2. Wir erwirtschaften heute ein Viertel unseres Umsatzes mit Produkten, die wir in den vergangenen drei Jahren frisch auf den Markt gebracht haben.
3. In den Segmenten, in denen wir mit Innovationen antreten, wollen wir gewinnen. Unser Ziel ist, dass die Zuwachsraten unserer Produkte deutlich über dem Marktwachstum liegen.

{tab=J. Mäder}

Jürgen Mäder, Edeka Südwestfleisch, Geschäftsführer, Rheinstetten

1. Innovationen kommen durch die Beobachtung von Markt und Kundenverhalten sowie durch gesellschaftliche Entwicklungen. Einfluss haben Trends wie der Gesundheitstrend, aber auch das „schick sein“ wollen. Am meisten Spaß haben wir mit neuen Produkten, wenn wir ganz nah an Herd, Pfanne und Kochtopf sind, sprich am Genuss-Wert. Jeder, vom Vorstand bis zum Produktionsmitarbeiter, kann sich bei uns einbringen, keine Idee ist verrückt genug. Wichtig sind Anregungen, die von Kaufleuten und aus Märkten kommen. Steak No 1 ist ein Beispiel: Es gab den Wunsch nach der alten Handwerkskunst der Metzgereien, gepaart mit Lifestyle-Aspekten wie Grillen und Genuss. Der Weg geht von der Idee, über das „Anzünden der Mannschaft“, die Produktentwicklung, in den Sortimentskreis und über Messen und Börsen in den Markt. 
2. Vieles testen wir, teils über Marktforschung, Kundenbefragung usw. zuerst intern und dann in einigen Märkten. Vieles geht aber auch direkt in den Markt, weil wir alle Beteiligten bei uns haben. 
3. Einige neue Produkte entwickeln sich schwer, weil sie erklärungsbedürftig sind. Andere starten gleich durch. Eine Erkenntnis: Das Hauptgeschäft läuft mit den Fleisch- und Wurst-Klassikern.

1. Beschreiben Sie den Weg von der Idee zum fertigen Produkt. 
2. Wie messen Sie den Erfolg?
3. Wie hoch ist der Umsatzanteil von Produkten, die maximal 24 Monate am Markt sind?

{tab=P. Stamme}

Patrick Stamme, Klüsta Schinken, Geschäftsführer Schüttorf

1. Innerhalb unseres Innovationsmanagements wird quartalsweise der Innovationszirkel einberufen. Der besteht aus der Geschäftsleitung, dem Vertrieb sowie dem Forschungs- und Entwicklungsteam. Es werden aktuelle Marktentwicklungen und Trends sowie Problemstellungen kommuniziert. Im Anschluss daran findet ein Brainstorming zu Neuprodukt-Ideen statt. Danach werden die Ideen einem Screeningverfahren unterzogen sowie über ein Scoring-Modell bewertet. Die am besten geeigneten Ideen werden zur Abschätzung der generellen Machbarkeit an das Entwicklungsteam gegeben. Parallel hierzu wird das Marketingkonzept erarbeitet. Bei Klüsta Schinken werden Entwicklungen stets im engen Austausch mit führende Institutionen wie zum Beispiel Hochschulen, Laboratorien, Rechtsberatungen etc. entwickelt. 
2. Über Testverkaufsregionen des Lebensmittelhandels, selbständige Kaufleute sowie über unseren Filialbetrieb erhalten wir ein sehr genaues Bild darüber, welches Absatzpotential der jeweilige Artikel aufweist. 
3. Der Umsatzanteil der Produkte, die nicht älter als 24 Monate sind, beträgt aktuell ca. 14 Prozent

{tab=G. Röben}

Godo Röben, Rügenwalder, Marketingchef Bad, Zwischenahn

1. Neue Produktideen werden bei der Rügenwalder Mühle monatlich innerhalb des Projektsteuerungskreises vorgestellt und besprochen. Mit dabei sind die fünf Mitglieder der Geschäftsleitung sowie der Leiter Einkauf, der Leiter Forschung & Entwicklung und das Produktmanagement. Die Ideen für neue Produktentwicklungen durchlaufen einen mehrstufigen Prozess. Dabei geht es z. B. um Marktpotenzial, Markenpassung, Innovationsgrad oder den eigentlichen Umsetzungsaufwand. Bei den Mühlen Würstchen lieferte uns die Marktforschung konkrete Impulse für die Gestaltung unserer Würstchenverpackung (transparenter, wieder verschließbarer Kunststoffbecher ohne Wurstwasser). Da unsere Mühlen Frikadellen wie alle unsere Produkte keine Farbstoffe, Lactose, Geschmacksverstärker und Gluten enthalten, mussten wir für das Paniermehl lange suchen, bis wir den richtigen Hersteller für glutenfreies Paniermehl gefunden hatten.
2. Vor einer Markteinführung testen wir ein Neuprodukt in einem Testmarkt. 
3. Seit 2008 haben wir alle zwei Jahre eine neue Marke und dazwischen regelmäßig Line-Extensions eingeführt. Der Anteil der Produkte, die in den letzten 24 Monaten eingeführt wurden, liegt bei ungefähr 11 Prozent.
{tab=R. Häußler}

Rolf Häußler, Van Hees, Leitung Forschung & Entwicklung, Walluf

1. Der Innovationsprozess startet bei uns im „Innovationsmanagement-Team“. In diesem werden neue Ideen sowohl von internem Ursprung, als auch von externen Ideengebern gesammelt, bewertet und koordiniert. Innovationen sind für uns Projekte, die umfangreiche Recherchen und Tests sowohl im Labor als auch im Technikum nach sich ziehen. Nach erfolgreicher Entwicklungsarbeit und entsprechenden Tests, beginnt die Einführung der neuen Technologie bzw. des neuen Produkts. Die Verkaufsgruppen werden geschult und mit Verkaufsunterlagen ausgestattet. 
2. Wir liefern Innovationen an ausgewählte Zielkunden oder in selektierte Zielmärkte und beobachten die Absatzentwicklung. Bei positivem Verlauf übertragen wir die Produkte auf weitere Kunden und Absatzgebiete. 
3. Rund ein Fünftel des Gesamtumsatzes erwirtschaften wir mit Artikeln, die nicht älter als 24 Monate alt sind. In den vergangen Jahren beobachten wir erfreulicherweise eine steigende Tendenz. Wir agieren nach dem Motto: Wer in die Fußstapfen anderer tritt, hinterlässt keine eigenen Spuren

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