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Jetzt sind sie ja längt mehr als Rotkäppchen: Sekte, Weine und zuletzt auch Spirituosen kamen hinzu. Muss es eigentlich in unserer Wirtschaft immer mehr sein?
Heise: Jeder Unternehmer hat seine Vorstellungen, wie er mit dem Unternehmen und den Mitarbeiter in die Zukunft gehen möchte. 2001 standen wir als Monomarke ganz gut da. Wir stellten uns aber die Frage: wie sollte es weiter gehen? Wir entschieden, das Portfolio weiter zu entwickeln und haben Chancen erfolgreich genutzt. Zunächst mit Mumm, Jules Mumm und MM Extra, dann mit der traditionsreichen Premiummarke Geldermann.
Schließlich stellte sich uns die Frage: Wie nutzen wir unser Know how sinnvoll weiter? Natürlich können wir schon aufgrund der großen Tradition unseres Hauses auf eine hervorragende Weinkompetenz bauen, der Einstieg ins Markenweingeschäft war deshalb naheliegend. Erst unter dem Namen Rotkäppchen, aber dann sind 5 bis 6 Mio. Flaschen zu wenig für eine kraftvolle Vermarktung. Die Marke Blanchet, die wir seit 2009 neu in unserem Portfolio haben, stärkt unsere Marktposition. Aber es geht weiter: Das Unternehmen brauchte eine größere Verwaltung, Technik, Vertrieb. Das muss ausgelastet werden. So kamen 2007 die Spirituosen und der Produktionsstandort Nordhausen zu uns. Heute bezeichnen wir uns als „Deutschlands Haus aus Sekt, Spirituosen und Wein", dessen starke Säulen auf einem festen, soliden Fundament sicher stehen.
Die Vermarktung deutscher Spirituosen stelle ich mir nicht so einfach vor...
Claußen: In diesem Markt gibt es nun mal preisaggressive Eigenmarken des Handels und von oben die internationalen Marken mit besonderem Image. Das ist eine Herausforderung für die deutschen Markenspirituosen. Hier muss mittelfristig eine Positionierung gefunden werden, die allen Beteiligten auch Freude bringt.
Seit 2006 sind Sie spürbar mit Innovationen in den Markt gegangen. Kann man in diesen tradierten Märkten immer wieder Neues finden?
Claußen: Wir sind jedenfalls seither mit jeder unserer neuen Varianten erfolgreich. Und wir bringen zum 1. Januar 2011 einen Rotkäppchen Alkoholfrei Rosé und greifen so gleich zwei Trends auf.
Und wie geht es weiter? Distribution von Drittmarken?
Heise: Wir sind jetzt gut aufgestellt. Sekt dominiert, aber wir haben gute Entwicklungschancen bei Wein und Spirituosen, auch wenn letztere die schwierigere Aufgabe darstellen. Wir vertreiben ja schon Produkte vom Deutschen Weintor. Aber man muss auch stets realistisch, verantwortungsvoll und bodenständig bleiben. Die Suche nach weiteren Marken steht momentan aber nicht im Fokus.
Sie und ihre Kollegen haben Rotkäppchen zu einer nationalen Marke und das Unternehmen zu einem Komplettanbieter von Sekt, Wein und Spirituosen gemacht. Was sind Ihre Visionen für die nächsten zehn Jahre?
Heise: Das Unternehmen soll aus der jetzigen Größe behutsam weiter entwickelt werden, das Erreichte wird dabei nicht aufs Spiel gesetzt. Und wir werden auch weiter über Entwicklungsmöglichkeiten nachdenken und Chancen bewerten.
{tab=Daten und Fakten 2009}
Gesamtabsatz Sekt, Spirituosen, Wein:
211,9 (Vj 198,9) Mio. Flaschen gesamt, davon:
157,1 Mio. Flaschen Sekt
46,1 Mio. Flaschen Spirituosen
8,7 Mio. Flaschen Wein
Marktanteil im deutschen Sektmarkt:
46,5 (Vj 43,3) Prozent (LEH)
Marktanteil im deutschen Spirituosenmarkt:
9 (Vj 9,7) Prozent (LEH)
Gesamtumsatz Sekt, Spirituosen, Wein:
778 (Vj 740,9) Mio. Euro inkl. Sektsteuer und Branntweinsteuer, ohne MwSt.