Henkel Nachhaltige Effizienz

Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Effektivität: Die Anforderungen an Waschmittel sind groß. Georg Baratta-Dragono, Geschäftsführer des deutschen Wasch- und Reinigungsmittelgeschäfts bei Henkel, über einen Spagat.

Montag, 27. September 2010 - Hersteller
Susanne Klopsch
Artikelbild Nachhaltige Effizienz
Bildquelle: Henkel

Wie hoch schätzen Sie das Potenzial hier zu Lande von nachhaltig produzierten Produkten bei Waschmitteln bzw. Reinigungsmitteln ein?

Georg Baratta-Dragono: Das Potenzial für nachhaltige Produkte sehe ich zurzeit bei rund 10 Prozent und mittelfristig bei 30 Prozent. Insbesondere bei der Entwicklung unserer Marke Terra haben wir das Ziel verfolgt, leistungsstarke Produkte zu entwickeln, deren Inhaltsstoffe zu einem besonders großen Anteil auf nachwachsenden Rohstoffen basieren. Dies trägt dazu bei, endliche Rohstoffquellen wie Erdöl zu schonen. Und hier sehen wir weiter großes Potenzial im Markt. Nicht zuletzt durch die aktuelle Diskussion rund um das Thema Erdöl.

Und wie sieht es mit Bio-Produkten aus?

Wir bezeichnen keines unserer Marken-Produkte als „Bio-Produkt“, da es für den Bereich der Wasch- und Reinigungsmittel keine Standards für echte Bioprodukte gibt. Allerdings zeichnen sich unsere Markenprodukte durch hohe Leistungskraft und gute Umweltverträglichkeit aus.

Wie ökologisch kann Waschen eigentlich sein: Wie bekommen Sie Effizienz und Nachhaltigkeit unter einen Hut?

Es geht um die Balance zwischen Top-Leistung und besonderer Umweltverträglichkeit. Denn nur, wenn etwas gut und effizient wirkt und gleichzeitig die Umwelt schont, ist es auch wirklich nachhaltig. Ein Beispiel: Sind Textilien nach der Wäsche mit einem besonders umweltverträglichen Waschmittel nicht sauber und müssen erneut gewaschen werden – ist dies überhaupt nicht nachhaltig. Entsprechend wurden sowohl die Reiniger- als auch die Waschmittel-Varianten von Terra unter den Aspekten Leistung und besondere Umweltverträglichkeit entwickelt. Dabei ist generell ein vorrangiges Ziel der Produktentwicklung neuer Wasch- und Reinigungsmittel die stetig verbesserte Reinigungsleistung bei immer geringerer Dosierung und niedrigeren Temperaturen. Zudem ist sparsamer Wasserverbrauch ein wichtiger Aspekt. Entsprechend optimieren wir unsere Produkte zum Beispiel in Bezug auf energie- und wassersparende Anwendung. Beispiele sind Persil Gold und Persil ActicPower bzw. Somat 9 und Somat Perfect Gel.

Wie sichern Sie die Verfügbarkeit der Rohstoffe, die Sie für die Produktion von nachhaltigen Produkten brauchen?

Generell arbeiten wir eng mit wichtigen Lieferanten zusammen, um den Zugang zu Märkten und Rohstoffen über Rahmenverträge zu sichern.

Wie wichtig ist dem Handel das Thema Nachhaltigkeit? Gibt es Impulse aus den Unternehmen?

Dem deutschen Handel ist das Thema „Nachhaltigkeit“ zunehmend wichtig. Mit vielen Handelspartnern sind wir in Gesprächen, wie wir zukünftig gemeinsam das Thema noch besser den Verbrauchern nahe bringen können. Viele deutsche Einzelhändler sind im Rahmen des von der Europäischen Union initiierten europäischen Handelsforums („Retail Forum on Sustainability“) aktiv, das sich für das Thema „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ im europäischen Handelssektor einsetzt.

Wie unterstützen Sie den Handel bei der Kommunikation?

Rund um konkrete Projekte wie die Marke Terra, bei der wir sehr viele Informationen zum Thema Nachhaltigkeit haben, nutzen wir unterschiedliche Möglichkeiten wie Handzettel und Beiträge in Kundenzeitschriften, um ausführlicher zu informieren. Bei den meisten Marken stehen wir – wie auch der Handel selbst – jedoch noch relativ am Anfang. Im nächsten Jahr werden wir sicherlich die besonderen Aspekte im Sinne der Nachhaltigkeit noch prägnanter herausstellen. Wir entwickeln zurzeit konkretere Ideen zusammen mit ausgewählten Handelspartnern.



Gibt es weitere Trends/Entwicklungen, die dem Segment Waschmittel bzw. Reinigungsmittel Impulse geben? Wie setzen Sie diese um?

Der große Trend im WPR-Bereich ist die außerordentlich positive Entwicklung der flüssigen Universalwaschmittel in den vergangenen Jahren – mit einem Wachstum von 20 Prozent im Jahr 2009. Grund ist der Trend zu mehrfarbigen Textilien. Wir haben dieser Entwicklung Rechnung getragen und bei unseren Universalwaschmittel-Marken neue flüssige Color-Produkte und zusätzliche Packungsgrößen eingeführt, beispielsweise von Spee und Weißer Riese. Hinzu kommt, dass immer mehr Textilien nur bei 30 oder 40 Grad gewaschen werden können. Bei diesen niedrigen Temperaturen kann Waschmittel allein Keime und Bakterien nicht wie bei 60 Grad beseitigen. Deshalb haben wir Anfang des Jahres unter unserer Premium-Marke Persil den Hygiene Spüler eingeführt, der zusätzlich zum Waschmittel verwendet wird und zu 99,99 Prozent Bakterien und spezielle Keime zuverlässig, auch im Kaltwaschgang sowie bei der Handwäsche, entfernt.

Wie preisbewusst sind die Verbraucher bei Waschmitteln generell? Sind sie markentreu und bereit, für „ihr“ Markenprodukt, das schon bei geringerer Wassertemperatur reinigt, mehr zu zahlen?

Die Verbraucher sind preis- und qualitätsbewusst, daher ist der Anteil der Handelsmarken im WPR-Segment im Vergleich zu anderen Warengruppen eher niedrig und rückläufig. Für Markenprodukte sind Verbraucher bereit, mehr Geld zu zahlen, wenn sie auch mehr Qualität erhalten. Wir sind daher davon überzeugt, dass unsere Strategie, mit starken und hochwertigen Marken in den einzelnen Segmenten präsent zu sein, auch langfristig erfolgreich sein wird. So steht etwa Persil bei den Verwendern nicht nur für saubere Wäsche, sondern auch für Wäschepflege.

Wie wichtig sind Promotions im Bereich WPR?

Aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs ist die Promotionrate vor allem in den Segmenten Universalwaschmittel und Weichspüler sehr hoch. Insbesondere Preispromotions des Handels spielen eine große Rolle. Andere Promotions wie Mehrmengen oder Duftpromotions bieten wir an, weil wir mit Duftvarianten in limitierter Auflage den Verbrauchern attraktive Abwechslung bieten und mit Mehrmengen den Verbrauchern für ihre Markentreue danken. Im vierten Quartal – ab Oktober – gibt es beispielsweise besondere Duftvarianten von Spee Gel Color und von Pril sowie erneut „Unser Bestes“ von Persil.

Wie sieht nach Ihrer Ansicht das Waschmittel der Zukunft aus?

Es werden immer mehr flüssige Waschmittel eingesetzt werden, die im Vergleich zu heute eine noch deutlich verbesserte Leistung haben.

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Der gebürtige Österreicher startete 1989 nach dem Wirtschaftsstudium als Brand Manager für Perwoll und Pril bei Henkel in Österreich. Nach unterschiedlichen Stationen in diversen Ländern war er bis zum Wechsel nach Deutschland 2008 als Vice President Marketing Laundry & Home Care und Country Steering Manager für Henkel Central Eastern Europe zuständig.

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Georg Baratta-Dragono; Geschäftsführer des deutschen Wasch- und Reinigungsmittelgeschäfts bei Henkel, Foto: Henkel